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Sächsische Staatszeitung : 13.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192408132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19240813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19240813
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-13
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 13.08.1924
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Seite 2 zu Nr. 187— «Lchftsche Staatszeituug — Mittwoch, IS. August 1824 reilnahm« des AeichslanS«,» Narr' fortgesetzt. SS verlautet übrige»», daß sich der ameri kanische Botschafter in Lando» al» Ver treter seiner Regie ung mit der von der fran zösischen Delegation vorgesehenen ein- jährigen Räumung-frist einverstanden erklärt hat. Macdonald halte. anschließcnd an eine Unterredung mit TveuniS. eine neue Besprechung mit d.-n sah,enden Mitgliedern der deutschen Dele gation. E- verlautet, daß ausschließlich die Räu- mungssrage behandelt wurde. * Mit Ausnahme von zwei oder drei Punkten die Arbeit beendet. Londe«, 12. August. Lfsijiös wird mitgetcilt: Am Tien-tag atzend habe« lie interalliierte» Lclcg» tiouc« tnsammen mit der amerikanischen Dele, gation unter dem Vorsitz Macdonalds eine Konfercnz abgehalten. Macdonald berichtete über de« zufriedenstellenden Fortschritt der Artzeit der verschiedenen Ausschüsse. Er sagte, das; mit Ausnahme tzon zwei oderdreiP unkten die Arbeit beendet sei und daß die inter alliierte» Delegation,« nur noch einmal zu- sanimenjutretcn brauchten, bevor lie ab- schlies ende Vollsitzung u it der teutsche» Delega tion stattfindet. Die Kvnscrc«» ging alle vc- richte der Ausschüsse noch cürmel durch und be stätigte alte Zusätze, die seit der Beteiligung der Deutschen an der Londoner Sonscrrnz gemacht »orde» sind. Die meisten dieser Zusätze sind b,reits bekannt. * Was das französische Parlament von Herriot erwartet. Paris, 12. August. Der Louderberichterstalter des „Rätin" iu Loudon glaubt zu wissen, daß Loucheur Herriot über die Ein drücke unterrichtet habe, welche die Londoner Verhandlungen bis jetzt im Parlament hinterlassen hätten. Ler all- gtuuinc Eindruck gehe dahin, daß Herriot einen Handclsbcrtrag und ein Abkommen über die interalliierte« Schulden, jenes als Gcgcnlcistiing für die Üonjejsionen an Tcutjch- laod, dieses für die «oiizcsjion au Sngl«7d, mit «ach Paris bringen müsse. * Bcrhandlnsgen über die Rückgabe der Zechen. Paris, 12. August. Ter Minister der öffentliche» Arbeiten, Peytral, ist heute nachmittag aif Wunsch Herriots nach London abgsreist, um dort mit den Deutschen über die Modalitäten der Rück- gäbe der rheinisch-westfälischen Eisen bahnen an die Reichsbahnverwaltung und der von den Nlliiert.n in erzene Regie genommenen Zechen und industriellen Unternehmungen an die Besitzer zu ver- handeln. Loucheur» dessen Ankunft in London wir bereits gemeldet haben, hat heute und gestern mit Lerriot und Elemente! längere Besprechungen gchabt. an denen zum Teil auch die belgischen Minister Theunis und Hyusmans terlgenommen haben. Nach den hier vorliegenden Meldungen scheint ihr Gegenstand gewisse mit d,m Abschluß eines Handelsvertiages zusammen- hängende Probleme gewesen zu sein. ES ver lautet, raß von fian Sicher Seite außer einem Abkommen über den Austausch von Sohlen und Koks gegen lothringische Minette auch hl« Beteiligung an mehrere» -roße« Zechen und ino»strt«He» Unter- nehmungen an-estretzt wird. O Löbe gegen zu große Ao»- zejfionen. BreSlau, 12. August. In der sochatdemokra isch.'n „Breslauer Volks- wacht" befaßt sich der frühere sozial)emckralische Reichktagspräsioent Löbe mit den Londoner Verhandlungen. Dec ArUtet verdient um deswillen besondere Beachtung, weil hier von sozialdemokratischer Seite davor gewarnt wwo, aus Prestigegründen den französischen Forderungen zu weit nachzug.-ben. Leb.» fragt, ob der gefor derte Preis für eine Abkürzung der Be satzung von nur sechs Monaten nicht zu hoch sei. Tan.ben hat er auch in handelSpolUifcheu Fragen erhebliche Bedenken gegen zu weitgehende Zugeständnisse und Bindungen und warnt die Regierung daoor, auS dem Wunsche heraus, um des Prestiges willen in der Räumungsfrage ei«,« Erfolg davonzutragen, Konzessionen i« wirt schaftlichen Dingen zu machen, die nachher nicht erfüllt werden könnten und schlimme Wirkungen für Deutschland haben müßten. * Bedenken der dentschnutionalen Neichstagssraktion. Berlin, 13. August. Die Rechtspresse veröffentlicht eine Zuschrift aus den Kreisen der deutsch nationalen ReichSlagsfraktion, in der eS heißt: Bon zahlreichen in Berlin anwesenden Mitgliedern der deutschnaiionalen NeichstagSfraknon wird die Ent- Wicklung der Verhandlungen in London mit wachsender Sorge verfolgt. Es liegt die Gesahr vor, daß man keine Verbesserung der Eachverständigenvorschlage erreichen, sondern soiar in eine Versa lechterung cinwilligen werde. Bei allen Besprechungen wurde mit großem Ernst darauf hingewicscn, daß die Stellung der deutsch- na ionalen Retchstagssraklion durch die von ihr beschlossen?» sieben PunUe endgültig festgelegt worden sei. Solche Lösungen, d e diesen unver zichtbaren Forderungen nicht voll entsprächen, würden die Zu immung der deutschnaiionalen Volk-partei nicht finden köimen. * Optimistische Stimmung iu Paris. Paris, 12. August. Tie Berichte der Pariser Blätter aus London tragen auch heute einen sehr zuversichtlichen Charakter. Nach dem Londoner Berichterstatter des „Temps" ist es in der Sitzung, die die Vierzehn am Dienstag morgen abgchalien haben, gelungen, die meisten noch offen gebliebenen Fragen der Regelung entgegenzuführen. In der Frage der Überweisungen sei lediglich ein einziger Punkt mit rein technischem Charakter offen geblieben, der wahrscheinlich heut, nach mittag seine definitive Losung finden werde. Dagegen sei cs noch nicht gelungen, sich über die Liste der von der deutschen Regierung zu garantierenden Natural- lieferungen völlig zu einigen. Der Sonder korrespondent erkennt an, daß in dru Ver handlungen die deutschen Vertreter wiederholt Beweise einer im großen und ganzen konzilianten Halt»», erbr»cht Hütten, da^ge« Hatz« S»»wde» auch heut, wieder di« deutsche» Interessen Mt größerem Elf« a» die deutsche Reglerung selbst »erlreten. Da» habe de» französischen Minister präsidenten z» einem formellen P ölest veranlaßt. „Paris Soir" gibt der Überzeugung Ausdruck, daß die Konferenz an der Räumungsfrage nicht scheitern werde. von dem Augenblick an, wo man aus die produktive Ausbeutung verzichtet Hatz«, sei c» »n«»,lich gewesen, sich »ns di« Aufrecht,rhek- t»ng der militärischen Besetzung t« vrrsicifcn. Nachbem Poineart wltdcrholt erklärt habt, daß die französischen Truppe» lediglich zum Schutze der Ingenieure an der Ruhr scie», würde eS das Lantz nicht ver stehen, wen» die jetzige «rgierung sich weiger» sollte» dir Truppen »«- rückz »ziehen. Der vcrsuy, da» Problem der Arparationen mit dem der Sicherheit,» zu v,rgnickt«, könne nur dazn führen, das eine wie da» andere «nmsgllch zu mache». * Polen meldet sich. Pari«, 13. August. Rach einer Havasmeldung aus London hat Herriot heute den dortigen polnischen Ge sandten in Audienz empfangen. Dieser hat namens seiner Regierung een Wunsch geäußert, daß, falls eS zu irgendwelchen Abmachungen über die Frage der Sicherheit kommen sollte, die Interessen und die besondere Lage Polens Berück sichtigung finden möchien. * Die Aussichten ans Unterbringung der deutsche« Anleihe in Amerika. Nrw York, 1» August. Rach ei»cr Meldung der „Associated Preß" erklärte »er Bankwr Otto «ahn bei Rück kehr aus Europa, er rrwrrtc den baldige» Ab schluß der Vcryandluugr» über die im Lawes- plan vorgejehcne Leutsch? Anleihe. Lcr Vize präsident ter Guaranly-Drust-Eompanh, Fran cis Sisjo«, drückte die Mrinnng ans, Laß alles ans die Erledigung der Anleihefrage innerhalb zweier Wochen hindeute und brntcte an, datzermorgenandcrSpitze deS amerikanische» Syndikat» 1v» Mil lionen Anleihedo«d»zeichue» werde. Ausschreitungen im Sudan. London, 12. August. Nach hier eingetroffenen Meldungen veran stalteten die Kadetten der Militärschule in CH ar tum mit Gewehren einen Zug durch d>e Stadt. Jhn-u folgte eine große Menschen menge, die von der Polizei rasch zerstreut wurde. Pic Küdriten, die fkch weigerten, die Waffen ab- zugeben, wurden von einer Kompanie britischer Truppen umzingelt, ent waffnet und verhaftet. Auch in Port Sudan veranstaltete die Manischaft eines ägyp tischen EisenbahnbataillonS Kundgebungen. Ein britisches Bataillon wird nach dem Sudan zur Verstärkung der dortigen britischen Truppen ent sandt. — „Evening Standard" schreibt: Erne Reihe von Ausschreitungen und Kundgeb inzen, die von ägyptischen Agitatoren organisiert worden seien, hätten im Sudan eine ernste Lage geschaffen. In maßgebenden Kieisen sei man der Ansicht, daß diese Entwickelung dir bevorstehenden Verhand- lungen zwischen der britischen Regierung und Ägypten beinträchtigen würden. «» schmi,«Ische» «i»relse»er»«t sie « ß B«rltn, 13. Auaust, Nach ei»er «eldu», der „Löst. Ztg." au» Zürich hat der Schweizerische Bund,»rat ei» allgemeine» Einreiseverbot fa, russische Ckaat«angehörige erlassen. Gütliche vettegunfl des irische« Grcnr- kollstikteö. Dublin, 13. August. Da» Parlament de» irischen Frei staates hat eine» Gesetzentwurf an- genommru, betreffend Einsetzung eine, Kommission zur Festlegung der Gren zen zwischen dem Freistaat und Ulster und zwar in erster Lesung mit sechzig gegen zehn Stimmen. Umsue Romsua. Rom» 12. August. Die vor einigen Tagen angekündigte Grün- düng eines katholischen Verbandes, Ler die dem Faschismus nahestehenden Katholiken zusammenschließen soll, ist jetzt er- folgt. Der Verband trägt die Bezeichnung „Unione Romina" und bezweckt die polt- tische Bildung der katholischen Wähler. Dem Gcündungsausschuß gehört der Abgeordnete Mar» tire, ,i» ehemaliges Mitglied, der italienischen Vollspartei, an. Vorläufig handelt es sich um keine eigentliche politische Partei, sondern um eine Vereinigung von Kaiholilen, welche die Politik der italienischen Lolkspartei nicht billig?» und zur Mitarbeit mit der gegen wärtigen Regierung bereit sind. — Aus Anlaß de» zehnten Jahrestage- d?» Kriegsbeginn» ver anstalteten auf Weisung des Kongresse« der Dritten Internationale Moskau junge römische Kommunistrn eine Protestkundgebung gegen den Krieg. Sie klebten Pivpagandazcttel an die Mauern und hißten unter andeicm auf sl.l- trischen Leistungtmasten rote Fahnen. Zehn Kom munisten wurden veihaftet. Amerikanische Wahlreden. Davis klagt die Republikaner an. New Kork, 12. Augut. Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Davis, hielt in Clarkeburg eine Rede, in der er sein Programm für die Präsidentschaftswahlkampagne jkizgerte. Er klagte die Republikaner an, daß sie in d.r unglaublichsten Weise die Korruption groß gezogen haben. Das Zustande ko mmen des Zollgesetzes und die Vorteile, die dabei den Unterstützern des G.'setzes zugebilligt worden sind, bezeichnet er als eine Schande. In der Außenpolitik meide die demokratische Partei an jeder Bewegung zur Sicherung des Friedens alt» Mitarbeiten. Den Weltgerichtshof und den Völker bund billigte er. Ebenso bekannte er sich zur» Atkoholverbot und verpfändete sein Wort, alle Kräfte anzuspannen, daß das amerikanische Budget- systcm noch stärker die Bedürfnisse der Wirtschaft berücksichtigt. Kleine A«Sla«-S«achrich1e«. Paris, 13. August. Heute nachmittag findet ein KabinettSrat statt, in vem der Zeitpunkt des Wieder- ,zusammentritt- der Parlament« fest- gelegt werden soll. Rach dem „Matin" werden Erinnerungen an Mar Reger. I» der „Frkf. Ztg." veröffentlicht Kurt Lenrberg, der Reger anscheinend persönlich näher- gestanden tat, Erinnerungen aus dem Leben d eses großen Meisters und erzählt u. a. folgendes: Wollte man Reger als Menschen kennen lernen, so mußte man mit ihm allein sein oder im Kreise einiger weniger, die mit Vorsicht auszuwählen waren. Tann erst erkannte man, was man ja ohne weiteres nach der Dele seiner Mu,k an nehmen mußte, daß dieser Mann nicht lediglich schlecht und recht ein Musikant war. Hier offen barte sich sein tiefes Gemüt, dem nichts Mensch liches fremd war, und das in alle Gcbiete des Wissens drang, um zu Höherem aufrusteigen. Wie gemütvoll wußte er Lain von sernen beiden Ileincn Mädchen zu erzählen. Wre hatte er die Kindelseele belauscht, und wie strahlte sein Auge, wenn er von unschuldigen Äußerungen der Klein?» berichtete. Reger hatte ein kindliches Gemüt und er war, trotz einem gewissen Künstleistolz, der sich bei ihm oft in sehr origineller Form äußerte, in seiner Art bescheiden und ohne Überhebung. Tas schließt nicht aus, daß cr gewiß manchen musikalischen Trotiel sehr kiäftig angefahren hat. Aber wahrer Kunst gegenüber beseelte ihn eine besondere Ehrfurcht. Besonders kam dies zum Ausdruck, wenn er von den alten Meistern sprach, vor allem von Bach und Beethoven. Von Beethovens Bette besaß er ein Stück Hol; und diese- verwahrt« er wie eine Reliquie. AIS wir eine» Tage- nach einer Generalprobe, in der Reger die Lioika und seine Vaterländische Symphonie dirigiert hatte, in ein bena.t barte» Kaffeehaus gingen, um etwa- zu uns zu nehmen, erklangen un- Stellen au» „Loheogrin" entgegen. E» war keine ersi Emsige Kapelle, die da spielte, und mein Vater äußerte zu Neger, er bedauere, daß er, nach dem eben Gehörten, jetzt diese Klänge aber sich ergehen lassen m iss?. Er aber sagte: „Da- ist von Waqn.-r. Da» il so wunderschö«, da- kann ich immer hören." Und wir standen ' still, bis da- Musikstück zu Ende war. Niemals hörte man Reger über einen bekaunten lebenden Komponisten ein abfällige» Urteil sällen. Wer es darauf anlegte, seine Meinung über die Schöpfungen der modernen Berühmtheiten heraus- zufodern, hatte kaum je einen Erfolg zu ver zeichnen. Erlaubte sich j«n and in seiner Gegen wart ein abfällige» Urteil unter Hinweis aus eine bestimmte Stelle in dem getadelten Werk, dann war das Höchste, was er zu hören bekam, «in „Ta können 'S schon »echt hab««." Er ging auf die Sache nicht ein, verstand es vielmehr, dem Gespräch sofort ein« andere Wendung zu geben. Mit großer Liebe pfleg e Reger auch von dem greisen Herzog von Meiningen zu sprechen, und eS ist wohl zweifellos, daß sich hier zwei Künstler- seelen gesunden und verstehen gelernt hatten. Der Her og verfolgte mit großer Anteilnahme die Konzertreisen seiner Kapelle, und er war mit Reger dieserhalb stet- im regen Briefwechsel. Bei dem hohen Alter des Herzog» war e» ers'aun- lich, wie er auf die Einzelheiten de» Programm- einging und Vorschläge machte, welche Stücke an bestimmten Plätzen wohl zweckmäßig zur Auf- führurm zu bringen seien, und wie man die Reihen'olge gestalten müsse. Was Reger als Dirigent geleistet hat, wird wohl jedem unvergessen sein, der das Glück hatte, einem Konzert der Meininger Kapelle »nter seiner Führung brizuwohnen. Die Konzertreise der Sa- pelle war ein Sieges zug durch Deutschland. Dabei war die Entlohnung, die Reger für seine mühe- volle Tätigkeit « hielt, verhältnismäßig nur gerinv, und mein Vater hat ihn ost damit geneckt, daß der erste Reisende vom Han'e Meyer ck Co. höhere Spesen als er beziehe. Aber Reger leitete kein ! Gelsintereffe. Für sich beansvrucht« er kein« hohen Spesen, aber für die Mitglieds seiner Kapelle hat er sich stets mannhaft ring setzt, um bei der Hof kaffe für sie heraus zuholen, was herau-ruholen war. Reger hielt e- >ür seine Kompofitionstäligkeit für vötig. ein größere« Orcke^cr dauernd zu leite« Er sprach de« öfteren sein B-dauern darüber au«. daß Brahm« niemals längere Zeit ein größeres Orchester geleitet habe, und daß hieraus nicht un erhebliche Mängel in seinen Orcheierkomposiiionen entstanden seien. Für ihn setbl sei die Leitung des Orcheler« eine hervorragende Schule, und er würde manche seiner älteren Kompositionen ander« geschaffen haben, wenn er damals schon diese Schule durchgemacht hätte. Wie Löns die Heide eutdeäte. In wenigen Wochen jährt sich zum 10. Male der Tag, an dem Hermann Löns gefallen ist. Sein Biograph, Friedrich Castelle, widmet ihm jetzt in der „Bergstadt" einen Aufsatz, in dem er auch unbekanntes Material au» dem Nach laß verwertet. Lie deutsche Heide und besonders die Lüneburger Heide ist bi« vor wenigen Jahr zehnten unserem Empfinden völlig verschlossen ge- wesen. Eichendorff gedenkt mit Grausen der Fuß- Wanderung durch die „lungensüchtigen Steppen der markantesten Reichsprosa Deutschlands, der weltberüchtigten Lüneburger Heide", und der Geograph Höfter nennt noch um die Mitte de« 19. Jahrhundert« di« Lüneburger Heide „ein ödes, traurige» Land, ohne Anhöhen, Täler, ohne Seen, ohne alles Laubholz". Wenn auch bereits im letzten halben Jahrhundert einige Maler und Dichter die hier verborgenen Reize ahnten, so sind sie uns doch erst ganz durch Lön« erschlossen worden, der zugleich al» ernsthafter Naturforscher und al« visionärer Seher diese« ihm „heilige Land" betrachtete. In einem im Nachlaß aufgefundenen Auf. satz „Die Bezwingung der Heide" hat er selbst da« beste Übersichtsbild über die Bedeutung dieser Landschaft gegeben. „ES ist noch nicht lange her", schreibt er, „da lächelte man in Mittel- und Süd deutschland etwa« spöttisch, kam die Rede auf die Lüneburger Heide. Man stellte sih darunter ein Stück Land vor, pla-t wie ein Tisch, leer wie eine Bettlerhand, mit niedrigem Heidekraut bewachsen, bewohnt von einer rückständigen Bevölkerung, deren Haupleinkommen in Schafzucht, Honigverkauf und Torfmachen bestand. Diese Vorstellung beruht aus vollkommener Unkenntnis. Ein einziger Blick aus die Lanvkarte muß den Beweis erbringen, daß ein Landstrich, der zwischen den Unterläufen der Elbe und der Weser liegt, der von vielen wasser reichen Flüssen und Bächen zerschnitten wird, der Höhen und Tiefen besitzt, unmöglich ein dürres, armes Gefilde sein kann, und daß höchstens ge wisse Teile davon, infolge dünner Besiedlung und mangels an Straßen, als Ödland daliegen. Ein Land, das Städte mit wohlhabender Bürgerschaft, wie Lünrburg, Soltau, Celle, Uelzen, Walsrode und eine Menge von zum Teil großen Flecken und stattlichen Dörfern umfaßt, die zum größten Teil auf eine alte und stolze Vergangenheit zurück blicken können, kann in seiner Gesamtheit nicht arm gewesen sein." Sin echter Heidegänger ist LönS gewesen, der sich langsam die ganze Schön heit dieses Erdenflecks eroberte und sie damit für uns entoeckte. Zuerst ta icht in seinen Skizzenbüchern die Liebe zur Ostheide der Lüneburger Niederung mit den hohen Forsten der Göhrde auf. Aber die vordringende Industrie störte ihn hier bald m seiner Einsamkeit, und er zog sich ti.-fer zurück in die Mittelheide, jenen wunderovllen Landstrich, der in dem Dorf Bispingen seine schönste Siedlung, im Wilseder Berg seine höchste Erhebung, im Toten grund seine »eichst« Urnalur hat. Hier lag die Welt de- Dichte-S Hermann LönS. Für dieses Grbiet hat er gekämpft und geworben, und mit sein Werk war es, daß hier 1900 der gewaltige Naturschutzpark geschaffen wurde, der un- für alle Zeiten ein Stück deutscher Urheid« sichert, sowie e« in seinen Dichtungen lebendig ist. Aber je mehr er selbst den Sinn für diese« Land weckte und bewundernde Menschen hmzog, desto stärker ergriff ihn di« Südhcide, der Teil unterhalb d«, Bahnlinie Uelzen—Langwedel. Nicht die Schön heit der Lieth, de« köstlichsten Flecken« in de» Lüneburger He»d«, «icht die malerisch« Landschaft bet Lutterloh, waren es in erster Linie, sonder« dl« große geschichtliche Vergangenheit diese- Landes
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