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-ckvaltsäse Aufreguag, nte- ^geschlagen, «Ntmuthigt, hatte der junge Mann M In dem Kerker auf das Lager geworfen und »ar ringeschlafen. Sein Vater wachte nebei» ihm: MötzÜch kreischten die Riegel, und die Kerkerthür Offuete sich. Der Kerkermeister, begleitet von Dienern der Republik, trat ein mit einer Liste in der Hand; er rief her Reihe nach die Unglücklichen auf, deren letzte Stünde geschloßen hatte. ließ er auch den Namen ertönen: Loi» Niemand antwortete. Zum zweiten Male rief er: LoizerolleS! Gleiches Schweigen; der Vater allein hatte Pen Tobe-ruf vernommen. ES war sein Sohn, der ruhig schlief, ohne an den Tod zu denken, noch M vek fürchterlichen Auftritt, dem er beiwohnen Wt«. WaS war unter diesen Umstanden zu thun? Den jungen Mann zu wecken, um ihm zu sagen, bck- der Henker seiner wartete? Seine Augen zu öffnen, um sie ihn so bald wieder zum ewigen 'Schlafe schließen zu sehen? Während der Greis diese quälenden Betrachtun» gen anstellte, ertönte der Name LoizerolleS zum 'dritten Male. Da durchzuckte ein plötzlicher Gedanke den Geist deS Greises, einer jener Gedanken, welche nur in dem Herzen eines VaterS entstehen können: man rief sxineizSohn, doch er wollte für ihn antworten. ' W der Begeisterung erfaßte ihn ick Na, ujld zum zweiten Male wollte er seinem Sohne VaS Leben geben. Er, antwortete daher auf den Ruf und trat in die Reihe der Verurtheilten, die zu dem Schaffst aufbrechen sollten. Aber ehe er das Gefängniß verließ, ging er noch einmal zu seinem Sohne, beugte sich über ihn und flüsterte leise: „Schlaf«, mein Sohn, schlafe in dem glücklichen Schlafe, welcher Deinen Augen den Vater ver birgt, der für Dich sterben wird. Erwache nickt zü früh, sondern warte, bis das Opfer vollbracht ist!" — Und ohne ihn zu umarmen, aus Furcht, den Sohn durch den Kuß zu erwecken, und daß dieser dann der Aufopferung des VaterS ein Hinderniß entgegenstellen möchte, verließ er ihn für immer. Er bestieg das Schaffot, und indem er seinen Kopf dem Messer bot, waren seine letzten Worte, »elche er flüsterte: „Gott beschütze meinen Sohn!" ! Eine Geschichte vom Lichtenstein. (Fortsetzung.) Und so »st «S auch; der alte Herr ist der Förster von Anckeil, der schon seit mehr als zwanzig Zähren hier oben daS Regiment führt, nachdem er früher, in.seinen jüngeren Jahren, in unmittelbaren Dien- stÄ deS Herzogs Eberhard, deS Dritten, deS dama» Öligen Regenten von Würtemberg, gestanden war, und die blühende Rose neben ihm ist , seine Tochter Sgn«S, der einzige Sprößling einer glücklichen Ehe, die nur zu bald durch einen frühzeitigen Lod de», Gattin güöst worden war. NgneS führte dem Ba- ter die Haushaltung schon von früher ZuMd an; denn der Förster war Wittwer geblieben, um seinem einzigen Kinde keine Stiefmutter zu geben. So be kam daS Mädchen bald eitle gewisse Selbstständig keit, die sich ihrer eigenen Kraft bewußt war, und nicht wenig trug hiezu die Erziehung bei, welche ihr auf dieser Einöde hier oben zu Theil geworden war. Von einem regelmäßigen Schulbesuche im nächsten Dorfe konnte nämlich natürlich nicht die Rede sein; eben so wenig von einem eigenen Hof meister. DaS erstere verbot im Winter der Schnee, welcher auf dieser luftigen Höhe alle Wege auf viele Mvnale verdeckt, und daS letztere ging nicht, weil dezn Förster die Mittel fehlten, einen eigenen Lehrer zu halten. So übernahm denn den größ ten Theil der Erziehung seines KindeS der Vater selbst, und natürlich konnte eS nicht auSbleibey, daß dieselbe etwas „männlich" ausfiel. Sielernte schießen und reiten, fast ehe sie lesen und schreiben konnte, und im Stillen bedauerte eS der alte För ster oft, daß sie kein Knabe geworden sei. -Uebri» genS blieb sie in den Schulwissen schäften doch auch nicht zurück, und sogar in den speziell weiblichen Kenntnissen rückte sie mit den Jahren ordentlich vorwärts; denn im Sommer war bor Weg nach Honau hinunter für ein so kräftiges Mädchen wie Agnes ein bloßer Spaziergang, und'der Pfarrherr und die Pfarrherrin von Honau nahmen sich deS lernbegierigen Kindes auf s bereitwilligste an. Auf diese Art wuchs Agnes auf. Doch wir kehren zu dem eichenen Tische in der großen Hellen Stube im Schloß Lichtenstein zurück. Der alte Herr von Anweil und seine Tochter sind nicht die Einzigen, welche daran sitzen, sondern wir sehen noch drei weitere Personen, Vie ihrer Tracht nach — sie sind gleichmäßig in grüne kurze Ober röcke, hirschlederne Hosen und hohe Stiefeln, die fast bis an die Knie reichen, gekleidet — sämMtlich Jägerbursche sind. Aber trotz der Ähnlichkeit der Kleidung scheint ihre Stellung im Hause doch eine verschiedene zu sein, denn Zwei von ihnen, die Ael« teren, sitzen unten an der Tafel und gehören offen bar zum Dienerstgat, der Dritte aber hat seinen Platz links vom Hausherrn, der Agnes gegenüber, und scheint eher wie ein Sohn, denn wie ein Jäger bursche behandelt zu werden. ES ist dies ein schmucker Kamerad von etwa fünfundzwanzig Jahren mit krau sen Löckchen und einer fast untavelhaften Gestalt, zudem mit einem frischen Gesichte, auS welchem ein paar kühne entschlossene Augen hervorblicken. Allein trotzdem vermissen wir Etwas an dem jungen Manne, nämlich jene unbefangene Fröhlichkeit, welche sonst einen Burschen seines Alters auSzeicknet, und eS fällt uns nicht wenig auf, daß seine Stirne nicht selten umwölkt erscheint, während um seine Lippen ein melancholischer Zug spielt, besonders wenn er sich unbeachtet glaubt. Diese fünf Personen also sitzen um den Tisch uyd sprechen dem Frühstücke, daS eine stämmige Magd soeben aufgetragen hat, eifrigst zu. Zu ihren Füßen