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Sächsische Staatszeitung : 03.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192407030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19240703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19240703
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-03
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 03.07.1924
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Seite 2 zu Nr 152 — «Lchftsch« EtM»tst«"uus — Toiner-kan 3. Juli 1S2« die Anbahnung guter »nid nützdcher Beztehmrge« zu Angehörigen und Arbeitgdbern, dir Herbei- sührung der Wie^erglUmachuny des Schadens und der AliSsöhnung mit dern Verletzten — Auf. kicken, die, «ar!, der Vewtdnung vom 37. März 1SS3 über Gefängnisfüifvr^e, ganz besonders den Fürsoigedeamlen zufallen. Zur Eimöglichung diefer Srl-rute und Maßnahmen sind z. B. die Befugnisse der Eesangenen ?um Verkehr mit der Außenwelt (Brief vechsel, Besuche empfang) wesent- lich erweitert. Ihre Ziele will die Straf'ollzugsordnnug weiter durch individuelle Vehandlung der «e. fangeneu erreichen. In erster Linie durch Trennung der weniger verwahrlosten und besserungsfähigen von den verwahrlosten und unnerbtssersichen Gefan genen, sowie durch Ausscheidung der körperlich >nd geistig mii derwerligen Gefangenen, dir den gewöhnlichen Strafoollzug stören, aus der Gemein schaft der normalen Gefangenen. Zu diesem Zwecke werden die Gefangenen den verschiedenen «nsta.'ten, je nach dem Grade der Besserung?- fähigkeit, zugnviesen; in der Gesangnienunstalt Banken wird, neben der bestehenden Jugend - ahleilung, eine neue Abteilung für besserungs- fähige Juuzmäuaer über 18 Jahre ein gerichtet, in cllen Anstalten werden Abtei- langen für Minrerwertige gebildet. Am Straf- vollzug an körperlich »nd geistig Minderwertigen wird der Arzt mit entscheidend bsteiligt, er kann insbesondere Abiveichung«» vom gewöhnlichen Strafvollzug vcranlassru. In zweiter Linir wird die Individuallüerung dnäMsührt durch stete Be- rückstchtignug der Perjöulichkrit und Eigenart des Gesangknen bei alten Maßnahmen des Strasvoll- zugs, iur besondere b:i »er EimveismH des Ge fangenen in üin'el ober GemeinschaflLhaft und der Zuweisung von Arbeit. Die verständnisvolle Arrwenduug der neuen Borfchriften stellt an die Gcsängniödeum'en hohe Anforderuugrn, namentlich auch an die Aufüchts- beamten, die, bri ihem uumittelbaren tärlichen Bert.hr, besonders oft in der Lage smd, auf die Gefangnen günstig cinzuwirkcn. Bei verständiger Behandlung lassen sich Reibungen zwischen den Gefangenen und Beamten vielfach abschwächen, lasten sich Widerspenstigkeiten und Widerstände drr Ge angeuen verringern und ausschalten, löst sich manche Beschwerde ve meid n. Kleine Ursachen haben im Gefängnisb.'trieb häufig große, recht unerwünschte und unerfreuliche Wirkungen. Faßt der Gefangene Vertrauen zu den Beamten, so ist damit die Grundlage sktr eine erzieherische Arbeit geschaffen. Tie Lieiflpflicht der Beamten er schöpft sich nicht in der genau«: Mtd gewissen- hastln Anwendung der drawollzugSoorschrifteu. Ihre verantwortungsvolle Aufgabe, niederrebrochene Menschen wieder aufrurichten, könne« sie nur er füllen, wenn sie sich von warmer, aus dem Herzen kommend?! Mensck cnliebe leiten lassen und in den Gefangenen nicht nur das Obj.-kl ihrer Tätigkeit, sonvern den hilfsbedürftigen Mivniensche« sehen. Lo hängt das Schicksal des Strafvollzugs geradezu von der Eignung der Beamten zur rich tigen Behandlung der Gefangenen ad. Männer, nicht Ma-riahmen! Justizverwaltung und Behördenvorständs müssen die Beamte« mit dem neuen Geiste erfülle«, sie durch Besprrchunge«, Vorträge und Lehrgänge ausklären, untkirichten und au bilden. Hierbei werden die neu eingerichteten regelmäßigen Be- amtenbesprechuna en, an dcnerr auch Aussichts- beamte aller Gruppen tecknehmen, besondere Br- dculung gewinnen. Auch die Öffentlichkeit muß an der neu- zeitlichen Ausgestaltung des Strafoollzug« mehr Teilnahme zeige» al« bither. Da» Verbrechen wird nicht durch Erbauung neuer Gefäng nisse, sondern «n wirksamsten durch Lrtvfchilfc der «efettschnft bekämpft. Namentlich an dem Schicksal der ent- lassen«» Gcfangknen und ihrer Not muß die Öffentlichkeit viel mehr Interesse nehmen. Sind Arbeitnehmer und Arbeitgeber den entlassenen Gefangenen zum Wiedereintritt in das Erwerbsleben behilflich, so verhüten sie damit eine neue Ge- fährdung der Gesellschaft. Handel und Industrie schtchen ihr Eigentum vielleicht besser durch frei willige Zuwendungen an die Organe der Ent- kassenenpflcge zur Unterstützung ihrer Arbeit an den Entlassenen als durch Zahlung von Beiträgen für die Versicherung gegen Einbruchsdicbstahl. «rbeitssreudize und soziateurpfindend: freiwillige Helfer müssen sich den Äesängnisfürsorgern und den mit der Eutlassencnpflege betrauten Organen >ur Betreming Strafentlassener zur Beifügung stellen. Will die Gesellschaft vor neuen Rcchts- brüchcn gesichert fei«, so darf sie dir Arbeit nicht dem Staat allein überlassen. Eine Mahnung an die zunick- tehre«1»en Ausgewiesene«. Berlin, 2. Jnll. Berichte aus dem besetzten Gebiet lassen er kennen, wie wenig die Behörden auf die Massenrückkehr der Ausgewiesenen einge richtet siud. Außer der Aushebung der letzten Btschlaguahmemaßnahnren werden die Besatzung-- machte den Ernst ihres Wollens durch Zusammen arbeit mit de« deutschen Behörden für die Unter bringung der Heimkehrer beweisen müssen. Aber auch diese müssen Disziplin halten. Der Reichs- tagsaus schuß für die besetzten Gebiete hat deshalb in seiner heutigen Sitzung einen Gruß and eine Mahnung an diejenigen gerichtet, deren Fürsorge seine Arbeit gilt. Die gegen die Stimmen der Teutschnationalen ange nommeue Entschließung lautet: „Der Rcicl^tagsaueschuß für die besetzten Gebiete begrüßt die Ausgewiesenen, denen end lich, die Rückkehr ermöglicht wird und gibt der bestimmten Erwartung Ausdruck, daß alsbald alle Ausgewiesenen und Gefangenen Heimat uud Freiheit und die Rückkehr in ihre frühere Berufstätigkeit wieder geschenkt werden. Der Ausschuß hat alle Maßnahmen beantragt, die im Nahmen des Möglichen ge eignet sind, Unterkunft und Existenz für die Rückkehrenden zu sichern. Er erneuert die Forderung, daß die Besatzung», behörden dieses Werk der Menschlich keit und Verständigung der Völker fördern. Glebbreitig bittet der Ausschuß alle Ausgewiesenen düngend, nicht überstürzt, ohne daß die vorbereitenden Maßnahmen sich auswirken können, zurückzukehren. Die Rot würde dadurch noch größer. Die Ausgewiesenen mögen noch eiu wenig Geduld haben und Disziplin halten. Keiner soll Schaden davon haben. Die Betreuung unterliegt, wie bisher der Kontrolle des Ausschusses". Angenommen wurde feiner ein Antrag, der von der RcichSregierung verlangt, daß sie ge meinsam mit den Landesregierungen eine umfassende Hilfsaktion für die durch die Wir kungen des Ruhrkampfes und der Sonderbündler bewegung finanziell zusammengebrochenen Gemeinden und Kommunalverbände des besetzten Gebietes einleitet. Ein weiterer An ¬ trag verlangt, daß die Ersatzleistungen auf Grund de« Okkupationsgesetze« sobald al« möglich stn vollen Umfange wieder ausgenommen werden. Aus der gestrigen Sitzung ist »och drr Beschluß de» Ausschüsse« für di« Schwerkriegsbeschädig ten nachzutragen. Auf sozialdemokratischen Antrag hat der Ausschuß verlangt, daß die Schwerkriegs beschädigten, bereits zurückstekchrte» und noch zu- rückkchrenden Arbeiter des Reiches, der Länder und Gemeinden, sowie die nach dem 31. Dezember 1923 entlassenen schwerkriegsbesrhädigten Eisen bahrmrbetter, sobald die Möglichkeit besteht, an ihren alten veschäftigungsort und in ihrer alten Be schäftigungsart vorzugsweise wiedereingestcllt werden. Der Ausschuß hat damit seine vorläufigen Arbeiten erledigt. Er wird zwei Tage vor Beginn de« Plenums erneut zusammen treten und dann die Vorschläge der Regierung wegen der Betreuung der freien Berufe cntgegennehmen. Louchenrs Wahlmanöver gebilligt. Paris, 2. Juli. Dir Kammer wird heute über die Gültig- keit der Wahl entscheiden die von den So- ztalifleu, insbesondre von dem ehemaligen Ab geordneten JnghelS angefochten worden »st. Den Grund zur Anfechtung bildet ein von Lou- cheur und seinen Parteigänger« »uternommencS Wahlnurnöver. durch das die Wahl des Abg. JnghelS verhindert wurde. Der Bericht der Wahlprüf u ngSkommission erkennt die Rich tigkeit der von sozialdemokratischer Scite zur Be gründung der Anfechtung angeführten Tatsachen an, erklärt aber, daß sie kein Verstoß gegen das Wahlgesetz bilden und beantragt de?» balb, die Gültigkeit der Wahl auszu- spreche«. Robrrt de Sonveurl s. Paris, 2. Juli. In» Alter von 41 Jahren ist in der Naht zum Mittwoch der Chefredakteur des links- stehenden .Oeuvre" Robert de Jvu- oenel gestorben. Di« französische Demokratie verliert in ihm einen ihrer aufrichtigsten und mutigsten Vorkämpfer, der französische Journalis- nnrs einen seiner besten »md feinsten Köpfe. Die Leitartikel, in denen Robert de Jonoenel täglich den Kampf gegen die Reaktion uns dir Gcwalt- prlitil des nationalen Blocks geführt hat, waren jedesmal ein tlernes Meisterwerk des Stils und der Dialektik. Robert de Jorwenel war ein Bru der des eiematigen ChefredakeurS des "Matin" und UnterrichltmünsterS im letzten Kabinett Poin- caM, Henri de Jouvenel. Der Ausschluß deS faschistischenArbeiter- verlreters von der Internationalen Ärbeitskonserenz. Genf, 2. Juli. Die Internationale Arbeitskon ferenz hat heute mit bü gegen 22 Stimmen das Mandat des italienischen faschisti schen „Arbeitervertreters" Rossini für ungültig erklärt. Von den 121 Stimmberechtigten gaben nur 87 ihre Stimme ab. Außer den gesamten Aibsilerdklegierten stimmten auch die Regrerungsvertreter von Kanada und Dänemark mit Rein, während die Regierungsvsr- treter von England, Deutschland, Irland, Ungarn, Griechenland, Lettland und Schweden sich der Stimme enthielten. Bei der gleichen Ab- stimmung im vongen Jahre hatten außer Teutsch land noch sämtliche Regierung-Vertreter fürMossini gestimmt. Da« Ergebnis wurde von dir Ver sammlung mit Stillschweigen entgegenzrnommen. * Die Entsche dmig der Internationalen Arbeite- lonferaiz ist auf einen Protest zinAkmsahrrn, den die italienischen Gewerkschaften nach Genf richteten und dem sich die ver einigten Aibeilnehmerd'legierten in einer langen Erklärung an die MandatsprüfungSkonunissiou rest los angeschiossen haben. In dieser Erklärung wird bewiesen, daß die Bereinigung der faschistischen Korporationen gleichzeitig Unternehmer und Lohnempfänger um- schli'ßt, uud dekhalb der italienische Vertreter Rossini brz. seine trchni scheu Beiväte nicht den Anforderungen entsvrcchKN, die der Frie^denSvertrag stellt. Die Arbeitnehmeldelegisrte« berufen sich zur Recht fertigung ihrer Auffassung insbesondere auf den Titel „Arbeit" des FriedeuSoertrazes. Cie sind der Meinung, daß auch die Verfasser des Friedens» Vertrags „unbestreitbar" der Ansicht waren, ^daß Arbeiter und Unternehmer velschiedeue Interessen haben und deshalb auch a»f verschiedene Weise vertreten werben müßten". Da diese Voraus- setzung für den italienischen Vertreter keineswegs geschaffen ist, ist der Ausschluß von den Arbeit«» der Konferenz verlangt. Zum Schluß der um fangreicher» Erklärung, die, wie gesagt, von allen Arbeitnehme»dclegierten «ntrrstützt wurde, heißt es: "Wir erklären nochmals feierlich, daß die Arbeiterbewegungen, die niemals auf- gehört haben, den völligen Zusammenschluß zu ge- meinsamer Arbeit zu fördern und die uns hier oercinigt, die faschistischen Korporationen als eine wirkliche Arbeiterorganisation niemals anerkennen werden. Wir sagen das in vollen» Bewußtsein der Bedeutung dieser Erklärung und aller Verpflichtungen, die sie ent- hält; aber man wird uns niemals zu einer andere», Erklärung veranlass « können." Dir Konferenz der Kleinen Entente. Prag, 2. Juli. Die Konferenz der Kleinen Entente wird vom 11. bis 13. d. M. in Prag abgehalte«. Südslawie« wird durch den Außenminister Nintschitsch, Rumänien durch den Außen minister Duca vertreten sein. Nach der bis- herigen Meldungen wlrv die Konferenz sich mit den laufenden internationalen Angelegenheiten be saßen, mit den Beziehungen der Mitglieder der Kleine« Entente zu ihren Nachbar», mit den Fragen der Samerung Österreichs n«d Ungarns, mit den Fragen, die ans der Tagesordnung der kommenden Sitzung deS Völkerbundes stehe»», ins besondere der Mlitäikont rolle und der Ab- rü-tung, ferner mit de« Verträgen über die gegenseitige Hilfelnstung sowie auch «it den kommenden Verhandlungen bezüglich der Repa- ralionsfragt. Die Wahlnöte des Prasivrntfchaskö- kongreffeS der ameritanisthen Demotraten. Ne« York. L. Jali. Der demokratische Präsidentschafts kongreß ist bereits beim 39. Wahlgang zur Aufstellung des Präsidentschaftskandidaten ange langt, ohne daß irgend.» »e zu erkennen ist, wer nun schließlich der Kauvidat drr Demokraten wer- Karl Worrmaun. tZu seinem achtzigsten Geburtstage, 4. Juli.) Wer der bildenden Kunst vrrbundrn ist, sei es als Genießender, sei es als einer ihrer Jünger, als Maler, als Bildhauer, als Historker, al? Ästhet, der kennt auch den Namen Karl Woer- nannS, denn er hat von ihm, irgendwann und irgendwo, einmal geronnen; er ist ihm, bei rgcndciner Gelegenheit, Führer gewesen, für sein Eissen vielleicht, vielleicht auch für 'eine künst lerische Anschauung. Tas ist das Be eichrende in irr Persönlichkeit dieses Mannes, daß se auf dem Gebiete der büdcnden Kunst Führemaiu: war, wo immer sie in die Erscheinung trat. ES gibt unter den modernen Historikern der Kunst vielleicht nur einen einzigen, der so universal gewirkt hat wie Karl Woermann: das war Alfred Lichtwark, sein nun schon längst dahingezangener Freund. Kail Woermann ist nickt aus dem Boden der Kunst oder dem ihrer Geschichte herausgewackseu; er war von Haas aus Jurist und wirkte schon als Advokat in seiner Vaterstadt Hamburg, als er sich entschloß, die Rechts- mit der Lunstwissen- fchaft zu verrauschen. Innerlich freilich gehörte er ihr schon längst an. Er entstammte einer Familie — der bekannten Reederfirma — in der groß ügigeS Kunstmäzenatentnm gezstgt wurde, und längst, ehe er, nun als Eruvent der Kunst - wissenschaf en, »um zweiten Male Universitäten b?zor, hatte er — er konnte sich da? glücklicker- weise leisten — auf Reisen durch Frankreich und England and nach Amerika sein VerhäliniS u den Künsten in Form and Richtung gekrack t. Mit 27 Jahren (1871) konnte er seine erste lunbwlssen- fchaftliche Arbeit „Über den landschaftlichen Na- tursin« drr Griechen uud Vömet" veröffentlichen, am sodann — er hatte stch inzwischen in Heidel- berg als Priaatdvreot hobGriert— wi«d««m zu rechen, diesmal «ach Italien «ad Gawchenlaad. Die bmden «n Jahr« 1876 erschiene«« WeeS« .Lie Laadfchaft in der «aast Her Ms» »bibrr und „Die antiken Odnsieelandschaften vom Ekqai- livischen Hügcl in Rom" (dieses ein Mappenwerk mit Text) waren dis Frucht dieser Ctudieufahrt. Tas Jahr 1873 brachte ihm eine Professur für Kunstgeschichte an der Kunstakademie zu Tüssel- dorf, die er bis zu si irrer Berufung nach Dresden als Direktor unserer Grmälvegalene b.-hielt. Auch in diese Zeit fällt wiederum eine große Studien reise (1878 bis 1879), die ihn durch alle lünst- lerisch bedeutmigsvollen Länder Europas führte, und wiederum legte er seine Eindiücke über vaS Gesehene in «irrem Werke fest, dem Reisetagebuch „Kunst- und Natnrsliz'en auS Nord- und Süd emopa", das im Jahre 1880 im Druck erschien. Nach Dresden kam er im Jahre 1882, als Nachfolger Julius HübnerS, der, nach Julius Schnorr v. Carolsfeld, zehn Jahre lang der weit- berühmten Sammlung als Direktor vorgestanden hatte. Es würde viel zu weit führen, im Ein zelnen der gelehrte« und künstlerischen Arbeit, der organisatorischen und sammlerischen Tätig- keit nachzugel «n, die Karl Woermann in den fast dreißig Jahren geleistet hat, während deren er die Gemäldegalerie leitete. In ihrer Gesamtwirlung betra «let, kann man von ihr sagen, daß er dem kostbaren Besitz den heute »och gül- tigen musealen Eha akter gegeben hat, und wem vr. Posse, der Nachfolger Werrmanns, weiterbaut an dem Werke, so baut er im Sinne seines großen Vorgängers weiter. Ihm verdankt die Galerie ihren ersten wissenschaftlichen Katalog, uud er war «S, der in drr Organifation uud dem Aufbau der Samml.rng Wandlungen vornahm, die die Bedeutung der Dresdner Gemätdegaleue al« eine der schönsten europäischen Gemäldesammlungen erst sicherstelltev, auch soweit ihr Anteil an der modrrusn Malerei »n Frage kommt. Aber feine Arbeit für die Gemäldegalerie um schloß doch «ur ««n Teil semeS Schaffen«; der andere Dail galt, «ach wie vor, ver Pslrge ve, Künste im avgemru»en, iu-befondrre ver Psteg« v«r Dresdner Guvft, nm die er sich «uv«gehtt<1'o GeMe«ste e«»«»rn hak, «md sevwr UGtglett aG Historiker der KunL Latte er. nock> all Düffel- doifer Akadcmirprof.'ssor, den erste«, da? Altertum behandcl-.deii Teil zu der „Geschichte drr Malrrei" von A. Woltmann beigetragen, die er nach dessen Tode vollendete, so begann er nun mit der Rirderschnst seines Hauptwerkes, drr dreibändig«« „Gesckichte drr Kunst aller Zeiten und Völker", die bisher in drei Auflagen erschienen »st. Und laneben entstanden noch -ahl»eiche andire Werk', so ein „Wissenschafiliches Verzeichnis der ülierni Gemälde der Galerie Weber in Hamburg", „Was uns die Kunstgeschichte l.hct", Die italienisch; Bilduirmalerci dec Renaissance", „Von deutscher Kunst"; auch gab er „Handzeichnunren aller Meister an» Königlichen Kupferslichkabinett in Dresden" heraus und war einer der gesuchtesten Äiiarbeiter unserer künstlerischen und kunstwissen schaftlichen Zeiisch.iften. Es ist ei» Gelehrten- uad Künplerleben von ungeahntem Reichtum; das sich im Erdengange Karl WoeimannS aucprägt, denn neben seiuer fast unübersehbaren wissenschaftlichen Aibeit savd er wiederholt auch noch dis Muße »u form- vollendetem dichterischen Schaffen (,AuS der Natur und dem Geiste", „Neapel, Oden und Elegien", „Reue Gedichte", „Zu Zwei'« im Süden", „Deutsche Herzeck"), und »roch immer schreitet rr, kaum gebeugt von b-r Last seiner achtzig Jahre, unter uns bahn» als ein Manu, der den «mittelbarsten Anteil nimmt au allem, was gievß «ad schön in» Leben und tu »er K»nst tst. Hmrverte, die das Glück gehabt hab:«, den Lebensweg dieser auch als Mensch so liebens werten Pe»söMchkcit zu kremen, Tausend?, die von feiner hohen Geiste«- und Hrrzeickbttdeng »«vergSnrltchen «c^nn eihallen haben, «erdon nwrgen in Verehrung des greisen Gelehrten ge- denke«. Wir invckcken im Kreise der Glück- wünschenden nicht fehlen und mit ihnen hoffen, daß dem verdteckftvM»» Mmuie noch «naezähtt« Jahre geistiger mW »«eprrlicher Frische deschied-n fMwckvg?». HS Die New Uorker Krankheit. Bon Fritz Zielefch, New Yerk. Weil« jemand von der nördlichen gemäßigten Zone nach Afrika oder Ozeanien auszu »andern wünscht, pflegt er sich vorher zu seinem Arzt zu begeben und sich auf seine Tropenfefligtsit hin untersuchen zu lassen. Dagegsn haben wir «och nie gehört, dag sich jemand vor der Auswanderung nach den Vcremigten Etaalsn einer cmsprecheu- dcn Untersuchung «ntclworfen hätte. Und wir haben auch bisher in keinem Reisebericht gelesen, daß eine solche Untersuchung nicht nur r.ützlich, sondern äußerst notwendig ist. ES erscheint uns also durchaus nicht übcrfiüssig, die AuSwanderungs- lustigen auch über diesen Punkt einmal zu unter richten. Als wir vor einigen Wochen die Frlsen von Manhattan betraten, fragt« «ns rin Freund, «iu arter. unbescholtener Knabe, unter sanftem Elröten, ob wir denn wüßte», daß alle Sinwanderer in New York mehr oder weniger ernstlich erkrankten. Nach einigem Zureden faßte er sich ein Herz und nannte uns Namen und Art jener geheimniSooüe« New Yorker Krankheit. Und offenbar weiß man in der mitteleuropäischen Öffentlichkeit darüber deshalb so wenig, weil die Reisende»» es vrr- meiven wollen, in ihren Berichten uudelilat.zu erscheinen. Tenn es handelt sich um nicht mehr und nicht weniger als um Ver dauungsstörungen hartnäckigster Art. Mr w«en damals frivol genug, den Warner für einen Spaß vogel zu halten. Uwerdeffen haben wir Hinz« gelernt, daß tatsächlich die «»eisten aller Einwan derer sich zumindest monatclanz mit den za>t an- gedelcketen veschwerd?n Herumschlage« müssen, wem sie nicht sogar für Jahre und Jahrzehnte die normale Funktion ihre» verdauungSuppamtes einbüßen. SNwr nicht nur die GingewackdrAen, auch vie Amerikaner selbst schlricken-vauenck Drogen und Medikamente all«r Sri, and ein großer Tri.' aller Reklame der Drogerien New Yorks kon- zentrlert sich auf iene Pillen, Tee» und Tablette^
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