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Sächsische Staatszeitung : 10.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192406108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19240610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19240610
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-10
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 10.06.1924
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nach und nach bloßgestcllt wordcn als Diener des Ol«, deS Stahls, der Elsenbahn, der Banken, der Produkte. Beide Parteien haben vom Groß- kapital Cubsidicn angenominen. „Laß dies eine Bestechung war, ist der Offentlickikcit bisher nur nicht Ilar geworden", sagt die Opposition. „Etwa- so Unerhörtes wie der Oljkand.il inns;te sich ereignen, um dem verhöhiiten Wähler die wahren Beziehungen jener Parteien zu Industrie und Finanz L" enthiillen und zu zeigen, wie die Negierung von der Wallstreet mißbraucht wird bei der Plünderung der natürlicben Hilfsanellen deS Landes." Und in dem Aufruf für St. Paul heißt eS: „Während der lebten Jahre sind Millionen von Farmern von ihren Höfen vertrieben worden, da sie nicht mehr ihren bloßen Lebensunterhalt zu erarbeiten vermochten ein Ergebnis deS Ex- ploitierungSprozcsscS. Tie Arbeiter kämpfen hart um d:e Erhaltung ihrer Organisationen und um einen angemessenen Lebensstandard. Lie haben hierbei stets gefunden, daß die Negierung rw» der privilegierte» Klasse beherrscht wird, wenn immer der Kampf um das Necht der Organisierung, um Löhne und Arbeitsbedingungen einmal zum streik führte. Streikverbote sind an der Tagesordnung." Wir sagten bereits, daß die internationalen Fragen in dem Gründungsprogramm nicht er wähnt werden. Aus Gesprächen mit prominenten Gründer» der „Tritten Partei" dürfen wir in dessen entnehmen, daß die außenpolitische Grund- tcndcnz des neuen polnische» Gebildes durchaus aus Bölkerverständigung, Opposition gegen die europäische Gebeimdiplomatie und Schaffung eines internationale» Rechts gerichtet sein wird. Einer der Führer erklärte uns, man würde einen wirklichen Völkerbund miterstühen, sähe aber keinen Vorteil für Europa darin, wenn zu der Majorität problematischer Geister, wie sie sich im bestehenden Völkerbund versammelt hätten, noch ein Amerikaner hinzuträte. Ter künftige Wert eines Völkerbundes hänge von dem Geist ab, der in den Negierungen der anqeschlossenen Länder herrsche. So halte man es für das rich tigste, erst auch einmal den rechte» Geist in d e Regie,ung der Vereinigte» Staaten zu bringen, und man würde es begrüßen, wenn die Völker anderer Länder entsprechend Vorgehen würden, lind dann sei es erste Vorbedingung für die Wirk samkeit eines Völkerblindes, daß ein Weltgerichts- Hof geschaffen winde, der sich auf ein von allen Staaten gebilligtes internationales Recht stützt. Tie Slaaismoral habe sich der Privatmoral an zugleichen. Über die Anerkennung Sowjeirußlands befragt, erklärte uns die gleiche Persönlichkeit, man halte die Anerkennung einer fremden Re gierung, sobald sie einmal stabilisiert sei, für eine Selbstverständlichkeit, ob einem das System jener Regierung passe oder nicht. Schließlich hörten wir diese zwar individuelle, aber sür die Auffassungen in den Kreisen der neuen Partei doch charakteristische Meinung über den Tawes-Bericht: „Er ist gefährlich, weil er ein dreitausend Mellen entferntes Laud unter die, .Kontrolle von Wallstreet bringen will. Wir in Amerika wissen, was diese Kontrolle schon im eigenen Laude be deutet. Wie wird sie sich erst in dem fernen Land auswirkcn, dessen Gesichtspunkte und Eigen arten man nur ungenügend kennt? Außerdem ist zu befürchten, daß eine solche Jntercssierung Wall- flreets am Brennpunkt der europäische» Kon flikte die Vereinigte» Staaten leicht in einen neuen Krieg verwickel» könnte." Man darf schätzen, daß die neue Partei unweit des Standpunktes stehen wird, den Senator Borah eingenommen hat: daß man nämlich de» Völkern Europa; helfen müsse, wenn sie danach Verlangen tragen, daß man sich aber entschieden von der innereuropäischen Politik und ihrer Geheim diplomatie fernhalten müsse, nur nicht Gegen stand ihrer selbstsüchtigen Intrigen zu werde,u Tic Parteigründnng in St. Paul wird die erste große Massendemonstration gegen Wall street sein, die Amerika gesehen hat. Die Ver einigten Staaten treten damit in die Arena, in der Europa seit Jahren um neu« wirtschaftliche und politische Formen kämpft. Tas Ergebnis der Parteigrnndnng wird für Europa von ein schneidender Bedcntlng sein, wenn auch zunächst vielleicht nur mittelbar. Voit diesem Ergebnis hängt ein guter Teil Lebensdauer oder wenigstens doch Akiionsfähigkcit des britischen Arbeiterkabinettes ab. Tenn wie alle Länder Europas den Vereinigten Staaten mit Geld und Gut tributpflichtig sind, hängen sic auch alle andemMarioiwttensaden„Ossent- liche Meinung Amerikas". Und diese öffentliche Meinung bricht vorläufig noch iu Schreikrämpfe au?, wenn ein Vorwitziger daS Wort „Sozialis mus" ausspricllt. In London weiß man dies sehr gut, und der Hvnorable Bertrand Russel ist auch bereits emsig bemüht, die sür das britische Kabinett sehr gefährliche Sozialistenpsychose der großen amerikanischen Kinderstube zu heilen. Ta nun auck, die neue Partei schließlich irgendwo aus der Achse zwischen Morgan und Moskau stehen wird, ist der Augenblick, in dein sie vor die amerikanische Öffent lichkeit treten wird, ist die Stimmung, die sich schließlich um ihr Programm und ihre Handlungen lagern wird, sür die soziale Geschichte der Welt in dem nächsten Jahrhundert vielleicht entscheidend. Regelung der Ltreitsruge durch einen Ltaatsvertrag? . London, 10. Juni. „Westminster Gazette" berichtet aus New ^sork, daß die amerikanische Antwort ans den japanischen Protest wegen der amerikani schen Elnwandernngs Maßnahmen un- mittesdar vevorstehe. Vs wird erwartet, daß daS Ltaachdeparlement endgültig der Ansicht Ansdruck geben werde, daß die bestehenden Vertragsderpflichtungen njcht verletzt worden sind. Tie Antwort werde in der freund schaftlichsten Form gehalten werden. Staatssekretär Hughes hat die amerüanischc Antwort auf die japanisch« Protestnote in der AuswandernngSangelegenhcit fertigg estellt. Sie soll den, Botschafter Ha Micara fin de» nächste» Tage» überreicht werden. In l«pa- Nischen Kreisen besteht die Hoffnung weiter, daß die ganze Frage doch noch durch Staats- vertrag anderweitig geregelt werde. Ter hier weilende f»üh:re japanische Kriegs- Minister Baron Jschimoto sagte am Sonn- abend in einer Rede, Japan befinde fick wegen des EinwanderungSgcsetzeS in großer Erregung, schöpfe aber einige Hoffnung aus der Miß billigung, die gegen das Gesetz in verschiedenen Ländern laut geworden sei. Er hege die Zu- verficht, daß es in der EinwandernngSfraze zu einem neuen Abkommen zwischen den Re gierungen von Washington und Tokio kommen werde, durch dal das eben beschlossene Gesetz seine Wirksamkeit verliere. Mnffsliuis Verherrlich««^ de» -aschtsm«». Rom, S. Juni. In feiner beieit! kurz gcmeidelen Kammer rede erklärte Mussolini u. a.» die Abzeord- ncten der Opposition, die zur Antwortadrejse auf die Thronrede Stellung genommei« hätten, hätten immer wieder die gleichen Gedanlengange wieder holt. Seit 20 Monate!» sei von seilen der Oppo sition lein neues politisches Moment in die De batte gebracht worden. Überhaupt gleich: sich die Haltung der Opposition in allen Ländern. Was nun die von dieser Seite erwähnten Ergebnisse der Pailamentswahlen in gewissen Länder» des Kontinents anlanze, so könnte man nach den ReichStagSwahlcn in Deutschland nicht von einem Schritt nach links sprechen. Was Frankreich betreffe, so hätte der Linksblock in der neuen Kammer 276 Sitze erreicht, also nur 12 Sitze mehr als die Rechte, die 264 Mandate erzielte; die 29 Kommunisten, die dazu lämeu, bedeuteten infolge ihrer ganzen Einstellnng nur ein Hindernis sür die Linke und durchaus nicht sür den Recht.block. In England weiter hätten die Konservativen trotz ihres Wahlpropramm» und trotz deS unpopulären Baldwin bei den Wahlen zum Unterhaus 5 359 690 Stimmen gegenüber 5 576 465 Stimmen bei den Wahlen 1922 erzielt; man könne also auch hier nicht von einer Umstellung der Wählerschaft sprechen, dazu komme, daß die englische Arbeiter partei durchaus verschieden sei von den übrigen sozialistiscben Parteien des Kontinents; sie fei Einhaltung dcö Gcntlemen- vertragcs. Washington, 10. Juni. Das Staatsdepartement hat von der ameri kanischen Botschaft irr Tokio die Nachricht erhalten, daß Japan de» Ge»tleme»veltrag, d. h. die sreiw illige E inschrän kung der Eiu- wandernng einz.uhalten beabsichiize, solange das amerikanis ke Einwanderungsgesetz noch nicht in Kraft sei. Rücktrittes japanischenKab^ Paris, 10. Jimi. Ans Tokio wird gemeldet: Tas Kabinett ist »»rück getreten. „New Aork Hrrald" meidet aus Washington, in offiziellen Kreisen wird gegenüber der Nachricht, daß Kat» mit der Nenbtldnng des «abtnrttS beauf- tragt warben sei, größtes Stillschweigen bewahrt. Vs herrscht ei» unzweideutiges Gefühl der Besorgnis darüber, daß der Mann, der in Washington al» rin Amerika feindlicherer als jeder andere japanische Parteijührer^-ktrachtet werde, znr Regierung gtkaußf ist. * Boykott gegen amerikanische Filme. London, 10. Juni. Reuter mcloet aus Tolio: Tie hiesige» kine in ato graphisch e n Gesellschaften haben gestern den Boykott gegen die ameri kanischen Filme beschlossen und ihre Kollegen in gorzz Japan ausgeso.dcrt, sich diesem Vorgehen anzuschließen. Die amerikanische Antwort ans den japanischen Protest. »ar Ergebnis einer jahrhundertelangen Zuchtwahl. Was endlich Italien anlange, so seien ans dle nationale Liste 4800000 Stimmen entfallen, »md selbst wenn man 1,8 Millionen Stimmen davon abzö-e, so bliebe» noch 3 Millionen Wähler, die sich sür den Faschismus ent schied:», d. h. ebenso viel wie alle zusammen- genommen, die ihre Stimme für die Opposition abgaben. Die unterlegenen Parteien versuchten vergebens da! Wahlergebnis zu fälschen. Tie Billigung der faschistischen Regierung sei bewiesen durch den Willen des Belkes «ud durch die »zisteuz *»n 7««» faschistisch«* Gruppen mit 7»» SS» »ttgliedern. Während seiner ganzen Geschichte habe Jtalirn kel^e politische Bewegung von solcher Bedeumng erlebt wie die faschistische. Rach einer Würdigung der national^, Miliz als einer bewnndernswerten Manifestation des Faschismus «»klärte Mussolini weiter, noch rine bedeulsame Erscheinung b:dürse der Erwäh nung: die Rückkehr deS italienischen Volles zur Ordnung, nachdem es entdeckte, daß ihm die denlbar größte Freiheit gewährt sei. Seit 1922 hab: dar nationale Leben fortgesetzt «inen Aufschwung genommen, und niemand könne leug nen, daß alle Lebensadern der Nation wieder in volle»» Fluss« seien. DaS Verdienst an dieser Gesundung gebühre der safchistischen Regierung. Mussolini kam dann auf die Außenpolitik zu sprechen und erklärte u. a., mehrere Fragen von größerer und geringerer Bedeutung seien iu einer sür die Belange Italiens zufriedenstellenden Weise geordnet worden. ES gebe allerdings noch ein großes Problem, das einer Regelung harre: das Reparationsproblem. In dieser B«ziehu»g hedeutc es eine Er- leichltrung, daß Str^semann den BerUht des DaweS-Ko mitetz anzunehmen erklürte. Im übrigen glaube er (Mussolini), daß die Lage Italiens im Vergleich zu der anderer Staaten sich sehr gebessert habe. Die Unter- zeichmmg gewisser Verträge erlaube seine Ens- saltung. Mussolini wies weiter aus die Störung deS Gleichgewichts in Europa und die daher drohende Gefahr von Krisen hin und erkläite, Italien müsse wachsam bleiben und seine militärischen Streitkräfte, Armee, Marine und Luftwaffe, bereit hallen. Italien müsse auch im Völkerkunde bleiben; denn der Völkerbund erörtere und ent- scheide Frage»» von Bedeutung, wobei Italien nicht fernbleiben dürfe. Mussolini endete seine Red: mit der Erklärung, daß alles getan werbe, müsse zur vollen Gesundung des Landes. „Wie habe» das Recht und die Pflicht, ve» heilige» Körper des Vaterlandes zu ernähren!" Als Mussolini schloß, erhöbe»» sich die Abgeordneten und spendete» dem Redner unter Hochrufe» großen Beifall, der sich verstärkt wiederholte; als Mussolini nach der Abstimmung der:)kamm»r vrn Sitzungssaal verließ. Die gelüste Iubaland-Krage. Lowdon, 1O.^Funi. Reuter berichtet, die britischen und die italienischen Sachve» ständigen, dir sich mit der Frage der Abgrenzung b.xS Jubalandes beschäftigen, habeir ihre Arbeiten beendet und ein Abkommen entworfen, in dem die Einzelheiten der neuen Grenze, die sich an die Milner-Seiasoja-Linie halten werde, festgestellt werde. Die.Vereinbarung wird binnen kurzem von der» Regierungen nnterzeichnet werden Isländische Heldenromaue. Richaid Wagneis „Ring des Nibelungen" hat feine Wirkung » och nicht erschöpft. Gar mancher weiß, wo und wie Richard Wagner zu seinem Stoff gekommen war, ober die Nachprüfung selbst, die man gern vorgenonrmcn hätte, die war nicht so leicht möglich, da die nordische Vorlage nicht bequem zugänglich »rar. Tie nordische Nibelungen sage ist nicht nur in dcr Edda überliefert, sondern sie hat noch mannigfache Bearbeitung, Um- und Ansgeßaltung im Norden gefunoen. In Island lebte am längste» die Kunst der alten germani- schc» Erzählung, und es ist einer der seltsam ver schlungene»» Irrwege deutscher Kultur, daß wir die emlcgensten Sagen Altgriecheiikands in tausend- facher Bearbeitung Gelehrtem und Ungelehrtem, Groß und Klein nahcbrachten, daß wir aber den Wurzeln unserer eigenen Art nicht uachgingen. Es gehört zu den niibestrcubarsten Verdiensten des Verlags Eugen Diederichs in Jena, in einer groß- angelegten Sammlung „ Thule" altnordische Tick:- tung und Prosa in einfühlender Übertragung un- seren» Verständnis nabezübringcn. Und was erst Äs verlegerisches WagniZ erschien, ist sckließlich zu «in.-»» buchhändlcrischen Erfolg geworden; auf eine erste Reihe von Bände», konnte eine zweite folgen, und uns liegt ein »»euer Band „Isländische Hel- Hemomane" vor, der vier Erzählungen in Ireff- lichcr Übertragung von Pai'l Herrmann enthält. Cie alle fesseln von der ersten bis zur letzten Seite, so daß es schwer zu sagen ist, welcher von ihnen «cm den Vorzug geben soll. In der Erzählung von „Nornagest" taucht eine Gestalt nach Art des Ewigen Juden auf, um die der Verfasser, aus heimische» und fremden Motiven, eine Rahmen- crzählung gelegt hat. In der Geschichte von Hrolf Krati haben sich Erinnerungen aus der Völker- wanderungszeit niedergeschlagen, und gerade dieser grwaliige Stoff hat in Drrttsckland bisher keine»» Nachsotger gesund:n. In Nagngr Lcdbrok haben wir einen echten Wiking« noman vor uns mit Heerfahrten m dl« asm« Wel. und zahlreichen Liebesabenteuern. All diese Erzählungen verfügeir über e'nen festgcsormte» scharfe»» Tatsachenstil, der jede Reflex on vermeidet und vielleicht gerade darum um so stärker packt. Worte sind den Menschen nicht gegeben, sie spreche» nur durch ihre Tate». Toch daS Hauplmtcresse dieses Buches bean- sprucht die „Geschichte von oen Vvl- sungen", denn sie hat weltgeschichtliche Beden- tung erlangt. Aus ihr hat die Dichtung späterer Zeilen wiederholt geschöpft Der Nbelimgenstoff ist uns alle»» vertraut, aber weniger klar schon scheide»» wir noidische und festläudis^e Überliefe- rung. Geradr heute, wo der Nibelungensilm seinen Zug durch die Welt antritt, erleben wir, wie seine Verfasserin Thea von Harbou, mehr oder minder geschickt, ein Konglomerat aus beiden Quellen schuf. Gerade die deutsche Sage erzählt nur wenig voir Siegfrieds Jugend und von seinen Eltern; und auch mit Brünhilde weiß sie nichts Rechtes mehr anzusangcn. Wohl liegt noch in langsam verdämmernder Erinnerung ihre Ab stammung an« der Göttersage, ab:: in» Liede selbst tritt sir fast nur als Jungfrau von unerhörter Kraft auf, deren Beziehungen zu Siegfried nur ganz verschwommen angedeutet werden. Alles ist in der nordischen Sage schäiser ansgediückt. Wir finden den ältesten Niederschlag in de» Einzel liedern der Edda, die aber noch nicht zum lücken losen Ganze»» sich zusammcnfügen. Co schuf dann, in der zweilen Hälfte de« 13. Jahrhunderts, ein iSlä-discher Bearbeiter aus ihr und anderen Sagendarstellungen einen geschlosst- neren, wenn auch nicht ganz einheitlichen Prosa- roma», der diese gesamte Familiengeschichte packend und in gedrängter Zusammenfassung erzähl«. Und diese Walsimgenzeschichte verdrängte nach und nach die Geschichte von Sigurd, weil sie ein weit umfassenderes und prächtigere- Gemälde entwarf. Sie erweiierte dei» Stoff nach vorwärts wir rückwärts und gab dibei auch «igrne Zu taten. Sie führte das Geschlecht des henlichfien Helden urück bis an di: Grenzen menschlichen Tealens, bis zu Odiu selbst, un» auch ans ihn dei» göttliche» Glanz ausznzieße». Ter Bea»beiter fühlte die Gr schichte aber auch weiter, um Ver zahnungen mit ander.1» berühmten Sippe» zu s.!,aff:n. Die Volsungersage i» der Form des Prosaromans, nicht in der eddischen Gestalt, wurde im 19. Jahrhundert eine Jundgrub: für die deutschen Dichter. Sehen wir von Fouquä und Wilhelm Jordan ab, so bleiben immer noch Richard Wagner mit der „Walküre" und Ibsen mit der „Nordischen Heerfahrt"- Es gewährt einen hohen Reiz, zu verfolgen, wie beide Lick ter den Stofs er- nencrten, wie weit sie sich der Vorlage anschlossen oder von ihr abwichen; und der Übersetzer hat durch Fußnoten dem Liebhaber die Wege ge wiesen. Ter Unterschied zwischen beiden Tick,ter» besteht etwa darin, daß Wagner sich de» Mythus als Grundlage wählt«, aber ihn mit eigentümlich dichterischer Feinheit ganz neu schuf, während Ibsen den Stoff historisch auffafte und daher sein Drama im nennten Jahrhundert, zur Wikingeizeit, spielen läßt. Hier tu Dresden lak Wagner die Volsungersage in der Übersetzung von der Hagens, di: er an; der Landesbibliolh:k entliehen hatte. Und als er in Zürich lebt«, ließ er sich das Dresdner Exemplar ernent durch Vermittlung zu- schicken: „Jene ... möchte ich noch einmal haben; nicht um mich na h ihr zu bilden, sondern un» mich alles wieder genau zu erinnern, was ich an einzelnen Zügen schon einmal konzipiert Halle". Toch Richard Wazner sah den Stoff nicht mit den Augen des Forschers, sondern glücklicherweise mit den Augen de? Dichters an, und so gelang ihm der auf den eisten Blick unmögliche Versuch, Mythologie zum lebensvollen Trama umzuschaffen. Brt Dr«»dcner ttranfsützrnng einer Strauß Oper. Ricka-d Strauß hat seine neueste Oper „In termezzo", eine bürgerliche Komödie, deren Text rbrnfalls von ihm flammt, der Dresdner StaatSoper zur alleinigen Uranssühlung über lassen. Diese ist sü: den 30. Oktober 1S24 unter Leitung ron Fritz Busch in Aussicht genommen. Mit Richild Stians-, dessen 60. Geburtstag in diese» Tagen von der gesamten musikalischen M?U gefeiert wird, hat die Gcucrakiniendauz dcr Staatslhrater eingehende Verhandlungen ge pflogen, deren Ergebnisse jetzt bekanntgegebzn werden können. Mit Rückickt auf die Disposi tionen des Meistes ließ sich seine peijönliche Teilnahme an einer Slraußwoche, auf die die StaatSoper den größten Wert legt, zurzeit nicht ermöglichen. Dagegen wird Richard Strauß im Herbst innerhalb einer Stranß-Nochc einige seiner Opern, sowie ein Symphonic-Konzert diri giere» und überdies an den Proben zur Uran^'- führung d«; „Intermezzo" teilnehmen. Die Überlassung dieser lkrausführung, um die sich all: großen deutschen Opernbühnen bemüht haben, ist als ein erfreuliches Zeichen für die guten Beziehungen anzusehen, die Richard Strauß mit der Dresdner StaatSoper verbinden. In» September wird die Erstaufführung der „Josephs- legende" unter musikalischer Leitung von Fritz Busch und in der Inszenierung durch die neu- verpflichtete Leiterin des Balletts Ellen Petz, die auch die Partie der „Potiphar" darstellen wird, statisindr». Am gleichen Abend geht „Feuersnot" neueinstudiert, ebenfalls unter Leitung von Ktttz Busch, in Szen«. — Unter Hermann Kutzschbachs Leitung wird „Aiiadne auf Naxos" in der zweiten Fassung ncneinstudiert werden. Außerdem wird eine Reuinszeniernng der „Salome" vorbereitet. Tie Fcftspielnwchr in Bad Elstcr, die nun mehr endgültig auf die Tage vom 28. Juni bis einschließlich 4. Juli sestgelegt worden ist, ver spricht ein Ereignis für ganz Deutschland zu wer- d:n. Außer dem sächsische» Mintsterpäsidcntcn Heldt sind a 'ch der sächsische Minister des Inner»» Müller »nd Ftnanzminister vr. Reinhold dem Ehreilausschuß beigetreten. Tie Oprin „Carmen" und „Barbier von Sevilla", sowie die Operette „Ztgeimerbaron" werden von Landeikapellmeistcr H. Kutzschbach (Dresdner StaatSoper) dirigieit werden, wthrend Kapellmeister Schmidt lBad
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