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ners Tristan und Isolde lässt sich mit der Genesis der Meistersinger vergleichen. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts hatte der Dichter Gottfried von Straßburg einen gleichnamigen Versroman verfasst, der auf ältere Versionen der Sage zurück ging (eine neuzeitliche Ausgabe dieses Versromans hatte Wagner in seiner Pri vatbibliothek). Ein Tristan-Drama, das Karl Ritter 1854 publizierte, ließ dann den Funken auf den Dichterkomponi sten überspringen: 1857 konnte Wagner in Zürich das Textbuch vollenden, zwei Jahre später die Komposition. Wie im Fall der Meistersinger faszinierten ihn auch bei Tristan und Isolde vor allem jene Momente der Erzählung, die auf seine eigene Lebenssituation bezogen werden konnten. Der resignative Grund ton der unglücklichen Liebesgeschichte deckte sich mit Wagners Befindlichkeit als Exilant, musste er doch 1849 - als steckbrieflich Gesuchter - aus Dresden fliehen, weil er am dortigen Mai-Auf stand teilgenommen hatte. Dank einer großzügigen Finanzspritze Franz Liszts gelang es ihm, in die Schweiz auszurei sen. Dort begegnete er Otto und Mathilde Wesendonck, einem vermö genden Ehepaar, das ihn in einem zu Richard Wagner, 1863 ihrer Villa gehörenden Gartenhaus beherbergte. Und es kam, wie es kom men musste: Richard (alias Tristan) ver liebte sich in Mathilde (alias Isolde), und Otto blieb nichts anderes übrig, als den undankbaren Part von König Marke zu übernehmen, der die Affäre seiner Frau zu ertragen hat. Wie bei den Meister singern schaffte Wagner es auch im Tristan, eine musikalische Symbolik zu finden, die der Grundaussage seines Bühnenstücks in vollkommener Weise entspricht: den so genannten Tristan- Akkord - ein harmonisch mehrdeutiges Gebilde, dem die Befreiung durch eine Der breite öffentliche Druck, der im Revolutionsjahr 1848 auch Sachsen erfasste, entlud sich bei Straßenkämpfen in Dresden im Mai 184g (oben), als Sachsen Preußen um Hilfe bei der Niederschlagung eines Aufstands rief. Wagner, der aufgrund zahl reicher Artikel und Reden der revolutionä ren Bewegung zugerechnet wurde, floh, steckbrieflich gesucht, in die Schweiz. ©tccfbricf. £cr unten etwas nä'jcr bc:eid)ncte ficuigl. Capclinieiftcr Siidjarb SB a g n e r »ß’1 fjitt ifl Wegen wctenttidicr £l)cihtat;nie an bet in tjiefigcr ©tobt ftattgefunbencn aufrttfjrc» riftficn «Bewegung jur Unterfndtung jn jic» tjcn, jur £eit aber nidjt ju erlangen gerne’ fen. (£« werben baljer alle T'olijeibeljörbcn auf bcnfelben aufnierffam genindit unb er» fudjt, SBagncrn int SJelretungSfaKe ju »er» fjaften unb ba»on unS fdjteunigfl 9iadirid)t ju erttjeiten. Etefibcn, ben IG. SJiai 1849. Sie ©tabt»3?oli;ei»3be»utation. von 4?pvell. SBagner ift 37 — 38 Safjre alt, mittler ©tatur, fiat braune? (paar unb tränt eine «rille.