Werkeinführung ♦ Wagners „Tristan“ und „Götterdämmerung 1 den schon Hauptmotive des Rings ange sprochen. Es folgte „Die Nibelungen sage“, ein Prosaentwurf, der die gesamte Handlung der späteren Tetralogie enthielt. Wagner war aber eigentlich nur an der Dramatisierung des letzten Teils interes siert, so entstand die Dichtung „Siegfrieds Tod“. Aber schnell bemerkte Wagner, dass er den gesamten Mythos würde erzählen müssen, um Siegfrieds Tod überhaupt ver ständlich werden zu lassen. Zunächst teilte er Liszt seinen ungeheuren Plan mit, der schon bald erste Gedanken an ein eigenes Festspielgebäude nach sich zog, da Wag ner die Dimensionen seines Werkes im regulären Spielbetrieb einer Oper für un realisierbar hielt. Diese Sicht war realis tisch, und auch heute ist die Inszenierung des Rings immer noch ein Gewaltakt selbst für die größten Häuser. Die Kom position des Tristan hatte er eigentlich nur eingeschoben, um ein bühnentaugliches Stück zu schaffen, dass nötige Tantiemen einspielen sollte - ein Plan, der sich so nicht erfüllte. Auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk überfielen den Komponisten häufiger „Inspirationserlebnisse“ wie in einem Hotelbett im italienischen La Spezia. Dort hatte er die „Empfindung, als ob ich in stark fließendes Wasser versänke“. Träume bestimmten häufig die Taten die ses Komponisten, hier hatte er das Rhein gold gesehen und gehört. Die Götterdämmerung ist von den vier Ring-Musikdramen das handlungs reichste, längste und formal komplizier teste. Deshalb unterbleibt der Versuch, inhaltlich die Musik zuzuordnen. Zu gleich ist die Götterdämmerung das mu sikalisch reichste der Stücke, da nun alles thematische Material der drei vorange gangenen Teile angesammelt wurde und die leitmotivischen Verknüpfungen einen Höhepunkt erreichen. Die ausgewählten Musikstücke erzählen genau das, was ihre Titel versprechen, vom Sonnenaufgang bis zum eindrucks vollen Trauermarsch berichtet Wagner vom Untergang der Götterwelt, in dem sich Wotans Schicksal erfüllt. Wer mehr Lust auf den Ring bekommt, kann ihn auch in Köln erleben. Robert Carson hat den Kölner Ring inszeniert, Markus Stenz dirigiert. Wagner im Exil in Zürich, 1853