Teures Pfand Die in Desden entstandene Bibliothek Wagners enthielt bereits den Stoff für sein Lebenswerk In seinen Dresdner Jahren zwischen 1842 bis zu seiner Flucht 1849 - nach dem Aufstand wurde Wagner steckbrief lich als Aufrührer gesucht - hatte sich der Komponist eine Bibliothek von rund 200 Bänden angeschafft, die praktisch das gesamte Quellenmaterial seines mu sikdramatischen Lebenswerkes enthielt. Diese Sammlung hat Wagner in Dresden zurücklassen müssen, als Pfand für ein Darlehen von 500 Gulden, das ihm sein Schwager Heinrich Brockhaus für die spontane Reise zur Verfügung stellte. Zwei der älteren Schwestern von Richard Wagner waren mit den Brüdern Brock haus verheiratet, Otilie mit Heinrich, der von 1849 allein Geschäftsführer des Ver lages E. A. Brockhaus war. 1855 machte Wagner den Versuch, mit Bittbriefen wieder in den Besitz der für ihn so wichtigen Bibliothek zu kommen, allerdings vergeblich. So überließ er sie Jahre später offiziell dem Schwager für das nicht zurückgezahlte Darlehen und baute sich in Tribchen und Bayreuth eine neue umfangreiche Bibliothek auf. Ob wohl diese Dresdner Bibliothek nach den Kriegswirren als verschollen galt, war sie stets im sicheren Gewahrsam der Firma Brockhaus. 1975 schenkte ein Spross der Familie Brockhaus die geschlossene Sammlung der Richard-Wagner-Stiftung, so dass diese wertvollen Dokumente nunmehr im Museum der Villa Wahnfried in Bay reuth der Forschung und der Öffentlich keit zugänglich wurden. Neben einer 40-bändigen Goethe-Aus gabe sowie Gesamtausgaben von Wil liam Shakespeare, Heinrich von Kleist, Wilhelm Heinse, Eduard Devrient, Jean- Jacques Rousseau und Friedrich von Schiller enthielt die Bibliothek wichtige Werke wie die Schriften Jacob und Wil helm Grimms, so ihre „Deutschen Sagen“, Johann Gustav Droysens „Des Aischylos Werke“, historische Abhand lungen über den Minnesang und Hans Sachs' Werke, auch die „Geschichte der deutschen Nationalliteratur“. Für Tristan benutzte er als Vorlagen be stimmte Ausgaben aus seinem Fundus sowie altfranzösische, englische, wallo nische und spanische Gedichte von „Tristan und Isolde“, dazu kamen der „Minnesänger“ und das „Mittelhoch deutsche Wörterbuch zum Handge brauch. Nebst grammatischer Einlei tung“. Nach den Quellen zur Dichtung des Rings befragt - ein Teil davon ist die Göt terdämmerung - nannte Wagner zehn Titel, von denen acht allein aus der Dresdner Sammlung stammten, darunter die „Edda“, Grimms „Mythologie“, Sim rocks „Heldenbuch“ und Wilhelm Grimms „Deutsche Heldensage“. 14 J Kontrapunkt-Konzerte