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SächfischeSlaalszeilmg den Zreiftaat Sachfen Staatsan^eiger für Ankündigungen: Die 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf., die K6 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf., unter Lin- gesandt 90 Pf. Ermäßigung auf Geschäftsanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen- gesucht. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. ErscheinIWerktag» nachmittag» mit dem Datum de» LrscheinungStages. Bezugspreis: Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummern 1b Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscherkkonto Dresden Nr. 2486. — Etadlgirokonto Dresden Nr. 140. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Ziehungslisten der Berwaliung der Staatsschulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandversicherungSanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevleren. Berantwortlich für die Redaktion: Hauptschriftleiter Bernhard Zolles in Dresden. Nr. 97 Dresden, Sonnabend, 26. April 1924 Aeußerungen zu dem Gutachten der Sachverständigen. Zustimmungen des Industrie« und Handelstages und des Reichsver« bandes der Industrie. Berlin, 26. April. Ter Borstand des Deutschen Industrie ll nd HandelStageS, der Spitzenvereinigung der Deutschen Handelskammer, hat, wie der Reichsverband der deutschen Industrie, dem Gutachten der Sachverständigen zug estimm t und folgende Entschließung angenommen: „Ter Deutsche Industrie- und Handelslag erklärt, daß in dem Gutachten der Sachverstän- digcn über die Deckung der deutschen Kriegslasten die ungeheure Ver- armnng Deutschlands au Land uud Gut ebenso unterschätzt, wie seine Leistungsfähigkeit erheblich über schätzt wird. Gleichwohl ist er aber, ebenso wie die Reichsregieruug, der Ausfassung, daß eine grundsätzliche Mitarbeit an den Plänen des Gutachtens der Internationalen Sachverständigenkommission cintreten muß. Bei dieser genaueren Bearbeitung müssen, unbeschadet anderer, noch zu äußernder Wünsche, folgende Forderungen durchgcsetzt werden: 1. daß eine militärische Besetzung deutscher Gebietsteile von der Annahme der Bedingungen des Gutachtens an nur noch inner halb der Grenzen, innerhalb des Maßes und der Zeitdauer, wie sie im Versailler Vertrag festgesetzt sind, stattiindeu. 2. daß alsbald die volkswirtschaft liche Souveränität des Deutschen Reiches in seinem ganzen Hoheitsgebiet ungeschmälert in bezug auf die Verfassung, Gesetzgebung und Verwaltung wiedcrhergesteltt wird, in sonderheit in bezug auf Zölle, Steuern, Verkehr, Währung, Rechtspflege, Freiheit von Personen, des Eigentums, und daß die verhafteten und aus gewiesenen deutschen Staatsangehörige» als bald die Freiheit und die Genehmigung zur Rückkehr in die Heimat erhalten: 3. daß durch die noch zu verein- barcndcn Ausfiihrungsbtstimmungen zu dem Gutachten die Dätigkelt der vorgesehenen Kon» trollinstanzen in einer Weise geregelt wird, die ihre Anwendung lediglich zum Zwecke der Bereitstellung wirtschaftlicher Leistungen aus dem vertrage ermöglicht, und daß die vorgeschlagene äußerst ungünstige, für die Sicherheit der Kriegslasten keineswegs erforderliche Gestaltung der Eisenbahn. Verwaltung eine grundlegende Wand lung erfährt; 4. daß der Sinslnß des Auslandes auf die geplante neue Gold bank, wie er in de« Vorschlägen für die Zusammensetzung und Dätigkeit des GeneralrateS geplant ist, im Interesse der nationalen Würde unseres Volke», wie im Interesse der nationalen «re- ditwürdigkeit der Bank, von Eingriffen in di, Verwaltung grundsätzlich ferngehalteu und die Dätigkeit de» Kommissar» ans die kber- wachnng der Notenausgabe brschränkt wird. Diese Stellungnahme erfolgt in der llber- zeugung, daß die unverrückbaren Gesetze des Wirt schaftsleben«, denen alle Völker unterliegen, und deren Einfluß die Sachverständigenkom mission, im Gegensatz zu den früher uns auf- erlegten Diktaten, anzuerkennen und zu berück- sichtigen bestrebt gewesen ist, letzten Endes in Zukunft das Höchstmaß der Leistungen bestimmen werden, die das Deutsche Reicb, infolge des verlorenen Krieges, ohne Beeinträchtigung seiner notwendigen Kultur- auf gaben und der Freiheit seiner Bevolke- rung ausznbringen in der Lage sein wird." * Die Entschließung des Deutschen Industrie- und HandelStageS, in dem eine große Anzahl von Vertretern sitzen, die politisch deutsch national organ'siert sind, ist, abgesehen von der Anerkennung der ErfüllungSpolitik, insbesondere dadurch bemerkenswert, daß offen von einem „ver lorenen Krieg" gesprochen wird. Berlin, 26. April. Der Reichsverband der deutschen In- dnstrie hat sich mit der Annahme der Sach- verständigengutabten und ihrer Durchführung einverstanden erklärt. Er hat damit die jahrelang von der Industrie und Landwirtschaft bekämpfte Erfüllnngspolitük offiziell zum Beschluß erhoben. Ter Neichsveröand der deutschen Industrie setzt sich bekanntlich aus Mitgliedern zusammen, die politisch zum Teil dem Zentrum, der Deut- scheu Bolkspartei und der Deutschnatio- nalen Bolkspartei angehören. Während daS Zentrum und die Bolkspartei sich für die An nahme des Sachverständigengutachtens, unter ge- wissen moralischen Voraussetzungen, ausgesprochen haben, lehnt die Deutschnationalc Partei die An- nähme nach wie vor ab, obwohl inzwischen mehrere ihrer Mitglieder, die Ministerposien bekleiden, die Haltung der Reichsregierung billigten. Jetzt er leben wir nun das Schauspiel, daß auch Mit glieder der Deutschnationalen Partei, die gleichzeitig Angehörige des Reichsverbandes dcr deutschen Industrie sind, nach jahrelanger Be- fehdunz der Erfüllungspolitik, zu Erfüllungs politikern geworden sind. Auch Mitglieder der Nationalliberalen Vereinigung, unter ihnen besonders Herr Bögler, der gerade die Erfüllungspolitik Stresemanns zum Anlaß einer Spaltung der Bolkspartei nahm, hat plötz- lich die Politik dcr Erfüllung als Nokwendü^» leit anerkannt. Tie Vollversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrats. TerNeichSeruährunftsminifierfilrlan-- wirlschaftliche Schutzzölle — Klagen und Forderungen der Landwirtschaft. Bremen, 25. April. Die '-3. Bollversammlung des Tcutschen Land- wirtjchastsrats wurde heute vom Präsidenten Brand es-Alt ho ff im Burgerschaftssaal der Börse eröffnet. Ter Präsident begrüßte zunächst die erschienenen Gäste, darunter den Reichse.näh- rungsminister Grafen Kanitz, den Reichsfinanz. Minister Ur. Luther und einen Vertreter des jäcksllchcn Airtfchnftsministcriums. Reichsminister Graf Kanitz führte u. a. aus, die mnerpolitische Agrarkrms bilde, Hand in Hand mit der Weltagrarkrisis, ein Gcfnbrcnmomcnt von größter Tragweite für die deursche Zutunst. Es müsse mit allen Mitteln darauf hingcarbestet werden, daß die Ersetzung der kurzfristigen Prrfonalkredite durch langfristige Realkredite zu erträglichen Zinssätzen möglichst batd erreicht werde, auch durch Aufnahme ausländischer Kapualien. Ler derzeitige Steueransbau, dieser groteske Notban, müsse baldigst vom neuen Reichs tage durch ein verein,achte» und der Drag- sähigkeit der Wirtschaft augepaßtes Stener» system ersetzt werben. Notwendig seien landwirtschaftliche Schutzzölle. Tas Sachverständigengutachten b:ete sicherlich die Grundlage für die Arbeiten zur Reparation». Mang, vsdfei aber wicht die Lösung selbst. Der Mitarbeit auf dem Boden des Gutachten» könne sich kein verständiger Deutscher verschließen, solange er nicht sage, was werden solle, wenn wir die Mitarbeit versagten. Tas Gewicht des Ernstes Krieg hem Kriege! — ks lebe her MWen! Ter Anti-Kriegs-Tag des Internationalen (Wwcrkschaftsbundes. Ter Zeitpunkt ist nicht ferne, an dem die Menschheit zum zehnten Mal mit Entsetzen aus jenen unheilvollen August tag zurückschauen wird, an dem der erste Kanonendonner den grauenhaften Massenmord des Weltkrieges onkündigte. Vier Jahre lang hing ein dunkles Unheils» gewölk über dcr mit Blut und Tränen gedüngten Erde. Vier Jahre lang sprangen die Völker in sinnlosem Rasen einander an die Kehle wie wilde Tiere. Tausende von jungen Menschen, die Blüte ihres Volkes, von den Schlagworten einer vom Macht Wahnsinn erfaßten Kapitalistenclique umnebelt, mußten ihr Leben für die Läge opfern, daß sie für die Demokratie und die endgültige Befreiung der Menschheit von der KiiegS- geißel in den Kainvf zögen. Tann kanl der Friede, der kein Friede ist, der mit schneidender Ironie alle Illusionen zu» Nichte machte, die so viele wohlmeinende Opti misten in der ganzen Welt gehegt hatten und fast verwirklicht glaubten. Nnd schon rüsten die Stanken aus* neue zum Kampf. Mittlerweile sucht die Wissenschaft in den La boratorien nach neuen viel schrecklicheren und ver- heerenderen TötungS- und Vernicht» ngs. mitteln. Alle Welt weiß, daß ein neuer Krieg an Schrecken und Grausamkeiten alle voran- gegangenen Massen sch lächtereien über- treffen würde. Ein nener Kreg würde einen Kamps heraufbeschwören, der mit jedem Windhauch Dod uud ver« derde« mit sich führt, ei«e« »««Pf mit Giftgase« uud Bakterie», der keiue» »anm läßt f ür Per sä» lt ch es -eldrutum, uudin de« dtrMeusche« wie Ungeziefer a«Sger»ttet würde«. Die Zeit heilt viele Wunden. Gefühle de* Bitterkeit, der Rale imd de» Haffes können im Laufe der Jahre verblassen und verschwinden. Ein Haß jedoch muß in den Herzen der Menschen unvertilgbar weiterleben: ein Haß, den nur verbrecherische Gleichgültigkeit vergessen kann. Da» ist der heilige Haff gegen dn Krieg! Eine Mach, in der Welt gibt es, die Bürge dafür ist, daß dieser Haß nicht verschwin- det. AlS die Menschheit, an-csich s der vom Krieg zertrümmerten Welt, ron Verzweiflung überwaliigt wurde, da war es die Arbeiter klasse, die, als crüc, die Fab ne dcr Inter nationale wieder emporhol. Es war die international organisierte Arbeuer'lasie, das inter nationale Prolemriat, das den ersten Ruf er schallen ließ: „Nieder mit dem Kriegs" Tieies interncuicnal vereinigte Proletariat in die Macht, die den Krieg vernichten wird. Wenn diese Friedensarmee will — ni d sie muß wollen, dann wird ihr Mass-naiiiinarsch gleich einer drohenden Warnung allen jenen in die Obren tönen, die sich, in kalter Berecknung und schamloser Habsucht, aufs neue misch icke n, die Menschheit für Jahre und Jahrzehnte hinaus in Elend und Trauer zu stürzen. Arbeiter! Kameraden aller Lander! Am dritten Sonntag im September dieses Jahres organisiert der Internationale Gewerk- schastSbund in allen angeschlossenen Ländern einen Anti-Krie gs-Tag. Tie Sozia listische Arbeit er-Internationale, die Genosse nfchafts-Internationale und die Sozialistische Jugend-Internationale werden diese Veranstallung unterstützen. Dieser Tag muß eine Heerschau werden für die internationale KriedenSarmee! Mehr noch: er muß ein Warnungssignal für alle Mächte werde», die glauben, daß sie den un beugsamen Friedenswillen der Völker ungestraft verhöhnen dürfen. Kameraden! Drmonstriert in Masfen von Tansenden an unserem internationalen Anti- Kriegs-Tag! Krieg dem Kriege! VE lebe der Weltfrieden! )»ternatisnilkr NriverkschastSbuud: Löon Jouhaur, T-. Leipart, S. MertenS, Borschende. J«n Oudegeest, Joh. Sassenbach, Ion W. Brown, Sekretäre. der Stunde scheine die deutsche Landwirtschaft vor zwei Hauptaufgaben zu stellen: ersten« organisatorischen Zusammenschluß und Schließung der Reihen, um die berechtigten Be lange wirklich durchsetzen zu können, zweitens al« selbstverständliche Krönung der wirtschaftlichen und deshalb nicht minder praktischen Aufgaben: die freudige, stets opferbereite Bejahung der Staatsnotwendigkeiten, die wohl, mehr denn je, in den zwei Worten „nationale Difziolin" zusammengefaßt werden könne. Staatssekretär Hamm überbrachte die Wünsche der preußischen Regierung, vor allem des Land wirtschaftsministers Wendorff, der durch Krankheit am Erscheinen verhindert sei. Zunächst stand zur Verhandlung das Thema: „Tie außen- und innenwirtschastliche Lage der deutschen Landwirtschaft." Hierzu sprachen Geh. Regierungsrat Prof. Ur, Sering und der stellvertretende Direktor der preußischen Haupllandwirtschaftskammer Oekono- mierat Keifer aus Berlin. Die Berichterstatter schlugen eine Entschließung vor, in der es heißt: die Erzeugerpreise für GetreiSe uni Fleisch seien hinter dem allgemeinen Preis stände und dem der landwirtschaftlichen Pro- duktionsmittel zurückgeblieben. Die Rem- ertrage seien dadurch gemindert oder geschwun den. Tie zentrale Ursache liege in der Ver nichtung des Wohlstandes und dcr furchtbaren Schwächung der deutfchen Produktions- und Kaufkraft durch das Versailler Friedens- diktat. Tie innerpolitischen Ursachen der deutschen Agrarkrms lagen in bet'„verfehlten noch jetzt nachmirkenven Wirtschaftspolitik der Kriegs- und Übergangszeit". Abgesehen von de» erforderliche» Maß nahme« der Kredit-, Siener-, Zolltarif- nnd Diskontpolitik fei,« erfordert»«!, eine nachhal tige und ungestörte Entfaltung der indnstriellen Produktiv«, Senkung der Kosten für die landwirtschaftlichen Produk tiv «»mittel, vor allem für Kohle, u«trr planmäßiger Ausschaltuug aller unproduktiven Ausgaben, äußerste Anspannung und Berbil- ligung der Düngerproduttiou, insbesondere beim Stickstoffdünger, Beibehaltung uud Aus bau des Systems der Rohftoffkredite, Förderung der Rodstosfeiufuhr und Be schränkung der Einfuhr landwirt schaftlicher Erzeuguisje auf das für die Polksernährung erforderliche Maß. Wer regiert in Thüringen? Umbau der Landespolizei. Weimar, 25. April. Der Nachfolger des in Urlaub geschickten Polizeiobersten Müller-Brandenburg ist bereits gesunden. Tie Leitung der thüringischen Landespolizei ist dem Polizeimajor Rühle v. Lilie nstein übertragen worden, der bisher an der Spitze der LandespoUzei in Easset stand. Tas Innenministerium hat Müller- Brandenburg für den Fall, daß er seine« Abschied einreiche, zugesagt, ihn mit allen Ehren zu verabschieden und außerdem durch die Presse sesrstellen zu lassen, daß das Ministerium seine großen Verdienste um die Landes- Polizei anerkennt. Das Ministerium sei nicht in der Lage, ihn zwangsweise zu verab schieden, die Stelle muffe aber anderweitig besetzt werden, da politische Persönlich keiten und Parteien dies verlangen. Also auch hier der Druck der Völkischen, di« sich schon seit Wochen um die Angehörigen der Landespolizei bemühen. Da auch d e Neu einstellungen bereits nach dieser Rechts- orientierunz erfolgen, wird in Thüringen in kurzer Zeit eine Polizei nach den Wünschen der Völkischen gebldet scin. Ler „Kall Loeb". Weimar, 2» April. Die Hetze »er völkiichen gegen de« Staats- dankpräsid enten Loeb ist nach de« Utzten Rrgiernngskrisen keinesfalls beendet, viel mehr dürft« die ga«zc Angelegeuheit nochmal» im Landtag, der am ». Mai zusammen««»», ans» gervllt »erden. Die d«m Landdnnd ong. hären» de» Mitglieder de» vcrwaltnugSrate» trr S»aa»»- dank, Adg. vanm und Ur. Wernicke, find, »ahrscheinlich ans dälkischen Einftnß, an» dem v,N»aft«»g»rat ««»geschieden. Auch sanft