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SächsischeSlaaMilung den Zreiftaat Sachfen Staatsan^eiger für Erfcheinl Werktag» nachmittag» mit dem Tatum deS Erscheinungstage». BezugSprei»: Monatlich 0 Mark. Einzelne Nummern 1ü Ps. Fernsprecher: Geschästsstelle Nr. 21285 — Cchriftleitung Nr. 11574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Ctadtgirolonlo Dresden Nr. 110. Zeitweise Nebenblätter: Landlags-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung dec Staalsschuldcn und der Landeskulturreutenbauk, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Berkaufsliste von Holzpslanzen auf den Staalßforstreoieren. verantwortlich für die Redaktion: Hauptschriftleiter Bernhard Zolles in Tresdea. Ankündigungen: Tie 32 mm breite Arundzeile oder deren Raum 30 Pf, dir 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf., unter Ein« gesandt 80 Pf, Ermäßigung auf Geschäftsanzeigen, Familiennachrichten u. stellen- gesucht. — Schluß der Annahme vormittag- 10 Uhr. Nr. 86 Dresden, Donnerstag, 10. April 192^ Das Gutachten der Sachverständigen. Ein Schritt vorwärts! Am Mittwoch haben die Sachverständigen ihrem Auftraggeber, der Reparationskommission, den abschließenden Bericht über die Feststellung oer deutschen Leistungsfähigkeit und die Möglichkeit zur Sanierung des deutschen Budgets überreicht. Mebr als drei Monate hat die Arbeit in Anspruch genommen, obwohl ihr Abschluß schon vor Wochen wiederholt an- gekündigt, ebenso ost aber hinausgezögert wurde. Tas wird verständlich, wenn man das Begleit- schreiben liest, das d:r amerikanische General Tawes dem Hauptbericht beigesügt hat. Mit besonderer Betonung wird hier hervorgehoben, daß die Arbeiten getragen waren von dem Grund- saß der Gerechtigkeit und der Absicht zur Unabhängigkeit im Tenken der Sachverständigen. Wir sind überzeugt, daß es nicht immer ganz leicht war, diese edlen Grundsätze zu wahren, und daß die Abwehr der wiederholten Beeinslussungs- versuche durch Poincarv bald ebensoviel Zeit in Anspruch genommen hat als die ernste sachliche Arbeit und der Wille der Sachverständigen, in die Probleme hineinzusteigen. Immerhin aber war dieses Opfer an Zeit angebracht, wenn es sich schließlich zum Nutzen der Menschheit auswirkt und tatsächlich den Anfang eines „neuen Zeit- alters", wie Dawes in seinem Begleitschreiben sag!, bedeutet. Bevor wir das Gutachten der Sachverständigen sachlich und politisch würdigen, erscheint cs an gebracht, zunächst seinen Inhalt gedrängt zusammen- zusassen. So ist es auch für den Laien möglich, sich nic!)t nur ein Bild zu machen den den in viele Worte gekleideten Plänen, die zur Stcge- rung der deutschen Leistungsfähigkeit führen sollen, sondern gleichzeitig auch die Hohe der ge planten Verpflichtungen abzuschätzcn. D e Pläne der Sachverständigen, die eine Grundlage für die seht beginnenden Erörterungen der Reparation?- kommission über das Reparaüonsproblem bilden, laufen zunächst darauf hinaus, durch Schäftung eines besonderen Instituts die deutsche Währung aus Holvgrundlage zu stellen. Die Erledigung der Zahlungen selbst rst folgendermaßen gedacht: Im ersten Zähre, d. h. lS25, sott Deutsch land für Reparationen eine Milliarde Goldmark ausbringen, deren Deckung zum größten Dell durch ausländische An leihen geplant ist. Im zweiten und dritten Jahre denkt man an die Erhebung von je 1200 Millionen Goldmark, im vierten Jahre von 17 5V und im fünften bez. sechsten Jahre von 2 4 KV Millionen Goldmark. Vom sechsten Jahre an ist ein Zuschlag, ein sogenannter Besserungsschein, vorgesehen, der die Entwicklung der deutschen Wirt schaft ab lvl» in erhöhten Repa rationszahlungen zum Ausdruck bringe» sott. Tie kosten für die Besatzung, die interalliierten Kommissionen sind in diese Be träge einbegrissen. Sine Deckung der i» Vorschlag gebrachten Lummen wollen die Sachverständigen dadurch ermöglichen, daß zunächst das Eijenbahnnutrrnchmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Sie soll im ersten Jahre 31V, im zweit « 4SS, im dritten Jahre 54« und später v«v Mill. Goldmark jährlich aufbrinzr». Außerdem ist eine Lachwertbelastungder Industrie vcn insgesamt 5 Milliarde» Goldmark, das ist eine jährliche Belastung von litt« Mill. Goldmark, in Aussicht genommen. Der Rest, d. h. die Summe, die nach dem vierte» Jahre zur Brrfiignng zu stellen ist, und zwar un gefähr 15V« Mill. Goldmark, soll aus dem Etat, d. h. haupljäch ich ans Verbrauchs- belastunge» n»d Monopolen, beglichen werden. Die Belastung des privaten Be sitzes ist durch Judnstrieschuldscheiue, die der Eisenbahn durch Vorzugsaktie» gedacht. Tie Zusmumrnstcllung der wesentlichen In- Halts der ro» den Sachverständigen ein stimmig in Vorschlag gebrachten vorläufigen Läfung des Rrpara ionsproblem l zeigt, daß der jetzt in der ganzen Welt zur Erörterung stehende Plan vieles gemein hat mit dem letzte» An gebot, das die unter d e u t s ch n a t i o n a l e m Ei nfluß stehende Regierung Euno im Zuni der Jahres 1020, als der Ruhrkricg bere is verloren war, an die Repara- tionskommiino» richtete. Er deckt sich teilweise nicht nur zahlenmäß-g mit den von Euno an- geboicren Last.», sonder» auch mit den Voraus- setzunzcn, d e in diesem Vorschlag an die inner- poilisihe Finanzierung der gebotenen Cummcn geknüpft wurden. Ausdrücklich heißt es z. B. in dem Gnlachlcu, daß die finanzielle und wirtschaftliche Einheit des Reiches w iederhergcstcllt werden muß, und die Zahlung der vorgesehenen Summen unmöglich ist, solange der jetzige Zustand im Rhein- und Ruhr- gebiet sortdancrt. Anderseits sind wieder .Evnlrcü- organe iir Aussicht genommen, die bestimmte Ein- griffe in die Finauzgebarung des Reimes kor- nehmen können. So ist ». a. an eine Be teiligung von Ausländern a» der Gold nvienbanl und eine solche an der Eisenbahn-Akiien- gesellfchafl gedacht. Aber wir glauben, daß diese Konirollrech'e zu ertragen sind, wenn wir uns vorstellen, daß die Wirischafts- und Finanzhcheit des Reiches wicderhcrgcsteUt, das Rullrgebiet wieder frei gegeben wird. Sachlich ist vorläufig zn dem Guiachteu zn sagen, daß d e Beträge, die in den erste» vier Zähren gezahlt werden sollen, nicht als unon- nehmbar zu bezeichne» sind. Voraussetzung bleibt natürlich, daß das Ruhrgebiet freigegebcn wird und die Micumlasten in Fortfall geraten. Aus dem Paris, «. April. TasG u lachten derLachver st ändigeu, das auszugsweise schon gestern von uns mit geteilt wurde, wird durch eine» allgemeinen Dcilkingtltilel, irr dein ausgrsührt wird, daß der von den Er perle» vorgelcgtePlan ein unteilbare« Hanze« ist. Es ist also unmöglich, einzelne Porschtäge an. zunehmen und andere abzulehnen. Als w, i 1 ere Voraussetzn » g für da» Ge lingt» des Planes betonen die Sachverständigen die Wiederherstellung der deutschen Wirtschaft-Hoheit, da der Ausgleich des Budgets, die Sta- biiifiernng der Währung, sowie die Wie derherstellung de»innere» und äußere» Kredits Deutschlands nur unter dieser Voraussetzung möglich ist. Vs miissen deshalb alle Sanktionen, die die wirt schaftliche Produktion hindern, znriick - gezogen oder entsprechend geändert werden. In der Einleiumg d< lauen die Sachverständigen weiter, bestrebt gewesen zn sein, die Lasten so zu gestatten, daß dadurch die Lebenshaltung des deutschen Volkes nicht unter da» Nivea» der Lebens- Hall»»« in de» alliierte» und seinen europäischen Nachbarländern hinabgedröckl wird, welche auch ihrersril» schwere Lasten ans dem Krieg zn trage« haben. Wiederherstellung der deutschen Währungen. Für die Wiederherstell»»- der deut schen Währung sieh» da» Gutachten entweder eine Reorganisierung der deutschen Reichs, banl oder die Schaffung einer neuen Rotenbanl Tatsächlich sind die bisherige» Laste» der Micum- Verträge viel schwerer in ihre» Wirkungen zu ertrage» als die Vorschläge der Sachverständigen. Man sollte deshalb also eigentlich glaube», daß de Schwerindustrie ohne weiteres bereit wäre, die jetzt in Vorschlag gebrachte Reva:atio»Spclitik gegen das bis jetzt noch andauernde System der Micum, die „unfreiwillige" ErfüllungkpelNik der Schwerindustrie, einzutansche». Tie große Frage für die Zukunft bleibt, wie die in späteren Zahre» verlangten Si mmen gezahlt werden sollen. An Sachleistungen ist, ans Anlaß der Durchführung der Rathenau- Verträge, nur ein Bruchteil auf die Milliarden- bclräge obgerufen worden. Tie Industrien in den Eulentelandern wünschten keine tlonkurrenz durch Reparationslieferungen und lehnten des halb Sachleistungen ab, obwohl reicher Bedarf be stand. Tie Gefahr besteht fort, daß dieser Zustand sich in den in Frage kommenden Jahren erneut zeigen wird, ohne daß Deutschland in Gold zahlen kann, solange cs ihm nicht gelingt, Teviscn durch größere Ausstthr zu erhallen. Te-Halb liegt dar zentrale Problem der Erörterung jetzt in der Frage, wie in Zukunst Reparationsleistungen ge zahlt werden sollen. Es kommt also darauf an, wieviel Gold d.rch Sachleistungen uud durch Mehrerport von Deutschland auf den anderen Märkten zu erzielen ist. Jedenfalls sind wir der Auffassung, daß über die Forni der künfiigen Re parationsleistungen eine entgehende Aussprache schon deshalb notwendig ist, weil gerade über diese Frage der Sachverständigenbericht keine Ulnrheit schaff:. Wir konnten uns z. B. denke», daß schon Wortlaut des tz io Deutschland vor. Falls man sich für die Notenbank entscheid«», wird die Nentenbant und die Privalnotenbant vorläufig deidehaltk», jedoch tritt eine Vereinfachung des dentfchrn Geldwesens dadurch in Erscheinung, daß alle anf Papiermark lautenden deut schen Zahlungsmittel verschwinden müssen. Tic Rotenbant fclbst gibt in Hold oder Holddeviscn einlösbares Hettel- gcld heraus. Die E in l ü sb a rke it wird nicht sofort in Kraft trete». Tie Deckung der neue» Noten ist eine Tritteldeckung, wobti man im wesentlichen an die Heranziehung deut scher Guthaben bei ausländischen Banken (Kapitalflucht) denkt. Die Funktionen der Bank sollen sich auf Diskontierung kurz fristiger Wechsel und ans den Giro verkehr blschränken. Weiter sott auch die Banl die Kajjeuführnug sür das Reich übernehm«» u»d dem Nciche unter gewissen, im Bankstatut sestzulegendt» Bestimmungen Treimonats- kredite in Höhe von 1«« Millionen Goldmark gcwährrn können. Das »kapital der Bank brträz, 4ü« Millionen Mark, wovon ZV« Millionen durch Zeichnungen im Ju- und Auslände ansznbringkn si d. Präsidium und Direktorium der Bank sind deutsch. Nebe» dem deutschrn Dinktorium sott ei» „General Board" eingesetzt werde», der aus siebe» Deutschs» o»d sied«» «»Ständern be steht und seine Entscheidung mit ri»er Majoiität von zehn Siimmrn zu sasjrn hat. Der „General Board" hat gewisse Vollmachte» in Fragen, die Gläubigerstaatln betresst». über die Noten ausgabe uud die Ausrechttrhaltung der Notea- deckung sott ei» „Eommissiouer" Wacken, der dem „Gtneral Board" angehökl. * Ntdersnhruug der Rcichökisen- bahn in eine Aktitngescllschast. Diep,Nische Neichseiseubahn wild in »ine Aktiengesellschaft überführt, die ei» Kapital van 15 Milliarden G»ld- «arl hat, das i» 2 Milliarden Vo'znxsaktie» und 12 Mittiarttn Stammattien rrrfällt. De» jetzt vo» deutscher Seite gerade über diese Frage prnkiifche Gegenvorschläge gemacht werden, die auch für die Gegenseite Interesse hüben, ohne daß damit d e grundsätzliche Frage der Leistungen an sich entschiede» wird. Insgesamt betrachtet stellen tue Vorschläge der Sachverständigen zwe fellos einen wes ent- liche» Schritt zur Entspannung in der gesamten Reparationssraze dar. So gern w«r das anerkennen, müssen wir doch gestehen, daß diese Enfpannung nicht in Frage kommt, soweit sich die Vorschläge der Sachverständigen auf die Frage der innerdeutsche» Finanzie rung beziehen. Es scheint uns, daß hier dir Masjenbclastung, insbesondere die Belastung des Verbrauchs, bei weitem zu hock', diejenige drS Besitzes aber zu niedrig ist. Von diesem Ge sichtspunkte aus ist es wichtig, daß man sich zu- nächst in schnellen Verhandlungen über dir Form de: zu leistenden Zahlungen verständigt und zu nächst unter allen Umständen versucht, über dir Art, wie Deutschland diele Summ; aufbringt, Bewegungsfreiheit zu erhalten. Wir zweifeln nicht, daß d es bei geschickten Verhandlungen zu erreiche» ist, und glauben, daß die große Mass« Les Volkes euch bei der Erlntcrung dieser Frage ei» berechtigtes In eresse haben wird, gehört zu werde» und dir wirkliche Leistungsfähigkeit der verschiedene» Volksschichten auszuzleichen. Tie Entscheidung hierüber dürfte letzten Endes bei dem neuen Reichstag liegen. Er wird bestimmen, wer den größeren Teil der Lane» z» nagen hat, die das deutsche Volk in Zukunft auf sich nehme» muß. Reiche gehören sämtliche Stammaktie«, sowie 5VV Millionen Mart derVorzugs- aktieo. Der Rest der Vorzugsaktien kann vo» der Neichsbahugesellschaft verwertet werden. Der Generaldirektor dieser Gesellschaft sowie der Vorsitzende des Verwa ltungsrats müssen deutsch fein. Der Verwaltuugsrat besteht aus 18 Miigliederu. die aus 14 Deutschen und 4 uichtdeurscheo Mit gliedern bestehen. Die Treuhänker der Lbliga- tionäre brr Reichseisenbahngesettschast hab«» S Mitglieder des Venvaltimgsratcs z« bestetten, jedoch müsse« 5 davon deutscher Nationalität sein. I» betriebstechnischer Hins cht haben die Erperten die betriebliche Vereinigung der Rhein- Ruhrbahnen mit dem übrigen Reich«. bahnnetz al« Boraussevung für de» Erfolg ihrer Vorschläge stark be tont. Für die Zahlung«» wird das Bahnartz in der Art ausgruutz», daß die Neichsbahn- gesells «hast mit 11 Milliarden Gold- mark erst st eiliger Lbligntionen be lastet wird. Lie jiod mit 5 Pioz. z« ver zinsen und mit 1 Proz. jährl q zu amortisiere«. Tie jährliche Leistung vo» tzH) Mill. Holdmarl fließt in die Reparation«. lasse. Jedoch trete« die volle» Zahlung,n erst vom vicrlr« Jahre ad in graft. Bis dahi» si»d zu leisten im ersten Jahre 22«, im zwei»«« 4K5 und im dritten 5.»« Mill. Goldmark. Tcr Zahlungsplan. Der eigentliche Zahlungsplan sieht gewissermaßen «ine Moratorinmszeit bi» zum Wirtschaftsjahre >«28/2» vor. Hu der Kest etzung einer Totatsumme sind die Lrperien nicht gekommen, da die Lösung des gesamten Re. parationsproblem«, wie sie in ihrem Hutachten darlegen, nicht ihre Ritf. gäbe ist. Lo bau«« sie den Zahlnng-plan anf »e, Gedanken der Höchstleistungen auf. Diese »Nrägt für Jahr 1»24 25 1VVV M tit. vaen Goldmark. Davva soll:« 8s« Millionen