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einigem Tappen mit den Händen, wobei Kn die ächzenden Töne leiteten, ergriff er eine, in einen Mantel gehüllte Gestalt, die sich entsetzlich krümmte und jedenfalls, vom Schwindel übermannt, dem Rücken des Pferdes entglitten war. „Ein von der Pest befallener Fremder, der. so gleich enden wird!" —- dachte Bock, sich scheu zurückziehend und theilnahmlos wegwendend. „Hier ist Hülfe unnöthig; und wer soll sich überhaupt mit hinein Pestkranken bemühen? In wenig Augen blicken liegt er, als Leiche da. Aber", — sann er weiter — „was soll mit dem Pferde werden? Wem wird es dann zufallen?" Hierbei ergriff ihn ein ganz eigner Gedanke. War er nicht allein hier? Wer konnte in dieser Finsterniß sein Thun beobachten? Wie nun, wenn er sich dcS Pferdes bemächtigte und daim'sagte, er habe es ohne Reiter am Wege gefunden? Doch das ging nicht, man würde sogleich nach der Ent deckung des verstorbenen Fremden diesen für den Besitzer desselben gehalten haben; nein, wenigstens durfre er das Thier nicht zu sich nehmen, um es behalten zu können. .— Während er das Pferd, daS unablässig mit den Nüstern seilten Herrn be rührte'und dabei ängstlich schnaufte, mit den Hän den streichelte, bemerkte er auf dessen Rücken einen umfangreichen Mantelsack befestigt, der sicher keine - werthlosen Gegenstände, vielleicht auch Geld barg, und die Frage, ob diesen auch lassen, ibn jedem Anderen preis zu geben,, folgte sogleich der gemachten Entdeckung. Wenigstens Viesen konnte er zu sich nehmen. Er sann, allein je länger er sann, desto mehr gab er sich dem höllischen Dämon hin, der in sein Herz gezogen war und ihn immer fester umklammerte. „Ob Du oder ein Anderer!".— wiederholte er sich und streckte seine Hand auS nach fremdem Eigen thum, wurde Räuber an einem Sterbenden. Mit geringer Mühe war der Manielsack, der ein ziem liches Gewicht halte, abgelöst und, sich nicht um den unglücklichen Verlassenen weiter kümmernd, ver barg er daS geraubte Gul unter seinem Mantel und schlich sich fort. Bald stand.er vor der Thüre seines, am Markie gelegenen Hauses, wo er nun dre gemachte Beute unbemerkt hinter mehrere leere Kisten, die sich in der Hausflur befanden, vor läufig versteckte. . Ohne die leise aufdämmernden Mahnungen des Gewissens zu beachten, trat^Bock darauf vor seine harrende Familie,»die ihn mit herzlicher Freude em pfing. Barbara, die Gattin, und Elisabeth, daS einzige, bereits 18 Jahre zählende Töchterchen, stürmten mit tausend Fragen auf ihn ein und such ten ihm, zärtlich liebkosend, alle Bequemlichkeit und alle Erquickung zu verschaffen. Wirklich er? freut, den väterlichen Sorger und Beschützer ge sund und wohl nun wieder um und bei sich zu sehen, ahneten sie nickt, welche That die Hände, die sie so herzlich drückten, begangen hatten und daß der Flych derselben einst auch sie treffen werde. Frommen und reinen GemüthxS, reich an Menschen liebe und nur im Wohlthun sich glücklich fühlend, standen Beide freilich dem Vater, den Geiz, Hab sucht und Härte leiteten, sehr fern; aber daß er solche That auf seinem Gewissen. trage und ihnen als schwerer Sünder gegenüberstehe, wurden sie nicht geglaubt haben, auch wenn man eS ihnen hätte beweisen wollen. , - Nachdem Vater Bock sich an Speise und Trafik vollkommen ergötzt, dabei auch ausführlichen Bericht über 'den Stand seines Geschäfts erstattet und er lich die mitgebrackten Geschenke an Frau und Kind auSgetheilt hatte, erhob er sich vom Tische und traf Anstalten, das Veit aufsuchen zu wollen, wäS für die Frauen qls Zeichen galt,, dasselbe ebenfalls zu thun. Am Ersten befand sich Elisabeth itn Beuchen, obgleich sie sich noch außerordentlich mun ter fühlte und der Schlaf noch nicht Pie Augen zu schließen drohete; ihr folgte bald die Mutter, die jedoch sogleich entschlummerte; nur der Pater Rieb ungewöhnlich lange aus. Da Elisabeth, bei^o aufgeregtem Gemüthe noch immer wachte und tzle Sinne in voller Lhätigkeit blieben, vernahm, sie auch, daß der Vater im nebenanbefinbliHen Zim mer, -dessen Thür sogar nur angelehnt war, sich mit dem Oeffnen eines wohlverwahrten Gegenstqn- des beschäftigte. Deutlicher wurde sie, davon noch durch einige darauf bezügliche halblautgesprochene Worte geführt; und einmal neugierig geworden, stieg sie möglichst leise aus .ihrem Beuchen,, schlich fick nach der Thüre und strengte nun Augen wie Ohren doppelt an, den Grund des längeren Mf- dleibenS ihres VaterS zu entdecken. . Eigentlich vermuthelr sie, es betreffe ein für sie bestimmtes und absichtlich zurückgehält'enes Geschelik; aber Wd bemerkte sie, daß sie sich, getäuscht; denn auf der einen Seile des Tisches, den sie gerade überblicken konnte, lag ein vollgepfropfter Mantelsack, den zu öffnen sich "der Vater alle Mühe gab. DaS'gab der erwachten Neugier höhere Kraft; sie entschloß sich , das Ende der Untersuchung des noch nie ge sehenen MantelsackeS abzuwarten. Endlich hatte der Vater die verschieden in einander geschlungenen Riemen daran gelöst find der Inhalt könnte hrrauS- ,genommen werden, Aber. sah sie nickt', daß die .Hände desselben ziiMen, als diese PchMsstrcckt.en? WäalM dies? War es eine, sündhafte Gier, oher war' e- Freude? Hast HW " Elisabeth 'eMfall