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AuS Laibach wird-gemeldet, daß in der Nacht vom 9. auf den 19 October im Gebirge ein so furchtbares Unwetter mit Schneegestöber herrschte, wie es nur zur Winterszeit zuweilen eintritt. Mehre Menschen kamen ums Leben, darunter drei Personen, welchr erfroren. Aus Brunnen in der Schweiz (Canton Schwyz) schreibt man, daß am 21. Oktober der Entschluß, Schiller am Ufer deö Vierwaldstäd- ter Sees ein Denkmal zu setzen, sein« Verwirk lichung gefunden hat. Am sogenannten Mythrn- steine, gegenüber dem Rütli, einer 80 Fuß Hohen Felsen-Pyramide, hat man in kolossalen Lettern die einfache Inschrift eingegraben: Dem Sänger Tell'S Friedrich Schiller die Ur-Cantone 1859. Am 21. d. M. wurde die Inschrift unter großer volkSthümlich begangener Feierlichkeit enthüllt und manche begeisterte Rede dabei gehalten. Warschau, 22. Octbr. Heule Vormittag fan den in der Umgegend von Warschau verschiedene militärische Schauspiele statt, dir für den fremden Zuschauer nicht ohne Interesse waren. Die Eingeborenen scheinen dergleichen zum Ueber- druß gesehen zu haben, denn daS Publikum halte sich nicht eben zahlreich dazu eingesunden. In der Nähe des Lagers, das bei Warschau aufge schlagen ist, befindet sich ein unabsehbar großes flaches Feld, groß genug, um Völkerschlachten zu schlagen. Heute schoß nur die Kosaken- und L>- nienarlillerie, zusammen wohl 100 Geschütze stark, nach der Scheibe, eine Uebung, die bei «sig kal tem Wetter sehr lange ausgedehnt, auch den neu gierigsten Reisendey, um mit Polin zu reden, er müden muß. Dann schossen Vie besten Schützen verschiedener Jnfanterieregimenter, in zwei Linien ausgestellt, mit Mimegewehren nach etwa 45 Scheiben auf 900 Fuß-Distanz. Die Linie hatte jedesmal 5 Sckuß zu thun, die mit rothen, re spektive schwarzen Pflöcken bezeichnet wurden. So bald die 5 Schuß gefallen waren, begaben sich der Kaiser und der Prinz-Regent mit allen Prin zen und einer Wolke von Offizieren nach den Scheiben und prüften das Ergebniß. Schließlich wurden di« besten Schütze« vor den Kaiser beru fen und erhielten aus seiner Hand werthvoll« Preise, silberne Becker, goldene und silberne Uhren. Die verblüfften Gefickter der gemeinen Soldaten, die wohl noch nie eine goldene Uhr mit zwei Kap seln in Sammtetui gesehen haben mochten, ver dienten von einem Komiker studirt zu werden. Dir Sieger standen wie angedonnert da, und ihre Kameraden unterstützten sie in sprachlosem Erstau nen, dis rettende Offiziere herzukamen, welche sie die Uhr öffne« und in die Lasche, die »ach, nicht vorhanden Ivar, stecke« lehrten. Am Schin nes ihnen der Haiser einige lobende Worte z«, und aus hundert Kehlen erscholl die eintönige Antwort: „Väterchen, wir werden es das nächste Mal besser machen." Während dieses PreiSsckie-, ßenS zogen die Kosaken mit thren hellgrünen Bat. terien, hinter jedem Geschütz «in eigener Pulver- wagen, unter seltsamen Gesängen nach, Hause. Alsdann begab sich der Kaiser mit seinen Gäste« nach dem gymnastischen UebungSplatzr der kickten Infanterie, wo die Leute mit dem Gewehre über dem Rücken laufen, springen und klettern lernen. Der Einfluß der französischen Kriege auf die Aus bildung der kontinentalen Armeen war auch an dieser Stelle nicht zu verkenne»». Die Leut« sei- / steten sehr viel un6 nahmen schließlich eine Festung, die wohl 50 Fuß hohe Mauern hatte und mit Gräben, aufgezogenem Zugbrücken und andern Hindernissen umgeben war, durch so allerliebste' Klrtterkünste, wie man sie nur von einer wohl geschulten Feuerwehr verlangen oder im CircoS sehen kann. Wir Katzen klitterten einige Hun dert Mann, daS Gewehr umgeschnallt, an den fast glatten Wänden und an dünnen Stangen auf die Thurmspitzen, hißten Flaggen auf; et liche feuerten von der Spitze der Flaggensticke ihre Gewehre ad und luden sie von Neuem, während sie sich nur mit den Schenkel an dem Fohnenschakt festhielten. Von allen militärischen Spielen ist dies gewiß das Nützlichste und Gesündeste. Sehr anstrengend war ein darauf folgender Dauerlaus dieser drei Turner lvmpagnten, der wohl acht Mi nuten dauerte. Einen wohlbeleibten Major an der Spitze der Truppe, konnten wir nicht ohne Mitgefühl betrachte«. Die Mannschaft hostete hinterher stark. Die Porträts Garibald i's, deS Helden drS Tages, spielen jetzt leicht begreiflich eine Haupt, rolle in den Schaufenstern der Berliner Kunsthand lungen. So sehr die Bilder an den verschiedenen Läden 'auch von einander abweichen mögen, so ähnlich find sie sich sämmtlich in einem Punkte, nämlich in dem großen Barte des Helden. Die ser ist überall gewaltig ausgeprägt und nirgend vergessen. Ein spekulativer Bilderhändler ist nun auf die Idee gekommen, daß der erste beste Man« mit großem Barte ganz gut für Garibaldi gelten könnte, da die Berliner den Teufel bovou wüßten, wie Garibaldi wirklich auSsieht. Der herrliche Gedanke ist sofort praktisch in Ausführung gebracht worden In dem Schaufenster deS betreffend«» BilderhändlerS sieht man nämlich seit einigen La gen das wohlgetroffrnr Porträt deS Portiers Muh»