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die, nächst Bonn (seit 1818) und München (seit 1826) zu den jüngsten Universitäten in Deutsch land zu zählend«, 1810 gestiftete Universität Ber lin ihren 50. Geburtstag. Alle Universitäten Deutschlands und auch mehrere des Auslandes waren b«i dieser Feier vertreten, an welcher alle gebildeten Stände Berlins lebhaften Antheil nah men. Und Berlin kann auch stolz sein auf seine Universität, denn Männer, wie Hegel und Fichte in der philosophischen, Schleiermacher und Strauß in der theologischen, Savigny und Eichhorn in der juristischen, . Hufeland, Mitscherlich und Rose in der medicinischen und naturwissenschaftlichen Facultät, und noch viele andere hochgefeirrte Män ner, die als Lehrer an derselben wirkten, Haven ihr einen Ruf erworben, der sie ebenbürtig mit den ältesten Universitäten km deutschen Baterlande erscheinen läßt. Am Abende des 16. Octbr. sand rin großer Fackclzug.statt, an welchem 2000 Fa ckelträger Theil nahmen. Beim prinzlichen Palais angelangt, bracht« die Studentenschaft durch eine Deputation dem Prinz-Regenten ihre Huldigung dar. Der Prinz dankte in kurzen kräftigen Wor ten und sagte unter Anderm: Er sei überzeugt, daß die akademische Jugend, wenn es jemals die Umstände verlangten, ebenso freudig zu den Waf fen greifen werde, wie einst in den Freiheitskriegen; aber er wisse auch, daß hinter den Waffen des Kriegs die deS Geistes stehen müßten. Die Uni versitäten mögen in dem bisherigen Geiste fort fahren; seines Schutzes und seiner Förderung könnten sie sich fest versichert halten. Der Prinz geleitete die Deputation bis zu dem Ausgange, dankte noch einmal für die ihm dargebrachte Hul digung, und rief, als er das preußische Banner erblickte: „Unter diesem Banner also werden Sie sich schaaren, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Gehen Sie mit Gott!" Die englische Presse verhält sich ziemlich kühl gegenüber der Versicherung, daß zwischen der bri tischen und Preußischen Regierung in mehreren wichtigen Fragen ein Einverständniß erzielt wor den sei; sie fürchtet, daß Lord John Russell in Coblenz mit seinen Zugeständnissen zu weit ge gangen sei und verlangt namentlich, daß die eng lisch« Regierung ihre bisherige Politik in Betreff Italiens festhalte. Jedes Ministerium, welches die Gestaltung eines einigen und unabhängigen Italiens zu h«mmen suche, werde das englische Volk gegen sich haben. Die „Times" bringt die schleswig-holsteinische Frage wieder aufs Tapet und sucht ihren Lesern zu beweisen, daß alles Recht auf Seiten der Dänen und alles Unrecht auf Seiten der Deutschen sei. Die piemontefische Regierung rechnet darauf, kommendes Frühjahr mit 300,000 Mann, 13,000 Pferden, außer der Trainbespannung.und Artil lerie, 75 Batterien und Gerälhe für 25 Reserve- datterien in's Feld rücken zu können. Es sind zu diesem Zwecke bedeutende Bestellungen von Waffen rc. in Frankreich und England gewacht worden. Ob die Zeit von wenigen Monaten ausreichen wird, jenen erhöhten Armeebestand aukzustellev, ist freilich zu bezweifeln; namentlich wird die Re organisation deS neapolitanischen Heeres auf nicht geringe Schwierigkeiten stoßen. Von der National garde sollen noch andere 40 Bataillone mobil ge macht werden. Die in letzterer Zeit einaetretene Lauheit der englischen Minister gegen das Tuileriencabinet scheint in Paris noch mehr Sorge zu machen, als die Warschauer Fürsten - Conferenz , und es wird versichert, daß der Kaiser auf das Eifrigste bemüht sei, das gute Einvernehmen mit England wieder zu befestigen. Graf Persigny, der franzö sische Gesandte in London, ist deshalb nach St. Cloud berufen worden und hat dort wiederholt mit dem Kaiser conferirt. Im Uebrigen bereitet man sich in der Stille auf alle Eventualitäten vor. Auf der Eisenbahn von Lyon, nach Marseille war in vorletzter Woche der Güterverkehr völlig unterbrochen, weil diese Linie durch Truppen- und Kriegsmaterial. Transporte ausschließlich in An spruch genommen wurde. Rom. Wie aus sicherer Quelle berichtet wird, Hal Se. Heil, der Papst durch einen Gesandten dem General Lamoriciere folgenden Ausdruck seiner Gesinnung gegen ihn zu erkennen geben lassen: „Sagen Sie ihm, welche unermeßliche Dankbarkeit ich für die bewundernswcrthe Hinge bung des Generals empfinde, wie ich eingenom men von ihm bin, immer gewohnt, seine Schritte vom Siege begleitet zu sehen. Aber wenn er heute gezwungen war, zahlreicher« Streitkräften zu weichen, hat er wenigstens den Ruhm, einen großen Theil zum künftigen Triumphe unserer heiligen Mutterkirche beigetragen zu haben, deren Haupt, so unwürdig dessen auch meine Person sei, heute nicht so ausschließlich angegriffen ist, wie der lebende Repräsentant dieser Kirche. Aber die Thore der Hölle werden nichts über die Kirche vermögen." Der russische Lieutenant Fürst Gortschakow, der einen Kameraden im Duell getödtet batte und sein Sekundant, der Stabscapitän v. Schak, sind vom Fürsten Barjatinsky zu, Gemeinen degrodirt worden. Das Unheil hat die kaiserliche Bestäti gung erhalten.