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Die erste Versammlung, in welcher ein Statutenentwurf zur Beratyung vorgelegt werden wird, findet Montag, den 4. Juni d. I,, Abends 7 Uhr, im Saale des WeSermeisterhauseS statt, und es find hierzu Alle, Hauswirthe wie MtetP bewohner, hiermit eingeladen. Deutliches. Frankenberg, 31. Mai. Die Pfingstfeier- tage, haben Uns in diesem Jahre so abnorme Witterungsverhältnisse gebracht, wie sie glücklicher» weise um diese Jahreszeit zu den seltensten gehören. Bei anhaltendem West- und Südwestwinde, der stundenlang zum Sturme ausartete, fielen gewal tige Regengüsse herab, und das Thermometer, das wir in diesem Monat schon über -4- 20" R. ste hen zu sehen gewohnt waren, sank vis 5" her unter, so daß man die Winterbekleidung wieder' hervorsuchte und' das längst erloschene Feuer in den Stubenöfen wieder anzündete.. Wie sehr da durch die Pfingstfreuden, welche für viele Stände die ersten oder einzigen sind, die sie in Wald und Ftur in etwas größern» Maßstabe feiern, Und die Gastwirthe beeinträchtigt sind, läßt sich denken; Diejenigen aber, die dem Welter getrotzt und die einmal arrangirten Parthien dennoch unternommen haben, können von den bestandenen Reiseaben teuern erzählen. Unter solchen Umständen ist denn ^uch der große Tag^ von Lichtenwalde — der zweite Pfingsttag — gänzlich verloren gegangen und das hiesige Bogelschützenfest nur auf die TblU- nahme der Schützengilde beschränkt geblieben, da eine Betheiligung des größern Publikums rein unmöglich blieb. Die beiden Harthörigen. „Mein Herr, der Lisch ist servirt " „Gut; doch möchte ich nicht gern -stein essen; ist weiter kein Fremder hier im Gasthofe?" „Ein einziger, doch muß ich beantworten, daß er t-ub ist, wie eine Schnepfe." „Thut nichts, ich werde schreien." Und der . Garson, welcher diesen. Scherz impro- visirt hatte, den der Leser nach Belieben aut oder schlecht finden kann, lud den erwähnten Fremden «in. „Ein fremder Herr", sagte er, „erbltttl Ich Ihre Gesellschaft beim Mittagsessen. doch muß ick Sie im Borans aufmerksam machen, daß er so taub ist, daß er selbst nicht hört, wenn's donnert und kracht." „Thnt nichts^ ich werbe schreien." Di« Heiden vorgeblich Tauben kommen zusam« merz. . Sie grüßen sich mit einer Berbeugungdes Kopfes, setzen sich und beginnen eine unbedeutende Covver- sation über Regen und schönes Wetter, de« Zweck ihrer Reise und-ander« Gemeinplätze. Der, wel cher zuerst redete, schrie ziemlich laut; die Antwort erfolgte in einem noch lauteren Tone, die Replik war noch starker und so ging eS üp Lrvscenäo, daß einem Hören und Sehen verging. Bei jeder Antwort stieg ihre Stimme uw einen Ton, so daß sie bald aus vollem Halse schrieen und ein Sprachrohr gebraucht, haben würden, halten sie eins bei der Hand gehabt» Endlich sagte einer von ihnen: „Sind Sie von Geburt an taub, mein Herr, oder eS durch einen Unfall geworden ?" „Was? taub!" sagt» der andere. „Selbst taub und zwar recht gehörig." - „Bei Gott, Sie.sind so tqub ," entgegnete je. ner, „daß ich durch unsere Unterhaltung wenigstens auf sechs Wochen heiser bin." „Unglücklicher, glauben St« denn, daß die ganze Welt an Ihrem Gebrechen leidet?" „Bei Gott, mein Herr, ich bedaure Sie vom , Herzen, nur beleidigen Sie chich nicht, indem Sie mir eine Last aufbürdrn, vost her ich Sie doch nun einmal nicht befrei,n kann " Als der Garyon bemerkte, Paß die Converfation eine zu ernsthafte Wendung nahm^ sagt« er halb laut einige Worte, welch« MdesTaM vortrefflich verstanden, die NUS den ganzen Zusammenhang überschauten. Sie wären klug genug, über den Scherz zu lgchsn, und mußten elnlge Mühe an wenden, um, nach der gehabten Anstrengung, wäh- . rend der übrigen Zrit des Essens sich wieder an den . gewöhnlichen R^deton zu gewöhnen. V er m i s ch t e s. Zn Leipzig hat eS am ersten Pfingstseierlage > — geschneit! Altenberg, 30^ Mai. Gestern hatten wrr einen leidlichen Schneefall, so daß heute Morgen , Straßen und Dächer einen ganz winterlichen An» blick geurährM - /