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Unter »Hss SS4S —LI reihte ich in mein« Leih» bihÜölhtk ein: Gustav vom Sie, Gustav vom See, der beliebte Romanschriftsteller, der in seinen früheren Werken, besonders in seinen „Egoisten" (»ist« Ko. 14v3-86), ein anmuthiges Erzählertalent in so anerkannter Weise an den Tag gelegt, tritt jetzt mit einem neuen Roman vor das Publikum, der die Vorzüge der früheren in sich vereinigt und noch überdies durch die Dar stellung einer Zeit, deren Bewegungen und Stimmungen der jetzigen verwandt sind, ein erhöhtes Interesse in An spruch nimmt. WaS Rudolph Gottschall in seiner „Rational - Literatur" von den früheren Romanen dieses Autors sagt, das gilt noch niehr von diesem neuesten. Loch hier bildet, wenn gleich in historischer Zeitferne, der preußische Staat mit seinen eigenthümlichen Institutionen und s-inem regsamen geistigen Leben den Hintergrund, auf welchem sich die persönlichen Geschicke bewegen.- Auch hier füblt man es heraus, wie der Dichter sich mit ebenso ge fälliger Leichtigkeit wie Sicherheit in allen realen Lebens- verhättnissen' bewegt und seinen romanhaften Erfindungen durch die genaue Kenntnis und Darlegung der juristischen und administrativen Verhältnisse, deren Netz ja über die ganze Gesellschast geworfen ist, einen festen, gut Behagen empfundenen Halt giebt. Auch dieser Roman bestätigt, daß der Stil des Autors durch Grazie und Klarheit der Göthe'sehen Schule angehört, deren gemessene Behaglich keit er indeß oft durch einen freieren und derberen Humor unterbricht. — Der Roman spielt zumeist in Schlesien, zur Zeit der französischen Okkupation und der Niederlagen Preußens. Er führt uns in das gesellige Leben Breslaus und der Provinz ein und macht uns bekannt mit dem Geiste, der damals in den verschiedensten Ständen herrschte. Wir klopfen an alle Pforten an, an das Hatzfeld'sche Palais, wo Jerüme mit seinen Maitreffrn wohnt — an die Thore des Dominiums, welches durch die Ungunst der Zeitläufe und die neuesten Reformgesetze der jüdischen Spe kulation zu verfallen droht, und an die Thür des einsamen Forsthauses im Walde. Wir sehen die ganze Tyrannei französischer Bedrückung .und Mächen alle die Schritte zur Wiedergeburt Preußens mit durch. Außer diesem gediege nen historischen Inhalt, der die Jetztzeit besonders fesseln wird, ist auch die Romandichtung, in die der Autor ihn ringekleidet, von spannendem Interesse. Die Maitresse des Fürsten, die Bankiersfrau, die Tochter des armen Musikus bilden eine Gruppe von Frauencharakteren, die sich in an- mulhigen Kontrasten bewegt. Ebenso gewandt sind die Eharaktere der Männer einander gegenüber gestellt, von den historisch bedeutenden, wie Jerüstie und Stein — biS zu Venner, Erbach und Haller, von denen be sonders der letztere alü berechnender Kopf ohne sittlichen Halt und als Anhänger Napoleons mit vieler Sorgfalt burchgefübrt ist. — Der Knoten deS Romans, dem es nicht an Ehrenden Scenen fehlt, ist Mit Gewandtheit ge schürzt, und die DnrstellungSweise ist frei von allen Ertre- Men und von ansprechender Glätte und Korrektheit. — und unter 3652 — 54. Fedor Steffen«^ James II. un- feiy Aall. Listoriscder stow»» in ärei KLnäeo. In dem Rahmen einer durch Mannichfaltigkeit der Er eignisse wie der handelnden Personen gleich spannenden Er zählung umfaßt dies Werk eine der interessantesten Epo chen der Geschichte, naqentlich England«, einet Haude«, dessen Schicksale und EntivitkelangSperiodea für unser deut« sche« Vaterland gegenwärtig wehr denn jemals von Be deutung sind. — Mit den blutigen Asfisen kurz nach der Thronbesteigung des Königs James ll. (Jacob) beginnend und durch einen Zeitraum von etwas über 4 Jahren bi« zur Flucht desselben nach Frankreich sich fortstfinnend, rollt sich — immer auf streng historischem Grunde — vor un» fern Augen «in Gemälde ab voll heimlicher Jntriguen und offener Kämpfe, bedeutungsvoller Jrrthümer und selbst süchtiger Bestrebungen, wo überall uns als wirkliche Handlung entgegenkritt, was die Jetztzeit als reli giöse oder-politische Fragen so mächtig bewegt: der Streit der verschiedenen Confessionen gegen einander, um Macht für sich selbst, Unterdrückung gegen Andere zu e» langen, — die Machinationen eines bigotten, despotischen Herrschers zur Vernichtung der Freiheit der Volkes, ja selbst die ewige Sucht Frankreichs nach Vergrößerung sei» ner Macht und seines Einflusses durch Hervorrusung von Händeln und Verwickelungen in andern Ländern. Ein le» bendkgeS Spiegelbild! — Denn nicht nur zU den Geschi cken Englands, sondern auch zu denen von Frankreich, Hol land und Deutschland sehen wir die leitenden Fäden mit oder ohne Bewußtsein der handelnden Personen sich knü pfen und lösen, und während James II., Louis XIV. und Wilhelm von Oranien auf der der Menge sichtbaren Bühne die Ereignisse allein zu leiten scheinen, läßt uns ein Blick hinter die Eoulissen noch ganz andere Triebräder und ihr geheimnißvolles Wirken beobachten: am Hofe von JameS den Minister Lord Sunderlan.d mit seiner Gemahlin, den Beichtvater des Königs, Jesuit Petre, den französi schen Gesandten Bavillon, den Schreiber Kiffi-ns, eine berüchtigte Creatur des Lord-Oberrichters Jeffreys und viele andere interessante Figuren, — zu Versailles LouvoiS und Madame de Maintenon in ewigem Streit um die Herrschaft über den König, im Haag die Eifersucht der republikanischen Partei auf den schweigsamen, aber gefähr lichen Statthalter. — Mit diesem reichhaltigen Stoff der Geschichte verbindet sich die freiere Erzählung der Hand lungen und Seelenstimmungen anziehender, in den Lauf derselben eingreifender Persönlichkeiten in steter, eng ver bundener Wechselwirkung, so daß daß Interesse bis zu« Schluß des Werkes in reger Spannung erhalten wird. Haynichen, den 16. Febr. 1860. Otta OaroliaPHitL. Von dem Krossen Illnstrirtea Lrnntvr-kuek ist das 9. und 10 Heft als Fortsetzung bei mir angekommen. Mit dem 12. Heft wird dieses be liebte Werk schließen. - C G. Roßberg. AlaLlnoäiselier Uaardalsam, ^naäoli noä anäerv ^vsmvtiquvs sind wieder angekommen bei Roßberg. a.sL'L.« Mastochsenfleisch, das Pfund 3 Ngr., ist von heut« an zu haben bei Robert Günther in der Neugafse.,