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bezrichnet werdrn, hirlt sich auf dem Schloff« auf. Er stand älternloS in d«r Welt und auch sein« LrrmögenSverhältniffe waren beschränkt. Er war «in d«scheidtn«r, sanfter Jüngling, aber tüchtig und gebildet. Die Aeltern sahen ihn gerne in dem engen Kreise, weil er etwas mehr Leben in denselben brachte; daS Fraulein — die wir mit dem Namen Bertha bezeichnen wollen, freute sich feiner Gegenwart von ganzem Herzen, und es entspann sich zwischen beiden eine innige Freund schaft, Vie auf Achtung und Wohlwollen ruhend, daS Wesen einer ächten und innigen Liebe annahm. Lon ^früher Jugend an mit einander bekannt, schwand jede schüchterne Befangenheit und Beide ließen ihren Gefühlen freien Larif, ohne daß es aber zu bestimmten Erklärungen zwischen den jun gen Leuten oder den Aeltern gekommen wäre. Jetzt mit, einem Male änderten sich, die Ver hältnisse auf dem einsamen Schlosse. Es wurde, wie eS, da eine Handlung des LandeSherrn von solcher Bedeutung auch durch daS Reichsgesetzblatt öffentlich verkündet werden mußte, um gesetzliche Kraft und Geltung zu er halten, unerwartet aller Welt bekannt, daß Bertha Erbtochter der sämmtlichen Güler ihres Hauses sei. Jetzt spottete Niemand mehr über das „stille Fräulein"; sie war nun eine Person von höchster Bedeutung, eine Parthie, wie man im Leben sa. gen hört, die erwerbenswerth sei, weil der Besitz -er Güter an ihre Person geknüpft war. Von allen Seiten rollten die Slaalswagen vor daS Schloß, zuerst unter dem Vorwande herzlichster Lheilnahme und treuester Freundschaft. Der Glück wünschenden waren Viele und wo ein junger, hei- rathSsähiger Junker in der Familie war, da be eilten sich die Glieder derselben, ihre Glückwünsche , darzubringen, und die hoffnungsvollen Junker um schwärmten Bertha wie ein Bienenschwarm. Sie war der Gegenstand der lebhaftesten Aufmerksam keit geworden, ja der Gegenstand vielseitiger Be werbungen — sie — die noch vor Wochen von keinem derselben der geringsten Rücksicht theilbaftig Aeworden wäre. — Das ist der Gang der Welt, und keine Schickt der menschlichen Gesellschaft ist ohne ähnliche Erscheinungen. Nicht das Herz, Nicht Achtung und Liebe knüpfen in tausend Le- hensverhältniffen daS Band der Ehe, sondern ^Eigennutz, Habsucht, und Ehrgeiz. Und wo die Handhaben fehlen, in die sich diese Leidenschaften rinkrallen, da mögen noch sogroße Vorzüge sich Vereinigen, die meisten wenden sich ab. Wo sie ober sind, da blickt man über Gebrechen, Mängel und Fehler hinweg, die in anderer Beziehung,gro- tzea Anstoß gäbev- ES ist eine traurig« Erfahrung, abrr «» ist rin«, die unter all«n Ständen und zu allen Zeiten sich machen oder wahrnehmen läßt. Unverkennbar ein Zeichen tiefer sittlicher Entartung. Bertha war, kaum noch unbemerkt, jetzt rin Wesrn, dem alle Welt huldigte. (Fortsetzung folgt.) —— , Vermischtes. Die Großenhainer Gasanstalt, am 31. Dccbr. .1859 mit einer Flammenzahl von 1916, gewährt ihren Actionairen auf das abgelaufene Johr an Zinsen und Dividende IOH. Sie verkaufte 1859 3,757,00V Kubikfuß Gas, wovon auf 11 Fabriken allein 1,457,800 Kbfß., auf 141 andere Consu- menten 1,791,855 Kbfß. und auf 100 Straßen laternen 508,300 Kbfß. entfallen. Dresden, 21. Febr. Die heutige Nr. unserS „Anzeigers" enthält nicht mehr als 92 verschiedene Einladungen, um an eben so vielen verschiedenen Orlen sich zu vergnügen, resp. „zu Ehren deS Tages" Kaffee, Grog, Necus, Bairisch und Lager bier rc. zu trinken, sowie Pfannkuchen, Käsikäul- chcn, Eierplinzen, frische Sülze, Karpfen, Brat wurst und wer weiß sonst was zu verspeisen. Gera, 19. Febr. Vorigen Montag ereignet« sich hier ein sehr trauriger Fall. Der Sohn eineS hiesigen Gerbers, ein junger kräftiger Mann von 26 Jahren, siel beim Loseisen in das Räderwerk der Walkmühle und wurde von diesem zermalmt. Aus Mehlem wird die Kunde, daß daselbst am 19. Febr. Abends 10 Uhr ein Gewitter zum Ausbruch gekommen und ein Blitz die dortige Kirche gezündet, welche in Folge dessen gänzlich niederbrannte. Auf der Straße von Jglau nach Humpoletz fand man dieser Tage eine Gruppe vier erfrorener Personen auf einem Steinhaufen sitzend. ES war eine Mutter mit dem Säugling an der Brust, und die andern zwei kleinen Kinder von drei und vier Jahren unter ihren Röcken, wie di« Henn« ihre Küchlein, bergend. Ueber das Befinden deS Königs von Preußen lauten die Berichte sehr traurig. Die Kräfte sol len in fortwährender Abnahme begriffen und der Transport deS Leidenden mit den erheblichsten Schwierigkeiten vrrknüpft sein. Im Nacken deS Königs sind nämlich, wie man erzählt, drei Haar- feil« angebracht; man begreift also, wie bedenklich eS sein muß, den Kranken, wenn man ihm soviel wie möglich Aufregung und Schmerz ersparen will, von einem Orte zum andern zu bringen. - Nach den amtlichen Meldungen «mpfängt nur noch