Volltext Seite (XML)
Einschleppung k^r Seuche zu unS und den nt^st- gelegenen Ländern meistens nur in letztgedächter Weise. Die Krankheit mußte erst im Nachbar, lande ausgetreten und bis zu einem gewissen Punkte der eigenen Landesgrenze sich genähert haben, de» vor man sie zu fürchten hatte. DaL ist jetzt durch die Schienenwege ganz anders geworden. Dit Seuche kann jetzt unS unmittelbar durch Vieh aus östlichen Ländern (Podolien, Galizien, Ungarn) zugeführt werden, ohne daß sie zuvor im Nach- barstaate zum Ausbruch gekommen ist. Der jetzige Seuchenausbruch in Schlesien wie in Böhmen ist auf diese Weise durch Einfuhr von podolischem und galizischem Vieh veranlaßt worden. Von'der preußischen Landesgrenze an wurde die Seuche plötzlich bis in die Umgegend von BreSlau ver. pflanzt. Der Anstcckungsstoff ist fixer und flüchtiger Natur. Er wird schon sehr früh vom kranken Thiere entwickelt und ist gebunden an alle Körper- tbeile (Blut, Fleisch, Talg, Haut rc) und an alle Auswurfsstoffe (Lungen- und Hautausdünstung, Mund- und Nasenschleim rc.) Er haftet aber auch an Allem, was mit dem kranken Thiere oder dem Cadavcr und dessen Abfällen in Berührung kommt oder in dessen Dunstkreis eintritt und in demselben sich befand, so z B. an den Beklei- -dungsgegenständen der Menschen, an andern Thie ken (Rinder, Hunde, Katzen), an den Stalluten silien, an Rauhsutter und dergleichen mehr. Durch diese sog. Zwischenträger und giftfangenden Sachen läßt sich die Seuche mit verschleppen, ohne daß man es selbst ahnt oder befürchtet. — Außer der Flüchtigkeit und daher leichten Verschleppung ist der Anstcckungsstoff vor allen andern auch noch ausgezeichnet durch die lange Dauer seiner Wirk samkeit. Dieses AlleS zusammen macht das Cön- tagium der Rinderpest zu dem gefährlichsten und wirksamsten unter allen Contagionen. Die Rinderpest ist zugleich auch dir gefähr lichste Seuche für unser einheimisches Rind. Man muß in allen Fällen auf einen Verlust von 9LK rechnen; und es würde ein sehr günstiger Fall sein, wenn derselbe einige Procente weniger betragen und bis zu 90K herabsinkcn sollte. — Für den Menschen und alk andern Thiere ist die Rinder pest und der Ansteckungsstoff gaNz ungefährlich. Man kann das Fleisch von kranken Thieren essen, mit kranken Thieren und dem Cadaver Umgehen rc. ohne alle und jede Gefahr. Heil- und Vorbauungsmittel gegen die Rinder pest giebt es nicht. Der einzige Schutz besteht: die Einschleppung deS AnsteckungSstoffeS zu verhüten. Dieses wird erreicht durch Ein- fuhrverbotr von Vieh Und sog. gissfang^ chen., So lange die Seuche noch EW sett Entfernung vön der LandeWenzeM genügen diese Verbote und^ deren UeberwaHüng von SeMU der Regierung. Sobald aher die Pest sich sm Nächbarlande soweit der eignen Landesgrenze ge nähert hat, dass sie in da» Gebiet,des kleinen GrenzvrrkehtS »ingrtreten ist, dann gewähren di, Regierungsmaßregeln keinen,sichern Schutz Mshr, eSlMüß bann zugleich noch ein SelsistMutz iin- treten: Dieser Selbstschutz hat darin zu beste hesi: daß Jedermann bemüht ist, die Regierung Dd ihre Organe bei der Durchführung her gehytenru Maßregeln kräftig zu unterstützen und aste Vieh- besitzer sich selbst noch angelt Einschleppung des AnsteckungSstoffeS jn ihren Vieh stamm, durch Beschränkung des Verkehrs mit den Seuchenheerdrn, möglichst zu verhütt allseitigen, gemeinschaftlichen ZusächmenwirkiN ist die Rinderpest mit Stchbrhekt abM Um überall die. Größe der Gefahr ermessen und danach die erforderlichen Maßregeln ergreifen zu können, bleibt es ein gewichtiger Punkt: iy uu» unterbrochener, Kenntniß von dem Stande der Seuche im Nachbatlande sich zu erhalten Dähtr erfolgen auch überall freundnachbarliche Mitthri- lungen von Seiten der benachbarten Staaten. So dankbar diese anzuerkennen sind, so reichen sie hoch wiederum nicht aus, sobald die Seuche in das Gebiet des kleinen Grenzverkchrs eintritt, weil sie — wie in der Natur der Verhältnisse liegt — leicht zu spät erfolgen können. Dahkr strebt jede Regierung danach, soweit qls es thunlich iß , sich unmittelbare Kenntniß von dem Stande der Seuche zu verschaffen, sobald sie der Landesgrenze nähex rückt. Und auch hierin die Regierung zu unter? stützen, witd zur dringenden Pflicht eines jeden. Staatsbürgers. - ,. '.7 ' Tritt dennoch die SeUche in das eigne Land ein, dann witd es zür Aufgabe: die Krankheit und damit die Entwickelungsquelle -es Anstecknngsstoffes so schnell ßrlü möglich z« tilfien. Dieses wird am sichersten davsirch erzielt: daß man sofort nicht blysdiekranken- sondern auch die gesunden Thiere Veh Gehöftes tödlet und verscharrt. Das Töhten der gesunden Thiere erscheint sehr oft dem Laien als eine ganz ungerechtfertigte und harle Maßregel; sie ist es aber nicht. Alle Ersahrüng lehrt: daß die Rinder eines GehöftiS sämmt und sonders (bis auf we nige Procent) auch der Seuche anheimfallcn.^,« sind also mit Sicherheit hoch nicht zu retten sind werden zugleich »ine dauernde EntwickelungsqWe des AnsteckungSstoffeS. Je früher diese also getilgt