DRESDNER O PHILHARMONIE Thema, das er in Tönen auszudrücken, zu malen suchte. Der Gedanke selbst war nicht neu. Viele Tonsetzer vor ihm haben bereits mit lautmaleri schen Mitteln Bilder gestaltet und so manchen ih rer Hörer damit verzückt. Vor nicht sehr langer Zeit erst - 1797/98 - hatte Haydn in seiner »Schöp fung« der Musik »eine Kraft der Darstellung« gege ben, »welche alle Vorstellung übertrift«, wie ein Zeitzeuge berichtete. »Man wird hingerissen, sieht der Elemente Sturm, sieht es Licht werden, die ge fallenen Geister tief in den Abgrund sinken, zittert beym Rollen des Donners, stimmt mit in den Feyer- gesang der himmlischen Bewohner. Die Sonne steigt, der Vögel frohes Lob begrüßt die steigende; der Pflanzen Grün entkeimt dem Boden, es rieselt silbern der kühle Bach, und vom Meeresgründe auf schäumender Woge wälzt sich Leviathan empor.« Gleich danach - 1799/1801 - hatte Haydn in den »Jahreszeiten« seine Fertigkeit, mit tonmalerischen Elementen umzugehen, noch erweitert. Beethoven kannte das alles und belächelte solche Versuche wegen ihrer Direktheit und Naivität. Er jedenfalls wollte einen Schritt weiter gehen. Sein Werk sollte nicht die reale Welt musikalisch abbilden, sondern einen geistigen Prozess zeigen und eine philoso phisch-ethisch-moralische Deutung erfahren. Sei ne Kunst sollte für mitdenkende Menschen ge macht sein, aber nicht allein, um ihnen zu gefallen, nicht für ein weichliches Genießen, ein gemächli ches Ausruhen oder ein üppiges Sichgehenlassen. Titelblatt der »Eroica« in einer von Beethoven benutzten Abschrift. Oben und unten stehen Hinweise in Beethovens Handschrift für den Notenstecher. Unterhalb des Titels »Sinfonia gran- de« stand ursprünglich die Widmung an Napoleon (»intitolato Bonaparte«).