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Erschöpfung zusammenzusinkeni Sie reiten nach einem am Waldsaume gelegenen Dorfe, um frische Pferde zu rcquiriren und die Nachforschung von Neuem zu beginnen — die Bauern sind bei dem Herannahen der gefürchteten schwarzen Todreokopf» schaar mit ihren Pferden in den Wald geflüchtet. Unmulhig, daß sie, so nahe dem Ziele, dasselbe dennoch nicht erreicht haben und unverrichteter Sache fortzichen müssen, kehren sie nach Lübben zurück. Was hülfe es ihnen, wenn sie dort frische Pferde holen wollten? Der Transport Hal bereits einen zu großen Vorsprung, er weiß, daß er ver folgt wird, und kann leicht noch Kräfte zu seinem Schutze herbeigezogen haben. In Lübben hat sich indeß während der Zeit die Scene verändert. Alle Bürger sind auf den Bei nen und auf dem Marklplatze versammelt. Zahl reiche Bauern, welche von der Ankunft der Schwar zen gehört haben, sind in die Stadt geeilt; der Herzog ist mit dem angekündigten Heere von 3000 Mann nicht erschienen; die Stimmung ist eine un- ruhige, drohende und äußerst gefahrvolle für die kleine Schaar. Sander erkennt, es auf den ersten Blick; er sagt eS seinen Gefährten und fordert sie auf, keine Mi nute die Ruhe zu verlieren. Von ihr hängt hier Alles ab. (Schluß folgt.) Vermischtes. Ao. 9 des von Franz Stolle in Leipzig heraus gegebenen ,,Katholischen Monatsblattes" enthält folgenden Bericht aus Oesterreich: „Matt schrieb vor einiger Zeit in vielen Blät tern, zu Tarnow in Galizien hätten die Katho liken nicht zugcben wollen, daß ein verstorbener Evangelischer auf ihrem Gottesacker beerdigt werde; es hätten deshalb die dortigen Juden die nölhige Summe zusammengeschossen, ein Stück Land ge kauft und es den Evangelischen als Begrädnißplatz geschenkt. — Bald darauf brachte die keineswegs katholikenfreundliche Wiener Zeitschrift „Presse" auS Tarnow dir Berichtigung, daß die dortige protestantische Gemeinde schon vor drei Jahren den ganz unbedeutenden Fond unter sich aufgebracht Hal, um neben dem katholischen Friedhof daS zur Beerdigung ihrer Glaubensgenossen nölhige Grund stück anzukaufen; beide Begräbnißplätze seien zu- sümmen eingefriedigt und dloS im Innern durch eine lebende Hecke abgetheilt. Der letzte in Tar now vor drei Jahren gestorbene Protestant war ein geachteter Bürger und Stavlrepräsentant, des sen HeichenjUge di« ganze Bürgerschaft mit ihrem Bürgermeister beiwohnt«, und obgleich schon da mals das Eoncürdat geschloffen war, ist derselbe vom protestantischen Seelsorger auf dem katholi schen Friedhof« beerdigt und demselben mit Be willigung des Magistrate- ein Grabmal errichtet worden. Seit der Zeit hat sich kein Todesfall unter den Protestanten ereignet, und ist auf dem seit drei Jahren cristirenden protestantischen Fried- Hofe Niemand beerdigt worden." , Berlin. Ein Vorfall, welcher sich kürzlich in der neuen Strafanstalt zu Moabit ereignete, er regt lebhaftes Aufsehen. Ein Gefangener, NomenS Jacobi, dessen zwölfjährige Haft Ende dieses Jah res abgelaufen sein würbe, hatte einen Mitgefange- nen im Streite in's Gesicht geschlagen. Dafür wurde er vom Polizeiinspertor Anton, einem Schü ler des vr. Wickern aus dem rauhen Hause in Hamburg, zu enger Haft und zur Anlegung der Zwangsjacke veruriheilt. Da sich Jacobi weigexle, die Jacke anzulegen, erhielt der Oberausseher Küch ler Befehl, zwei Mann Wache zu requiriren. Mit diesen zwei Soldaten, einem Unteraufseher und einem Gefangenen, begab sich Küchler in die verschlossene Zelle Jacobi'S und forderte die Aus führung des obigen Befehls. Jacobi weigerte sich auch diesmal, die Jacke anzulegen und behauptet«, daß weder Anton noch. Küchler, sowie überhaupt kein aus dem rauhen Hause stammender Beamter das Recht habe, ihn zu einer solchen Strase zu verurtheilcn; komme der Befehl von einem anderen Beamten, so werde er sich fügen. Mittlerweile Halle Küchler den Soldaten Befehl gegeben, di« Gewehre zu laden, waö auch geschah. Als'hieraus Jacobi L-chimpfreden ausstieß und drohte, er.wird« Jedem, der sich ihm nahe, die Jacke um die Ohr«i» schlagen, rief Küchler einem der Soldaten Hi: „Feuer!"' Der Sckuß erfolgte und Jacobi stürzt« lautlos zusammen. Es ist sofort eine Untersuchung gegen Küchler, welcher behauptet, von Jacobi miß^ handelt worden zu sein, eingeleitet worden. Mit den Vorarbeiten zur Aushebung der Leib eigenschaft in Rußland geht eS nur langsam vor wärts , und es wird wohl noch geraum« Zeit ver streichen, ehe diese große Reform zur Ausführung gelangt, so sehr eS auch in den Wünschen de» Kaisers liegt, die entgegenstrhenden Schwierigkeiten zu beseitigen. Der Grundbesitz geht ganz verän derten Verhältnissen entgegen, ebenso daS Kredit- und Hypothekenwesen; der Adel sieht durch di« Aufhebung der Leibeigenschaft picht allein eine- seiner wichtigsten Vorrechte gefährdet, sondern «r fürchtet auch, und zwar nicht mit Unrechts ^ne bedeutende Entwerthung seiner Güter und sömH di« Zerstörung seine- Wohlstandes. Di« in d,u