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Reflexion, ähnlich wi« Shakespeare- Haucht, becheät sich mehr auf psychischem Gebiete und mehr durch sich selbst unterliegt auch der Held, ohne bedeutende- Han deln und Streben. Der Verfasser liebt dergleichen Stoffe, wie aus andern seiner Produrie hervorgeht. Es hinterläßt eine Dissonanz, es beengv die Seele und hält sie befangen. Unv doch wie genial hat der Ver fasser im Rahmen historischer Begebenheiten ein Ab bild des gährenden Zeitalters geschaffen, in einem ein zigen Menschenleben den Kampf der streitenden und sich reibenden Meinungen geschildert, der aus asten Gebie ten bis zu unseren Zeiten forlgedauert hat. Es giebt noch Narcisse. Wer wist läugnen, daß manch geistig begabtes Individuum an gleichem Zwiespalte mit der menschlichen Gesellschaft, an gleicher innerer Dishar monie zu Grunde geht; wer will läugnen, daß das Streben edler Seelen, das Ringen aus Nacht zum Licht nicht immer auf die ersehnten Höben des Lebens führt, daß der fruchtlos vergeudete Schweiß schöner That das Streben lahmt, das Herz verschrumpft, den. Menschen io sich selbst zurückzieht, sein Ich zum Gotte macht, und der Ich-Mensch, der Egoist, wie Narciß im Staube untergeht? Der Kampf wird fortwähren, so lange der Gedankenproceß nicht aufhört. Wer er forscht das Problem des Daseins, wer löst die Räth- sel der Menschenbrust oder jenes Dinges, das die Sprache mit dem Namen „Herz" belegt hat? Wer eint die streitenden Philosophien? Es geht jedelu Deichs wie dem Narciß vor dem Pagoden. — Mitleid und Theilnahme für den armen, geistbegab- ten, im Grunde edlen Narciß, der nach Verlust seines schönen Liebesglückes sein bessres Selbst verschleudert und als genialer Gamin, als philosophirender Pflaster treter, als halber Narr auf den Pariser Straßen ve- gelirt, begleiten uns bis zur erschütternden Katastro phe, in der er sein verlornes, ewig geliebtes Weib, um deßwillen er „sein Bischen Menschenwürde mit Füßen trat", an dem Throne Frankreichs wiederfindet und in ihr die fürstliche Maitreffe erblickt, in ihr die erkennen muß, auf der der Fluch des herabgekomme nen, zerfetzten und geschundenen Vaterlandes ruht, bis er im Wahnsinn mit prophetischem Hinweis aur^ das durch das Regiment der ehrgeizigen Pompadour mil verschuldete, hereinbrechende, fürchterliche Drama der französischen Revolution sein gequältes Dasein endet. — Es ist anzuerkennen, daß durch Darstellung dieses Dramas die Direktion sich einer schweren Aufgabe un terzogen hat, die theils in wohl gelungener Weift, theils befriedigend gelöst wurde. Hetr Dir. Seyffert hatte die Rolle des Narciß selbst übernommen und führte diesen schwierigen Character mit lobenswerthem Streben und gutem Erfolg durch, namentlich in den Stellen, wo Narciß hinbrütend über sich selbst in Reflexionen versinkt, wo dies verkommene Genie im bittern Arka;u,uS^Mr.M er sttu gepreßtes Inner« bald l» refignirendenj.N bald durch heißenden Spott und geißelnd« Witzi-sust* ken gegen seine Umgebung rrleichkert. ", In den erregteren Stellen, namentlich der letzten tragischen Katastrophe hätte größere Sicherheit, der Darstellung noch mehr Unmittelbarkeit' und Wahrheit deS Ausdrucks verliehen und unwillkürlich die hieb nothweudige höchst« Steigerung d«S Affects Herbeitze* führt. — Schön, wahr und N'vhldnrchdacht war^nS Spiel des Frh v. Dorn in Ker Polle der P o mp a- dour. Mit Noblesse der Äußerst. Erscheinung und Haltung verband sie die selbst durch Pir Hinfälligkeit und nervöse Schwache nicht.gekrochene Energie dr- ehrgeizigen, stolzen, in ihrem Falle immerhin großen Weibes, fesselnd in jeder Scene, mit durchbrechendex Gluth und Innigkeit de- Gefühl- beim Wiederfindest ihres Narciß, mit treffender Mimik in der letzte» stummen Scene, bis sie, von ihm verstoßen und, ver flucht, unter Aufraff der letzten Kräfte mit dem Aus rufe: „Nun denn, nach mir die Sündfluth!" zussm- menbricht. — Mit warmer Hingebung an ihre Asts» gäbe führte Frl. Martorel den edlen schönen Cha- racter der Schauspielerin Quinaült durch. — Herr» Pauli (Choiftul) gelangen die Scenen besser,, ist uen der Ehrgeiz des nach Herrschsucht Strebenden h»p- vortritt , als die in weicherer Stimmung gehaltene» erster» Scenen mit der Pompadour. — Herrn O et- tel's Diderot gab Zeugniß von gewandtem 'Spielt. Dem Capital» Lambert des Herr» Retzlaff würde eine männlichere Haltung besser angestaubt» haben, als das übertriebene Pathys und ewi^ sußj- liche Lächeln, — Mit sichtlichem Fleiße sucht« Jeher seiner Aufgabe gerecht zu werden. — V In der mit Bezug auf die jetzigen politische» Er eignisse peuaufgearbeiteten österreichischen Posse „Zaust- schlupferl" zeichnete sich Herr Euling in der Roke des Schulmeisters Plqgdich, Herr O«tHl i» der des Amtsschreiber Null, Herr Seyffert als Ma chel, sowie Frl. Zitt als Rosine vortheilhast aus. — Die Ausführung der „Pa gen st re ich«" von Kp- tzebue war wirksam durch gutes Zusammenspiel und rasches Tempo und es verdienen namentlich die Herre» Pauli, Seyffert, Euling, Wetnhold, sowjp die DameuZitt, Mikulski, Rothe und Mar torel genannt zu werden. —* Aus dem Vaterlande. Schöneck im Voigtlande, 2V. Wai, Ver gangenen Dienstag früh hat der 3S Jahre alt, Harmonifamacher C. F. Brückner aus Klingenthal seine seit einigen Lagen von ihm -esrennt lepende