Konzerte in der Frauenkirche in dieser Chorsinfonie ausgesprochen und geschildert werden ... Wir [Henze und sein Lib rettist Hans-Ulrich Treichel] identifizieren uns mit diesen unseren Landsleuten von damals, errichten ihnen, den vergessenen Helden des Widerstands, ein neues Denkmal. Und ich rufe mir die Ängste und Schmerzen meiner Kind heit, meiner Jugend zurück ... ich gewinne aus ihnen das klangliche Szenarium, vor dem sich die ungeheuren Erregungen und Bewegun gen der Verfolgten und der Verfolger werden abzeichnen müssen und worin die Natur des Menschen mit seiner Umwelt zusammenfällt, der er ausgeliefert ist wie ein Hase der Meute, in fataler, tragischer Verstrickung, schicksalhaft, ausweglos." Ausgeliefert wie ein Hase der Meute In den sieben Sätzen lässt Henze den vom Orchester begleiteten Chor mit großer Nähe am Geschehen in Ich-Form singen. Nur zwei Sätze - der erste, „In großer Erregung" vor zutragende, und der dritte in Marsch-Form - stehen nicht in langsamen Tempi. Von Anbe ginn bedient sich der Komponist seiner unver kennbaren Melodie- und Klangsprache. Weiten Teilen des Werkes liegt ein dichtes, polypho nes Geflecht zugrunde, das einen unscharfen, doch markant gefärbten und von wiederkeh renden Intervallen durchsetzten Grundton der Klage liefert. Über diesem „klanglichen Szena rium" schildert, kommentiert und reflektiert die Musik mit reichem Kolorit und assoziativer Bogen setzt an mit der von häu figen Taktwechseln markierten „Flucht", die Hast und Verzweif lung des Protagonisten atmen. Er endet in der fast träumerisch anmutenden Weite des Schluss- Adagios. Vom Boot her „hört" man mit dem Geretteten Äpfel blühen und Wein reifen. Doch ist es ein Wohlbefinden, das mit dem Fluss vorüberzieht. Die Musik verweigert ihre totale Auf lösung im Wohlklang. Das Erlebte ist überstanden, nicht aber über wunden.