Konzerte in der Frauenkirche brechenden Welt, vom eigenen ruhmreichen Leben. „Ausdruck ist unsere Kunst", hatte der Komponist einmal gesagt. Wahrhaftige Musik zeichne sich aus durch einen poetischen Gehalt, der „sich eben nur in Tönen wahrhaft darstellen, in Worten allenfalls andeuten, aber nur andeuten“ ließe. Im März des Folgejahres, nach immerfort eintreffenden, erschütternden Nachrichten, waren die Metamorphosen vollen det. Im Untertitel „Studie für 23 Solostreicher" dringt das Ungewöhnliche in Gestalt einer monochromen, kargen instrumentalen Beset zung an die Oberfläche. Tiefernste 25 Minuten Musik „Ein Aufschwung, doch wie mühsam und kläg lich", beschreibt der Strauss-Forscher Franz- peter Messmer die ersten Takte der Metamor phosen. „Während die drei oberen Violoncelli nach oben streben, fallen die tiefen und die Kontrabässe in traurigen Halbtonschritten kla gend nach unten." Mit den fallenden Halbton schritten bediente sich der polyphone Techni ken meisterhaft beherrschende Richard Strauss eines schon im Barock angewandten Mittels, um Klage und Schmerz auszudrücken. Diese Halbtöne sind Teil eines Komplexes aus vier langsamen Themen, die - daher der Werktitel - im Satzverlauf immer wieder Variierungen und Wandlungen unterworfen werden. Aus ihrem steten Ringen miteinander, aus dem vorzugsweise in Moll sich bewegenden, große Bögen beschreibenden, wellenartigen Auf und Ab spricht innere Zerrissenheit. Die Musik ist Ausdruck irdischer Schönheit, sie ist Bekennt nis, Klang geworden in einem beispiellos reich schattierten Streicherchor. Ebenso ist es ein endloses Weinen - keine Kadenz bringt wirk liche Erlösung; der Schmerz will kein Ende haben. Jeder Versuch, dagegen anzukämpfen, zehrt nur die Lebensenergie weiter auf. Wie mit letzter Kraft wird an den Trauermarsch in Bee thovens Eroica erinnert, bevor der zähe Klang strom leise, dunkel und ausgedünnt versiegt.