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Mw unglückliche Familie Ivie selten! ^88 drr Leipziger Leitung enthalt eine Für- bittet welche aüS Lem Dorfe Grumbach bei Jöh- Aadt ein Familiengemälde anfrollt, voll der dun kelsten Parthien, Lie Las Herz deS Menschenfreun des erstteifen müssen. Wan der^e sich: In einer der elendesten Hütten des rauh gelegenen Dorfes Orumbach wohnt eine arme, vielgeprüfte aber gotr tesfürchtige, sich gegenseitig aufs rührendste lie- beüde, verschämte, darum nicht namhaft gemachte Bergmannsfamilie. Drinnen im reinlichen Stüb chen sitzt seit langen Jahren in einem alterthümli- chen Bette die Tochter und Wiltwe eines Berg manns, ein graues, fast vertrocknetes Mütterchen, an Leib und Seele ein Kind, denn sie ist nach dem Kirchenbuche den 5. Juli 1758'geboren und 1794 getraut. Sie klöppelt noch immer Spitzen. AuS ihrem Leben hat sie alles vergessen, nur nicht ihren Gott, ihre Bibelverse und ihre Gesangbuchs lieder. Ihre noch einzige Tochter, Gattin eines Bergmanns und Hausfrau, wartet sie, wie man ein kleines Kind wartet, und wendet den letzten Pfennig an eine Semmel für die gute, alte Mut ter. Doch diese Tochter wird nun selbst alt, ist auch vor mehreren Jahren von des Hauses Lieb ling, der Kuh, an die Stirn gestoßen wokden, und dieser Schaden, Armuths halber vernachläs sigt, ist zum unheilbaren, entsetzlich fressenden Krebsschaden geworden, der ihr halbes Gesicht fast «innimmt, sie sehr im Sehen und darum bei der Acheit hindert und sie zwingt, die Oeffentlichkeit zu meiden, da ihr Aussehen ein Ekel und Schre cken erregendes ist. Ihr Gatte, sonst ein rüstiger Bergmann auf einer gräflich böhmischen Grube, ist bergfertig und sitzt auf der Ofenbank; heftiger Kopfschmerz zwingt ihn, auch daheim fast ganz zu feiern. Nur dann und wann tappt er an eine kleine FügbaNk, um Hölzchen für eine Zündhölz- chrnfabrik zu ziehen. Aber es will und will nicht gehen, den» er ist von langjährigem Grame so matt und überdreh so ungeschickt. Ach Gott! hört mM» ihn nur seufzen; Thränen vergießt er nicht; uhchat keine mehr. Er hat sich vor mehreren Jah- ren im Schacht« beide Augen aus dem Kopfe ge schossen. Er ist rin schöner, kräftiger Mann ge wesen, jetzt aber entstellen ihn seine stets geschlos senen, tief in den Augenhöhlen liegenden, apfello sen Augenlider, sowie das viele ihm ins Fleisch des Angesichts gewachsene Sprengpulver und kleine Gestein. Sein einziger Ausgang ist Sonntags in die Kirche, wohin ihn fein Sohn regelmäßig führt. Dieser sein Sohn ist ganz engbrüstig und kann nur leichte Stubenarbeit verrichten, macht Hoiz- rcchen und richtet dem unglücklichen aber immer noch thatjg fem wMndtn Later Holz zum Hölz, ch,«ziehe» »or. Der Verhieltst Beider ist selbst, verständlich ein kläglicher. Eine Tochter nur Und ein auswärts auf einem Kohlenschachte angelegter Sohn find gesund, sind unermüdet thätig und ver sagen sich jeden Genuß, bleiben sogar unverheira- thet, um die lieben Eltern unterstützen, dir In teressen für die schwerverschuldete Hütte derselben abführen zu können und auf diese Weise zu ver hindern, daß die Eltern und die Großmutter ins Armenhaus kommen. Doch die Brodschuld, in theurer Zeit entstanden und bis auf den heutigen Tag gewachsen, können die Eltern nicht ganz ab- führen, obgleich sie schon die Kuh mit schwerem Herzen verkauft haben, obgleich sie an Reparatur der ganz baufälligen Hütte gar nichts wenden, obgleich sie Jahr aus Jahr ein nur trocknes Brod und schwarzen Kaffee genießen, obgleich sie auf Kleider tast gar nichts verwenden, obgleich selbst der unglückliche Baler wöchentlich einige Kreuzer von der Grube bekommt, in welcher er so unglück lich war. — Der Frauenverein zu Grumbach thut alles, was in seinen Kräften steht, um diese eben so achtbare als beklagenswerthe Familie vor gänz lichem Verderben zu sichern. Aber seine Mittel sind zu gering, und die Zahl der auf seine Hülfe gewiesenen Armen ist zu groß. Kommt ihm nicht Hülfe von außen, so ist er außer Stande, den Ruin einer Familie aufzuhallen, die nach mensch lichem Dafürhalten ein besseres Loos verdiente. k8. Die Expedition dieses Blattes ist gern er- bötig, Liebesgaben, so für diese höchst beklagens werthe Familie bestimmt, entgegenzunehmen, solche pünktlich zu verrechnen und an den Vorstand des Frauenvereins zu Grumbach einzusenden. Bereits erhielt dieselbe 1 Thlr. von Hrn. E. A. Clauß, 1 Thlr. von Hrn. 6. A. u. seinen Schülern, 5 Ngr. v. Hrn. Kfmnn. C. Böttcher. Gesuch. Zwei Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren können bei festem Lohn sofort Beschäf tigung finden in der Fabrik von Richter St Schieck. Marktpreise. Chemnitz, am 12. Februar. Weizen (GewichtISS—168 Pfd.) 6 Thlr. bis 6 Lhlr. 25 Ngr., Roggen neu (149 Pfd.) 3 Thlr. 5 Ngr. bis 3 Thlr. 10 Ngr., Roggen alt (159 Pfd.) 4 Thlr. 15 Ngr. bis 4 Thlr. 27 Ngr. 5 Pf., Gerste(139-140 Pfd.) 3 Thlr. — Ngr.-Pf. bis 3 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf., Hafer (85—94 Pfd.) 2 Thlr. bis 2 Thlr. 2 Ngr., Erdäpfel I Thlr. IO Ngr. bis 2 Thlr. — Ngr. Erbsen 5 Thlr. 15 Ngr. bis 6 Thlr. 5 Ngr. Die Kanne Butter 205 Pf. bis 220 Pf. Heu L Etr. 1 Thlr. IO Ngr. bis I Thlr. 18 Ngr., Stroh (1008 Pfd.) L Schock 6 Thlr. 15 Ngr. bis 7 Thlr. — Ngr. Ketckntworttiche Redaktion, Druck und Verlag von S. G. Roßberg in Frankenberg.