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> Aus dem Vaterlande. D rrS drn, 28. Decbr. Der heute Nachmittag so plötzlich erfolgte Tod deS Ministers vi-. von Zschinsky hat einen großen Eindruck hervorge- bracht. Der Verstorbene litt seit einigen Tagen wohl an seinen bisweilen nur noch schärfer her vortretenden Brustbeschwerden, ohne daß dies Ver anlassung zu besondern Besorgnissen gegeben hatte. Darum überraschte die heutige Nachricht das kaum von dem Unwohlsein des Ministers unterrichtete Publikum doppelt. Jedenfalls nimmt der Abge tretene den Ruhm eines ehrlichen, braven Man nes, der gewiß stets daS Beste gewollt, mit ins Grab. Leider war der Körper dem Geist und Herzen nicht gewachsen, und der mehrmonatliche Aufenthalt im südlichen Frankreich im vorigen Jahre war, wie vorauszusehen war, und wie daS bei Brustkranken gewöhnlich ist, nur ein Palliativ, dessen Nutzen sich nur in der mildern LiM be währte, für unser schärferes Klima aber nicht von Dauer sein konnte. Die Nachricht seines Todes traf gerade beim heutigen Festmahl der Bogen- schützengtsellschafl ein, an dem einige Minister und andere Notabilitäten, wie gewöhnlich, thcilnahmen, und. störte, da sich die ersteren und Manche andere sofort entfernten, bas so beliebte Bürgerfest sehr. Freiberg, 27. Octbr. Der hiesige Gewer- beverein, her aus 220 Mitgliedern besteht (Eh renmitglieder sind z B. der Oberbrrghauptmann v. Beust, Bergrath Reich und! einige andere theils hochstehende, theils verdiente Männer), hat sich in der That wahre Verdienste um daS Freiberger ge werbliche Bürgerthum erworben, die einer öffent lichen Erwähnung nicht unwürdig sein dürften: die Sonnlagsschule ist durch denselben mehrfach Uliter- stützt und belebter geworden; er hat eine KrähM- unterstützungskaffe für Gewerdtrribende inö Lebtsi gerufen; die Vörschußbant ist sein Werk; der beste SonntagSschüler erhält durch ihn alljährlich nebst Belobigungsschreiben ein kleines Stipendium'; daS Verlangen nach bildender Lektüre und der Sinn für die Verbindung der Kunst mit dem Handwerk ist nicht blos angeregt, sondern auch id erfteuttchem Maße lebendig geworden. Dazu hat die Uüün^r« brachen wachsende, zur Zeit aus mehr nlS 600 Bäadrn '-Kstlhtnde Bibliothek züglüch tritt ihrtn 77- DaS überaus prächtige Wetter hat die Kar- tof sei ernte in unserer Umgebung sehr gefördert; allgemeinen ist man über den Ertrag derselben befriedigt, wenn apch die berüchtigte Krankheit mil- voter recht bösartig aufgetreten ist. Thatsache ist «s^baß ditz feinern Sorten derselben weit mehr Mterworfrn sind alS die sogenannten Zwiebelkar- roffeln, weShälb man hier von dem Andauder erster» mehr und mehr adkommt. Haynichen, 29. Orlbr. (D. A. Z.) Hier. Herrscht bereits seit längerer Zeit große Woh- UvUsnoth, d. i. überaus großer Mangel an Wohnungen für den Arbeiterstand. Viele, rechl- Uche Familien desselben haben sich genölhigl gese hen, auf benachbarten Dörfern ein Unterkommen Lu suchen, weil sie ein solches in der Stadt nicht M erlangen vermochten; Thatsache ist es, daß in dem eine Viertelstunde entfernten Ottendorf die Mksten Wohnstätten dergleichen Einwanderer in ÄkaOt beherberge». Dieser betrübenden Erschei nung liegt nicht sowohl die seit mehreren Deren» Nie» stättgehabte beträchtliche Vermehrung der Ein- wbhnerfchäft als auch das hier bestehende Bauge- sih zu Grunde, welches eben erst seit einigen Jah- ttN zur Geltung" gelangt ist. Dasselbe bedingt, daß Nrllbäüten in massivster Weise ausgesührt rverdrn müssen, wodurch die Kosten eines HauS» daueS dermaßen gesteigert worden sind, daß ein solcher ist unsern Tagen zu den Seltenheiten zählt. Air ungünstige Beurtheilung, welche» wie nicht «WrS zu erwarten stand, drregtrS Gesetz gefun- dist-Lher nicht geringe Widerwille, de« «S hervor- IeruflkN hat, die unerfreulichen Folgen, die daraus ' M eia dde Sitzvngeck M ankeugSar htG^geWg ick find, soMra-i «U Mef«- Geivrtvbvereirs- besuchen zu rönne». Schon jetzt senden Behörde Fsnhetzeig genug sein - eins «ent- könnea wir die Bereitwilligkeit so mancher unter- sprechende Modificiruna des Gesetzes eintreten zu richteter und ehrenwettyer Männer, anregende Vor- lassen; ohne dieselbe ist eine wirksame Bekämpfung tröge zu halten, zusagen,^und wir hoffen zuver» Unserer WöhnungScalamttltt leeres Geschwätz, sichtlich, noch Viele dazu zü gewinnen! Glück auf! Haynichen, 23. Oktbr. (D. A. Z.) Die zahl- »eichelt Gefahren, von welchen der Bergmann bei ^ seiner Berufsarbeit stets umgeben ist, haben auch , ra tWrir nächsten Nähe, in dem seit einigen Jah- reu.wieder in Betrieb gesetzten, im Besitz einer Hftiengesellschaft zu Berthelsdorf befindlichen Koh- 'ttnwerk mehrfaches Unglück veranlaßt. Bereits vös mehreren Monaten geschah eS, daß beim Her- aufwinden eines schwerbeladcnen Kübels daS Seil zerriß und dieser in die Tiefe stürzte, wobei ein Arbeiter seinen Tod fand Gestrigen LageS war d^Mbe Schacht der Schauplatz eines fast gleichen Unglücks: ein großer Stein hatte sich in dessen Aanexrt losgetrennt und war nach unten gefallen, wo er einem daselbst Arbeitenden das Bein zerbrach.