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400 Die grüne Rasendecke de- MooreS selbst sah man durch lange und deeit» schwarze Streif« geschieden; eS waren Abzugsgräben und Kanäle, angelegt, um den Moor trocken zu lege» und die Torfgewinnung zu erleichtern; dadurch war aber der unheimlich bange Eindruck, welchen de, unabsehbare Mo« früher machte, zum großen Theil geschwunden» denn da- Auge erkannte auf ihm nun sofort ha-. Wirken von Menschenhänden. Dieses Alles hatte der junge, thLtige Lorfbauer Klausen vollbracht^ der vor zwei Jahren di« ärm liche Hütte von dem Torfbauer Stepha» -«kauft hatte. Klausen hatte mehre taufend Thaler an die Erbauung deS neuen HauseS , an die Verbesserung des Dammweges und. vir Nutzbarmachung deS gro ßen MooreS gewandt, er hatte nun aber auch die Genugthuung, daß er mehr denn fünfzig Mal io viel Torf zu stechen vermochte, als früher der Lorh» bauer Stephan. Er hatte den großen Schuppen erbaut, damit der Torf trocken liege, und täglich brachten zwei tüchtige starke Gäule ein große- Fu der Torf in die Stadt. Klausen galt als ein rei cher und angesehener Mann, und wenn ihn. auch die Erbschaft seiner Base in der Stadt bedeutend Mtterstützt hatte, so verdankte er doch das Weik« seinem eigenen Fleiß« und der Einsicht» mit wel cher «r stets seine Arbeiten geleitet hatten Wo « wirkte» herrschte ein fleißiges, geregeltes Leb«, und w»S er unternahm, das gelang ihm, weil er'mit Ernst und Eifer daran ging und eS zuvor nm- allen Seiten hin überlegt hatte. 7 Der junge Torfbauer, der Besitzer von all die sem Reichthume, schritt auf dem Dammwege da hin und sein Auge schweifte über den Moor und über Gräbe» und Kanäle. Daan und wann blieb er wohl stehen und sein Auge haftete an eine« bestimmten Gegenstände, gleichsam als ob er den selben prüfe und über neue Verbesserungen, welche er mit dem Moore vornehmen könne, nachdenke; wer ihm aber aufmerksam in'» Auge schaut«, der bemerkte gar wohl, daß ganz andere Gedanken ihn erfüllten, und daß er mehr auS Gewohnheit feine Aufmerksamkeit dem Moore zuwandte. Und so war es auch in der That- Klausen dachte nicht an Gräben und Kanäle, sondern ein ganz anderer Gegenstand erfüllte ihn, er ging zum Wirthshause am Wege, um nun die Grethe zu freien. Vor etwa» länger als zwei Jahren hatte er noch nicht daran gedacht, aber welche Verände rung hatten diese zwei Jahre hervorgerufen. Der Moor «ar kaum wieder zu erkennen^ und di« Be wohner jener frühem kleinen Hütte in demselben lebten jetzt in viel besseren und wohlhabenderen Verhältnissen. - Glück hätte er fick denken- könney, als sie heim zu Wren als sein treues Weib. Bereit» feit mehren Jahren war Grethe mit Heinrich, des jungen Manne» Bruder, versprochen. Er hatte bei ihrech Vater, als derselbe noch da» WirthShau» am Wege befaß, im Dienste gestan- den, er war ein fleißiger, stiller Mensch und da hatten sich die beiden jungen Leute kennen gelernt und einander versprochen. Aber Grethe'S Vater .war dagegen gewesen, denn er dachte mit seinem hübschen Kinde höher hinaus, als daß er fie sei, uem Dienstknecht« zum Weide gegeben hätte; und al» Heinrich endlich, da der Vater da» Wirths- hauS Schulden halber verkaufen mußte» dasselbe gekauft und sogleich von seinem mühsam ersparten Lohne die Hälfte der Kaufsumme bezahlt hatte, da verweigert« ihm der Wirth sein Kind hart» näckiger al» zuvor, denn, er zürnte ihm, weil er al» Wührrer Dienstknecht jetzt Besitzer deS WirthS- häuses war. Aber die Herzen beider jungen Leut« Hatton nicht von einander gelassen, sondern liebttn sich noch eben so innig denn je und hofften die Einwilligung deS BaterS endlich doch poch zu er langen. , " Wie sein Bruder erzählt hatte, hatte Heinrich von -einer Verwandten in der Stadt fast zwei- tauserch Thaler geerbt, und freudig war er zur Stadt geeilt und halt« daS Geld in Empfang genommen Mit dieser freudigen Nachricht wollte er seine Grethe überraschen und hoffte, deren Ba ler sich geneigt zu machen; denn nun war er ja ein für jene Gegend reicher Mann» nun konnte er den letzten Schuldenrest, der auf seinem Wirths hause haftete, abbezahlen, nun war «r reich genug, um den Vater seines Weihes zu sich zu nehmen und bis an sein Ende zu ernähren und zu pflegen. Mit solchen frohen Gedanken und Hoffnungen halt« er die Stadt v«rlaffen und war zu seiner Geliebten geeilt, —um fi« nie wiederzusehen. Länger als zwei Jahre waren verstossen. An der Stell«, wo einst di« niedrige Hütte inmitten deS MooreS stand, erhob sich jetzt etn neue» statt liches Gebäude, dessen rotheS Ziegeldach und weiß« Wände weithin über die grüne Moordeck« schim merten. R«ben diesem Gebäude stand ein großer, geräumiger und bedeckter Schuppen, in welchem große Massen getrockneten TorfeS aufgeschichtrt lagen. Hinter dem Haus«, dessen Grund erhöht war, befand sich ein kl«iner Garten, in welchem einige junge Bäume angepßanzt waren und einig« Herbstblumen blühten. Bon dem Hause au» führte ein erhöhter und breiter Dammweg , zu beiden Seiten von breiten und tirfen Gräben emgefaßt.