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, ' — 316 — de» ktaauuert sich so gern an eia« neue Hoffnung, »nh wenn sie auch -richt fiärkrr ist als d«r «Stroh« Halm, nach dem ein Ertrinkender greift. Brandt folgte dem Rathe seines Freundes, der ihm be reitwillig eine Summe Geldes vorschoß. ' Mit fieberhafter Ungeduld sah er dem Abende entgegen. Er hatte nur den einen Gedanken: das Wieder zu gewinnen, was er verloren. Seit lan- s«r Leit war es der erste Tag, an dem er nicht i» seiner Marie ging; aber nur mit dem wieder gewonnenen Gelde wollte er wieder vor sie treten, »m dann nie wiede^ zu spielen. Sein Freund holte ihn am Abende ab. Mit klopfendem Herzen folgte er ihm und trat an den Spieltisch. Seine Hand zitterte, als er das erste Goldstück auf die Kart« legte. Er verlor eS. Sein Freund flüsterte ihm zu, daß es ein günsti ges Zeichen sei, wenn er Anfangs verliere, um so sicher«! und mehr werde er später gewinnen. Brandt wußte es als alter Spieler und setzte mit neuer Hoffnung daS zweite Goldstück, aber auch dieses verlor er und Goldstück auf Goldstück, je mehr er * setzte. Sein Herz schlug fast hörbar laut, sein Gesicht war gerölhet, seine Augen starrten wild auf daS Gold, welches der Bankhalter einzog, und wel, cheS er in bliiikenden Haufen vor sich liegen hatte. Und gerade dieses Gold fachte seine Begierde^ um so lebhafter an. "Die ganze Leidenschaft des Spie lers war in ihm erwacht, er Hörle nicht mehr auf die Stimme der Vernunft, auf die Warnung und Mahnung seines Freundes, er hatte nur den ei nen, «inzigen Gedanken: wiederzugewinnen, was «r verloren. , Di« erborgte Summe war bald verspielt. Er forderte neuen Vorschuß von seinem Freunde. Um sonst mahnte ihn diese«, an diesem Abende nicht weiter zu spielen. Brandt hörte nicht darauf, und endlich gab sein Freund seinem Drängen nach und borgte ihm eine neue Goldrolle. Aber das Unglück des Spieles schien sich an Brandt'S Ferse' geheftet zu haben. Seine Leidenschaft war auf das Höchste gesteigert, unh mit dem Eigensinn eines Spielers setzte «^fortwährend auf dasselbe Blatt, das ihm schon sein ganzes Vermögen geraubt hatte. AlS er auch die soeben geborgte Summe verspielt hatte, drang er auf's Neue in seinen Freund, ihm Geld vorzuschießen, aber dieser lehnte es entschieden ab und suchte ihn zu bewegen, mit ihm das für ihn so unheilvolle Haus zu verlassen. Brandt weigerte sich, dir Leidenschaft deS Spiels brachte jede Stimme feiner Vernunft zum Schweigen. Er wollte wieder . gewinnen, «aS er verloren, das war sein einziger , Gedanke. — . AlS der Freund daS Zimmer verlassen hatte, wandte sich Brandt an Bekannte, und da sie nicht wußten, daß er bereits am Abend zuvor sein gan zes Vermögen verspielt hatte, liehen sie iVm gern neue Summen. Aber Summe-auf Summe strich der Bankhalter ein. Wieder verließ Brand, wie am Abend zuvor, als rin Verzweifelnder das HauS seines Unglücks, wieder warf er sich unausgekleidet auf sein Bett und wieder verbrachte er eine schreckliche, schlaf lose Nacht. Keine Hoffnung, keine Hülfe zeigte sich seinen wild umherirrenben und nach Rettung suchenden Gedanken, und die Stimme seines Ge wissens peinigte ihn mit Vorwürfen. Umsonst schlug er sich in, Verzweiflung an seine Stirn, umsonst schwur er: nie wieder spielen zu wollen. — Das Verlorene kehrt nie wieder, das einmal Geschehene war nicht zurückzüwenden. Er hatte sein Glück seiner Leidenschaft zum Opfer gebracht und keine Reue brachte es ihm zurück. Es drängte sich ihm der Gedanke auf, sich das Leben zu neh men und all der Qual seines Herzens mit einem Male ein Ende zu yiachen, aber das Pild seiner Marie erschien ihm wie ein rettender Engel und scheuchte den Gedanken zurück. — Mit bangem, beklommenen Herzen trat Brandt in das Zimmer seiner Verlobten. Marie fuhr ent setzt zurück, als sie daS bleiche, von Gram entstellte Antlitz ihres Geliebten erblickte. Sie kannte dessen Leidenschaft, sie ahnte das Geschehene und wagte nicht, darnach zu fragen. Brandt gestand ihr sein Unglück, er verhehlte ihr nicht seine Schwäche, seine Leidenschaft, er suchte sich nicht zu entschuldigen, offen legte er Alles dar, denn nur durch offenes Vertrauen hoffte er von Mariens Herzen Verzeihung zu erhalten. Still flossen Mariens Lhränen. Keine Klage, kein Vorwurf kam über ihre Lippen, aber ihr Herz zog sich vor Schmerz krampfhaft zusammen. Dieses stille Dulden, dieser sanfte Schmerz schnitt doppelt tief in Brandt'S Hetz. „Sprich, meine Mürie, mach' mir Vorwürfe, tadle, schilt mich,"rief er bittend, „ich verdiene es, nur mach' meine Leiden durch Deine stille Trauer nicht noch größer. Deine Vorwürfe werden meinem Herzen als eine gerechte Strafe erscheinen, eS wird Ruhe und Trost durch sie finden, Dein stilles Dulden vermag ich nicht zu ertragen." > „Werden meine Klagen das Geschehene zurück- wrnden?" «rwiedcrte sie sanft. „Werden meine Vorwürfe Deiner Leidenschaft «in Ziel sitzen?" „Gewiß," itief Brandt lebhaft. „Ich spirle nie wieder, ich schwöre Dir..."