Klavier: Torsten Reitz Harfe: Aline Khouri Solisten: Dorothea Winkel/Sopran, Matthias Kleinert/Bariton Dirigent: Ekkehard Klemm Einführung Edgard Varese Der Amerikaner Edgard Varöse (1883-1965) zählt zu den faszinierendsten Künstlern des 20. ■jlrhunderts. Im Paris der Jahrhundertwende aufgewachsen und u. a. bei Roussel, d'lndy und Widor ausgebildet, konnte er bereits in Jugendzeiten die modernsten Strömungen seiner Zeit in sich aufsaugen, lernte Busoni, Debussy und Richard Strauss kennen. 1915 emigrierte er nach Amerika und setzt sich dort für die aktuelle Musik ein. Varöse dirigierte, gründete Chöre und Gesellschaften für Neue Musik. Er komponierte in den 20er Jahren zwar nur wenige Werke, die aber Skandale in ebenso extremer Weise wie Erfolg und Erstaunen hervorriefen. Dazu zählen die Orchesterwerke „Amöriques" und „Arcana" sowie „Offrandes" und das berühmte Schlagzeugwerk „Ionisation" (1931). Auch die in diesem Konzert zu hörende Komposition „Intögrales" gehört in diese intensive Schaffensphase, in der Varese einen eigenen Stil entwickelt, für den vor allem die Musik Strawinskys oft als inspirative Kraft benannt wird. In späteren Jahren komponierte Varöse sehr wenig, setzte sich jedoch stark für alles Neue und vor allem für die aufkommende elektronische Musik ein, was als logische Konsequenz seiner räumlich-rhythmisch geprägten Partituren erscheint. 1958 schreibt er ein „Poöme ölectronique" für die Weltausstellung in Brüssel. In den 50er Jahren werden seine Werke auch wieder vermehrt aufgeführt und nicht zuletzt durch die Wertschätzung Varöses unter den Komponisten im Nachkriegsdeutschland beginnt eine zögerliche, späte Rezeption seiner Werke. Intögrales für 11 Bläser und 4 Schlagzeuger „Integrales" für 11 Bläser und 4 Schlagzeuger wurde am 1. März 1925 uraufgeführt und erscheint wie ein Prisma der 1922 beendeten Partitur der riesenhaften Orchesterkomposition „Amöriques", die aber erst nach „Intögrales" uraufgeführt wurde. Wer Musik von Varöse zum ersten Mal hört, wird feststellen, dass man mit dem „klassischen" Hören nach wenigen Takten scheitert - mit einem Ohr, das neue Musik gewohnt ist, aber möglicherweise ebenso, denn Varöse überfällt den Hörer regelrecht mit einer Klang- und Rhythmuskomposition, die vielleicht am ehesten unkontrollierten Energieschüben vergleichbar ist. Das Beziehungsgefüge erscheint geplant und doch gleichzeitig unvorhersehbar: vier Takten von unbändiger Eruption kann ebensogut ein stehender Akkord folgen wie auch ein neues motivisches oder rhythmisches Gebilde, das sich erst