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412 — denen sich die sonst bewegtesten Länder Europa'- gegenwärtig befinden. Sie bestätigen auf'S Neue, daß di« unverbesserlichen Feinde aller gesetzlichen und gesellschaftlichen Ordnung ihre verbrecherischen Pläne fort und fort verfolgen. Führer und Häup ter einer fanatischen Partei schicken ihre Emissäre aus, um Aufruhr, Raub und Mord an ferne Ge. stade zu tragen, während sieselbst, unbedroht von l den Gefahren, die solche Missethattn begleiten, in sicheren Verstecken lauern. Wie laut und ernst auch t die Vergangenheit warne, sie finden immer wieder L Leute, welche die Gesellschaft ausgeschlossen hat, oder Verblendete, welche selbst in das unausbleib liche Berderben renne», nachdem sie Unglück und Verderben in friedliche Städte und stille Dörfer gebracht. Gegenüber dieser trüben Erfahrung erfüllen die - Regierungen eine heilige Pflicht gegen die Völ ker, die ihrer Fürsorge anvertraut sind, wenn sie darüber wachen, daß solchen Frevelthaten vorge baut werde, oder wenn sie mindestens verbrecheri sche Versuche dieser Art im Keime ersticken. Li vorno, Genua und Ponza beweisen, daß die Feinde der Wohlfahrt und der Ruhe der Nationen noch steter Obhut bedürfen. Daß in neuester Zeit überall, wo die Männer D? deS Umsturzes ihre Hebel anzusetzen versuchen, die weitaus überwiegende Mehrzahl der Bevölkerungen sie mit größter Entschiedenheit zurückweist und treu und eifrig der gesetzlich bestehenden Staatsgewalt sich anschlleßt, ist dagegen ein« ebenso tröstliche als unbestreitbare Lhatsache: dem gesunden Sinne der Massen ist klar geworden, wie das Glück und die Wohlfahrt der Völker nur unter dem Schirme der U gesetzlichen Herrscher und der rechtlich bestehenden Ordnung gedeiht. So in Belgien, wo Bewegun gen der verwerflichsten Art sich auf den bloßen Ruf eines weisen Königs beschwichtigten; so in Frank- U« reich, wo der Ausfall der Wahlen trotz einzelner Oppositionsversuche daS herrschende System nur zu befestigen diente; so in Italien, wo die Hal tung V«r Bevölkerung in den soeben von der Re- volutionSpartei heimgesuchten Theilen unleugbar beweist, daß die Erkenntniß in die Massen ge drungen, wie verderblich der Umsturz für das Wohlergehen der Nationen, wie segenbringend daS monarchische Prinzip für di« Völker ist. " Ist aber Wachsamkeit gegen die Feinde der bür, gerlichen Gesellschaft und deren Grundsätze noch immer von Nöthen, so z«Wn die letzten Ereignisse von der andern Seit« auch, daß zu ernsten Bc- -sorgnissev weniger Ursache vorhanden ist, als frü her, und daß wenigstens die großen Massen auS der Erfahrung gelernt haben, wer die natürlichen Beschützer und die wahren Förderer d«S assgemtl- nen WohlrS und wer die Feinde desselben sind. Eine gute Folg« werden aber unzweifehaft diese Ereignisse für Italien und den Weltfrieden haben. Piemont stand bisher allein allen anderen Staaten der Halbinsel gegenüber. Es ist daher von außer- ordentlicher Bedeutung, daß Mazzini gewagt hat, als Feind nicht blos Neapels und ToSkana'S^ son dern auch Piemonts aufzutretrn, und so die Re gierung Sardiniens zu überführen, daß zwischen ihr und den übrigen Staaten Italiens «ine Gemein schaft der Interessen besteht, welche Sardinien bis jetzt zu verleugnen gesucht hat. Die sardinische Regierung hat sich bisher in der Täuschung gefal len oder selbst geglaubt, daß sie von dem jungen Italien nichts zu fürchten habe, daß sie das an erkannte Haupt des Italiens der Zukunft sei. Der neueste Mazzini'sche Aufstandsversuch hat sie von diesem Wahne heilen müssen; die gemeinsame Ge fahr wird eine mehr oder weniger natürliche Ver bindung der Bedrohten zur Folge haben. —«»MS«- V erm i s ch t e s. Die Erntenachrichten aus allen Theilen deS skandinavischen Nordens lauten äußerst günstig. Paris, 26. Juli. Die große Frage deS Augen blicks ist die Ernte. Wenn ich sage, Frage, so geschieht das im uneigentlichen Sinne, da rS jetzt außer Frage steht, daß die Ernte in ganz Frank reich vorzüglich ausfallen wird. DaS Abschneiden des Getraides ist im südlichen Frankreich bereits sehr weit vorgeschritten; man hat dort schon zu Anfang deS Monats Brod von neuem Getraidt gegessen. Viele von den ältern Bauern versichern, daß sie sich seit Menschengedenken keiner in so je der Beziehung günstigen Ernte zu erinnern wissen. Güte, Gewicht, Mengt, Alles ist im Ueberfluß. Ebenso verhält eS sich mit den Kartoffeln; nur in einzelnen Theilen des Westens haben sich Spuren der Krankheit gezeigt. Die Getraidrpreise sinken denn auch von Woche zu Woche. Auch die Wein ernte verspricht die besten Resultate. Dir Aepfel- lese wird voraussichtlich eine ungünstige sein; ja man glaubt, daß dieselbe für mehroJahre hinaus verloren ist; in ganzen Distrikten der nördlichen und westlichen Departements haben dir Aepfel- bäume nicht einmal Blätter und bieten einen wahr haft traurigen Anblick dar. Im FürsteNthum Sondershausen bestimmt ein so eben erlassenes Gesetz, daß in keinem Städt chen des Landes dir Besoldung des ötyrtrS weni ger als 20V Thaler betragen darf.