sexuellen Dämonologie. Zettel wird schließlich in einen Esel verwandelt. Aber im Alptraum die ser Sommernacht symbolisiert der Esel keineswegs die Dummheit. Von der Antike bis in die Renaissance wurde dem Esel die größte Potenz zugeschrieben, und von allen Vierbeinern soll der Esel mit dem längsten und härtesten Glied ausgestattet sein. Die Nacht erlischt, und der Morgen zieht herauf. Die Liebenden haben die dunkle Zone der tier- haften Liebe durchquert. Titania erwacht und sieht den Rüpel mit dem Eselskopf über sich. In der Nacht hat sie mit ihm geschlafen, aber jetzt ist Tag. Sie entsinnt sich nicht mehr dessen. Sie will sich an nichts erinnern. Der Wahnsinn dauerte eine ganze Juninacht. Die Liebenden schä men sich dieser Nacht und wollen nicht mehr darüber sprechen, über »die Launen eines bösen Traums«. Aber diese Nacht hat sie von sich selbst befreit. In ihren Träumen waren sie wahr. Das Thema der Liebe kehrt noch einmal in der alten Tragödie von Pyramus und Thisbe wieder. Die Liebenden sind durch eine Mauer getrennt. Sie können einander nicht berühren. Sie wer den sich nie vereinen. Da erscheint ein hungriger Löwe. Thisbe flieht in Panik. Pyramus findet ihr blutiges Tuch und erdolcht sich. Thisbe kehrt zurück, findet den Leichnam von Pyramus und tötet sich mit demselben Dolch. Die Welt ist grausam für wahre Liebende. Die Welt ist rasend, und rasend ist die Liebe. In dieser großen Raserei der Natur und der Ge schichte sind die Augenblicke des Glücks kurz bemessen. JAN KOTT