Melodie der Liebe In diesem Schicksal steckt alles drin: die Empörung über Machtanmaßung aller Art, die Tugenden wie auch die Grau samkeiten der Götter, die Emanzipation des Menschen aus der Nacht der Unwissenheit, ein grundlegender Zwei fel am Zwang des So-und-nicht-anders- Seins der Welt. Prometheus ist Ideen reichtum, Tatkraft, Unerschrockenheit, Unbeugsamkeit, Verletzlichkeit, Gerech tigkeit. Mit einem Ballett „Prometheus", op. 43 - eine Gattung, die man Beethoven kaum zugetraut hätte - errang sich der junge Komponist in Wien 1801 die Gunst des aufgeklärten Publikums. Besonders eine schlichte Melodie aus dem „Prome- theus“-Finale (sie klingt wie der Inbegriff eines glücklichen Lächelns - die Götter feiern gemeinsam mit den Menschen das gute Ende) wird zur Keimzelle von insgesamt vier Werken Beethovens. Stufenweise baute der Komponist die Melodie aus. Unschuldig beginnend als Nr. 7 der „Zwölf Kontre- tänze", WoO 14 (1801), wird sie „prome- theisch aufgeladen“ durch das Ballett und besteht eine erste musikalische Feuertaufe in den 15 Klaviervariationen, op. 35 (1802). Endlich 1803 konzipiert Beethoven eine „heroische Sinfonie" als reine, absolute Musik. Allein durch die Kraft der Töne soll sich ihr Charakter mitteilen, nicht mehr durch Programme oder Personen. Helden vergehen Beethoven wollte die Sinfonie Nr. 3 zeit weilig nach Napoleon Bonaparte benen nen. Der schien den heroischen Geist eines Prometheus aktuell zu verkörpern. Die Ideale der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit wa ren auch die von Beethoven. Doch Napoleon ließ sich am 2. Dezember 1804 zum Kaiser krönen: „Ist der auch nichts anderes als ein gewöhnlich Mensch! Beethoven stand Napoleon kritisch gegenüber. Er war zunächst fasziniert von Energie und Tat kraft des Korsen im nachrevolutionären Frankreich, spätestens aber dessen selbstherrliche Kaiser krönung enttäuschte ihn sehr. Auf dem Titelblatt seiner „Sinfonia gründe" ist jedoch neben der energisch weggeschabten Widmung „intitolata Bonaparte" Beethovens eigenhändiger Bleistifl nachtrag „geschrieben auf Bonaparte" zu sehen. Auch berichtet Beethoven im August 1804 an den Leipziger Verlag B reit köpf & Härtel: „Die Simphonie ist eigentlich betitelt Ponaparte".