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Chemnitz nach ZwickLu steht ihm «n abermaliger Aufschwung bevor, denn eS giebt dann keine kürzere Verbindung des südwestlichen Deutschland mit der Ostsee und — nach Ausbau der schweizerischen Bahnen — sogar des Mittelländischen MeeteS mit der Ostsee. Geringswalde, 9. April. Der Schenkwirth B. hierseldst, der sich etwas in Branntwein über nommen hatte, nahm als angebliches Gegenmittel Bittermandelöl, in Folge dessen resp. durch die dadurch herbeigeführte Vergiftung er gestern Abend plötzlich gestorben ist. —- Vermischtes. Gegenwärtig wird in Nordamerika, in New-Park, eine Expedition nach der Krim ausgerüstet. Die selbe trägt aber einen friedlichen Characler; an ih rer Spitze steht ein unternehmender Amerikaner, Namens Gowan. Derselbe hat nämlich mit der russischen Regierung einen Contract abgeschlossen, um die im Hafen von Sebastopol versenkten Kriegs schiffe wieder an's Tageslicht zu fördern. Zu die ser kolossalen Arbeit gedenkt Hr. Gowan seinen neuerfundcnen Taucherapparat und 8 Dampfma schinen von je 80 Pferdekraft, welche auf Flößen postirt werden, anzuwenden. Von den 107 in der Tiefe liegenden russischen Schiffen hofft der Unternehmer mit seinen gewaltigen Hedewerkzeugen mindestens 40 unversehrt emporzuhrben; die übri gen beabsichtigt er unter dem Wasser zu sprengen. Die Maschinen und Vorbereitungen kosten dem Amerikaner 250,000 Dollars; dennoch glaubt er ein gutes Geschäft zu machen, da ihm die russische Regierung die Hälfte des Werths der heraufbe förderten Schiffe (von denen die größten über eine Million Dollars kosteten) zugesagt hat. Die Ex pedition wird Anfang Juni nach dem schwarzen Meere abgehen. ... Die zuerst vvn einem KauonUüs zu Lüttich ausgegangene Prophezeiung, daß in diesem Jahre, und zwtrr am 13. Juni, ein großer Komet unse rer Mutter Erde den Garaus machen und den Untergang- des Menschengeschlechts herbeiführen werde, findet in Frankreich, namentlich unter den Landleuten, vielfachen Glauben, und selbst in Pa ris bildet diese« Thema, trotz seiner Absurdität, das Tagesgespräch. Auch fehlt eS nicht qn ultra montanen Priestern, welche jene Prophezeiung be nutzen, um die Verderbtheit des jetzigen Jahrhun derts als Vie Ursache jenes angeblich zu erwarten den Ereignisses hinzustellen und die dadurch zur Verbreitung des Aberglaubens beitragen heissen. In Paris speist man jetzt schon, wie sonst im Monat Juni und Juli, Artischoken, grüne Boh nen, den herrlichsten Spargel, frische junge Erb sen, Erdbeeren und neue Kartoffeln. Algerien, das jetzt nur 72 Stunden von Paris entfernt, ist der Pariser Gemüsegarten geworden, und die Ebei nen von Husseni-Dey und St. Eugene liefern die genannten guten Ding« schon im März im llebnstuß. DaS französische Budget betrug unter der alten Monarchie jährlich 500 Mill Fr.; unter dem er sten Kaiserreiche erreichte es die Höhe von 700 Mill, und unter der Restauration stieg es auf 1000 Mill. Unter Louis Philipp war es arss 1500 Mill, angewachsen und gegenwärtig umfaßt es eine Summe von 1717 Mill. Fr. Der Constitu- tionell tröstet die Franzosen damit, daß sie jetzt besser regiert würden, wir früher, wenn « auch etwas mehr koste. — Es ist von einer ueueu An leihe der Stadt Paris zu 100 Mill. Fr. die Rede, um die Breschen zu füllen, welche die Brodkaffe und die kolossalen Bauten und Niederreißungen im Budget der Stadt verursacht haben. Die Specülatiöu beginnt sich nunmehr auch dem Betriebe der Landwirthschaft zuzuwenden; in dem Großherzogthume Baden wird sich eine Aktien gesellschaft mit einem Betriedscapjjale von zwei Millionen Gulden bilden, um den Labacksbau im Großen zu betreiben. Ein Gütercomplex von600 Morgen ist bereits zu diesem Zwecke angekauft, weitere Grundstücke sollen noch »pachtet oder er kauft werven, und die Leitung des ganzen Unter nehmens ist in kundige Hande gelegt worden. Dieser Tage ist in einem Badeorte in der Nähe von Wien eine ledige Dame von 36 Jahre«, Na mens Brd . . . . gestorben, welche in ihpem letz ten Willen einen Stellwagenkutscher zuM Erben von 100,000 st. C.-M. eingesetzt. Außerdem hat dieselbe noch mehrere ansehnliche Legate an Privat personen gemacht. Rüge. Es ist wiederholt die Beobachtung gemacht wor den, daß nicht nur an Wochen-, sondern auch an Sonn- und Feiertagen einige SpecieS Geflügel, als: Enten, Hühner, Gänse rc. in glücklicher Ün- gebundenheit auf öffentlichen Plätzen und Straßen hiesiger Stadt promeniren. Wenn auch der Einsender dieser Zeilen die Frei heit eines jeden lebenden Geschöpfes zu schätzen weiß, so dürfte doch die Beschränkung fm beregte Gattung vrAimischeit' Wrsm, besonders/an Festta gen, eine anzuempfrhlendr sein. ' ' ' - - Auf daö Unangenehme solcher Erscheinungen un ter den angegebenen Berhältntzsen nicht detaillirend eingehend, bittet man nur die verehrten Polizei organe, diesem Mißbrauche der Freiheit abzuhelfen.