Die Komponisten und ihre Werke + Johannes Brahms und seine „Haydn-Variationen“ Themen waren nie die Stärke des aka demischen Komponisten. Und - wer weiß, wozu es gut sein kann. Zehn Jahre später wurde dieses einpräg same Thema mit beinahe identischer Instrumentierung wie in der Vorlage Ausgangspunkt für die deshalb so benannten „Haydn-Variationen“. Die Sache besass allerdings einen beschei denen Haken: Der beim Biographen entdeckte Haydnsatz stammt mit großer Johannes Brahms 1874, ein Jahr nach der Uraufführung der Haydn-Variationen in Wien Wahrscheinlichkeit nicht von Haydn - was zu Pohls und Brahmsens Zeiten aber niemand wissen konnte. Deshalb bemerkt Deryck Cooke, der Herausge ber der Partitur, ganz richtig: „Man soll te jedoch den Titel, den ein großer Komponist seinem Werk gegeben hat, nicht ändern, und nur den klärenden Untertitel Variationen über den Chorä le Sti. Antonii 1 in Klammern ergänzen.“ Die gesamte Gruppe der Feldparthien wurde 1951 von der Haydn-Gesell schaft als nicht authentisch zurückge wiesen. Trotzdem tauchten sie im Stan dard-Werkregister von A. von Hoboken 1957 als zweifelhafte Werke wieder auf. Irritierend wirkt, dass auch neuere Quellen den Ursprung des Chorals nicht bezeichnen. Nur der Kommentar der Wiener Musikergedenkstätten zum Autographen der Klavierbearbeitung unseres Werkes lässt keine Zweifel offen: „Brahms entnahm es dem zwei ten Satz eines Bläserdivertimentos, das jedoch nicht von Haydn, sondern von dessen Schüler Ignaz Pleyel stammt.“ Neben dieser Aussage wird noch die Möglichkeit formuliert, es könne sich um eine althergebrachte Melodie han deln, vielleicht auf einem alten burgen ländischen Wallfahrtsgesang fußen. Der ungelösten Rätsel existieren zahllose in der Musikgeschichte. Wichtiger als die kriminalistische Spu rensuche in unserem Falle ist allerdings das Werk selbst. Brahms gilt als Meister der „Variation“, die „Entwickelnde 14 J Kontrapunkt-Konzerte