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foderlichen Geldmittel im Wege der Actienzeichnung würde selbst gegenwärtig kein Ding der Unmöglichkeit sein, wenn die Regierung sich entschließen wollte, nach dem Beispiel so vieler andern Regierungen, namentlich der österreichischen, preußischen, bairischen und neuer dings der russischen, eine Zinsgarantie zu bewilligen, wobei sie in diesem Falle gewiß wenig oder nichts riS- kiren würde. Aber seltsamerweise war sie dieser ander wärts für unbedenklich gehaltenen Modalität stets abge neigt, und ist es in diesem Falle doppelt, wo es sich um eine Concurrenzbahn der Chemnitz-Riesaer Staats bahn handelt. Uebrigens beabsichtigt, wie man hört, der Refierausschuß die eben gedachte Bitte vor die Stufen des Throns zu bringen; möge dieser Schritt von besten» Erfolge begleitet sein! Aus dem Vaterlande. Augustusburg. Es geschehen doch heut zu Tage noch merkwürdige Dinge; läse man sie in einer Erzählung oder sähe man sie im Theater dargestellt, man würde steif und fest behaupten, so etwas sei unglaublich und unwahrschein lich. Es giebt noch viele Einfältige in der Welt, aber daß Einer heut zu Tage noch so dumm sein kann, wie der Ignatz Dotzauer im böhmischen Dorfe Schönau, das sollte man kaum für möglich halten. Und doch ist's nur blanke Wahrheit, was von ihm erzählt wird und was die öffent lichen Verhandlungen beim hiesigen königl. Bezirksgericht über ihn zu Tage gefördert. Besagter Dotzauer lebt näm lich mit seiner Mutter auf einem Bauergute und hat mä ßiges Vermögen. Dabei könnte er ganz zufrieden sein, wenn nickt der Hochmuthsteufel in ihn gefahren wäre und ihm zugeflüstert hätte: „es ist nicht gut, wenn der Mensch nicht steinreich und hochadlig ist." So ist denn schon IS Jahre lang sein Sehnen dahin gegangen, zu heirathen, d. h. nicht so wie gewöhnliche, bloS vernünftige Männer - thun, ein Mädcken nach ihrem Stand und Herzen zu neh men, sondern eine reiche Parthie zu machen, sei es nun, wer es sei, wenn sie nur ein paar Rittergüter mit in's Haus brächte. Das wär nun Wasser auf die Mühle einer Gaunerbande, die in dem Nachbarorte Bähringen hauste und davon den Namen der. „Bähringer Goldmänner" oder „Dähringer Lumpen" führte. Sie priesen ihm diese und jene Schöne an und nahmen ihm bei der Gelegenheit an die 800 Gulden für ihre Bemühungen ab, ja brachten! ihn auch noch in die Unannehmlichkeit, Prügel zu empfangen, weil er mit ihnen Umgang pflog. Aber wenn das (vor märzliche) Sptüchwort besagt: wer dumm ist, muß ge prügelt werden, > so hat es doch nur an solche Leute ge dacht, diesdurch Schaden klug, durch Prügel gewitzigt «erden. Bei de« Dotzauer scklug hie Kur nicht, a«. ES mußte noch bester komwen. pehschwaphep, der Dotzauer wurde älter und hätte noch ichmer keihe FrM keinen ReichthuM, keine^ Rittergüter. Dä, 'Mts schössen LageS.im Jahre 1851,urrschünt beim Dotzassek tick Abge- sandter des Rittergutsbesitzer- Joseph von Hornburg in Sachsen, der will ibn, den Dotzauer , zum Exbhn mehre rer Rittergüter "einsetzen, wenii. er sein Achterlem Karo- Äne deirathe. Das war dem Dotzauer ganz nächMunsch und mit Freuden empfing er kürz-darauf seinsnMNstigkn Schwiegerpapa Joseph von Hornburg. aus! dessen -eignem Munde ihm das Ehe- und Esbverspnche« wiederholt wurde. Der Schwiegerpäpä war auch, besorg^.,sM Schwiegersohn in den FreimaurerbuNd,drr für iHv bereit em Rittergut angekauft, aufzunehmen und daß er sich von ihm „für die Agentschaft" SI Fl. zahlen ließ, fiel dem Dotzauer umsoweniger auf, als er dafür ein richtiges Auf- nahmezeugniß in die Hände bekam. Hätte er freilich le sen oder Gelesenes aufsassen können, so würde er gefunden haben, daß das Ieugmß nichts war, als ein ausgerissenes Blatt Papier aus einem Werke über Freimaurerei. Bald darauf ging, wie dem Dotzauer mitgetheilt wurde, der alte Herr von Hornburg zu seinen Ahnen ein, sein Testament ernannte Dotzauer zum Gemahl der Tochter Karoline und zum Erben der Rittergüter Lehmberg und Falkenburg. Um aber die Besitzurkunden zu erlangen, mußten Gerichts kosten bezahlt werden. Das will Dotzauer gern thun, er möchte aber auch nunmehr seine Braut kennen lernen; er beauftragt einen von der Bande, den Scharfrichter Wen zel Eisenmann, ihm die Besitzurkunden zu holen und die Braut vorzustellen, und giebt ihm 13 Fl. Reisegeld. Ge wissenhaft wird der Auftrag ausgeiührt, Eisenmann kommt mit einer Dame im Sonntagsstaate zurück und stellt fie dem verdutzten Dotzauer in seiner eignen Wohnung als „Karoline Gräfin von Hornburg auf Lehmberg und Fal kenburg" vor. Kaum daß Dotzauer sie sah, fühlte er sich von Liebe zu ihr, d. h. zu ihrem Vermögen, hingerissen und sprang auf sie zu mit.den Worten: „das ist meine Karoline!" Aber jede Liebe verlangt auch ihre Opfer. Das gnädige Fräulein braucht Geld zur Anschaffung von Vieh, Knochenmehl und Guano für ihr drittes Rittergut Erlbach und gern giebt es Dotzauer dazu her, wird es ihm doch in der Ehe mit seiner Karoline tausendfache Frucht bringen! Auch Gutstaxen müssen bezahlt werden. ES finden sich dazu bei Dotzauer ein „Rath und sächsischer Advokat" und ein „Rechtsrichterssohn" aus Schwarzen berg, zwei Männer ein, welche über die drei Rittergüter gesetzt sind. Sie verlangen 200 fl. und willig zahlt Dotzauer 100 fl., da er sich von ihnen mit den einschmeichelnden Namen „Herr Ignatz von Hornburg" angeredet hört, in Abschlag und verspricht Nachzahlung des Restes. Dem Hrn. Rath giebt er noch obendrein 2 fl. mit der Bitte: nur recht dahinter zu sein, daß er bald seine Karoline be komme. Und als Dotzauer später gar erfährt, daß er nicht bloß Rittergüter, sondern auch viele Häuser in Sach sen besitze, ja sogar — eine Goldinsel in Amerika, da zahlt er freudig noch 90 fl. Gerichtskosten. Aber dem so glücklichen Bräutigam soll noch größere Ehre zu Theil werden, seine niedere Hütte soll der Glanz eines KönigS- hauptes umstrahlen. Als seine Braut Karoline mit Wen zel Eisenmann ihn zum zweiten Male besuchte, da war sie von keinem Geringeren begleitet, als— dem Könige. Der ertheilte Dotzauern seine Genehmigung zur Vermäh lung mit Fräulein von Hornburg und zur Einverleibung der sächsischen Rittergüter, schenkte dem überseligen Freier seine Sporen, nachdem er sie höchsteigenbändig sich vom Stiefel geschnallt, ferner ein silbernes Band und ein Reit pferd, das aber freilich nicht zur Stelle, sondern unter wegs zurückgelaffen war. Endlich nahm der König den Dotzauer auf den Oberboden seines Hauses, und las ihm da das Testament Josephs von Hornburg vor. Dafür ver langte der König von Dotzauer die Kleinigkeit von 120 fl., welche der Letztere auch halb sofort berichtigte, halb nachzuzahlen ängelobte. Dotzauer gab dem hohen Besuche das Geleite, zählte unterwegs der Braut Karoline 65 fl. auf die Schürze und sähe bei dieser Gelegenheit nach sei ner phr. Allein „die Ubr schlägt keinem Glücklichen;" so dachte auch Fräulein von Hornburg, und bat den Dotzauer» sie ihr zu schenken sammt dem vom König erhaltenen fil- bernen 'Bände, sie wolle ihm dafür ein goldenes Bänd und eine goldne Uhr geben. Wer kölmte den Litte« einer Braut Widerstreben? Dotzauer machte eS wie der Hu«d mit dem Stück Fleisch qm Wasser, und . gab ihr Uhr und Band. Unterwegs wird ihm ein pfarramtlicheS Seugnis