8 Szymanowski | 1. Violinkonzert ki in zwei früheren Werken mit orientalischer The matik - »Hafis Liebeslieder und Lieder der Feen prinzessin« - verwendete, im Violinkonzert indes weist es über ornamentale und koloristische Wir kung hinaus auf grundlegenden thematischen Zu sammenhalt. Als Ziel der musikalischen Entfaltung erweist sich die große, expressive Kadenz, die Szy- manowskis Freund, der Geigenvirtuose Pawef Ko- chahski, beisteuerte. Karol Szymanowski wurde 1882 im kleinen DorfTymoszöwka nahe Kiew geboren. In seinem Elternhaus herrschte - wie in den meisten Gutsbesitzerfamilien in den von Russland annek tierten Gebieten des früheren Königreichs Polen - ein pol nisch-patriotischer Geist, der sich in leidenschaftlichem Inter esse an Kunst und Musik und der darin sich manifestierenden kulturellen Identität ausdrückte. Vom Vater in die Grundlagen der Musikausbildung eingeführt und durch regelmäßige künstlerische Betätigung vielseitig gebildet, setzte Szyma nowski seine Ausbildung in Gustav Neuhaus' Musikschule in Elisavetograd fort. 1901 ging er nach Warschau, um Harmo nielehre, Kontrapunkt und Komposition zu studieren. War schau indes, damals noch weitgehend vom kulturellen Leben Europas abgeschnitten, bot ihm kaum musikalische Anregung: es gab zwar Theater, doch kein professionelles Orchester, die Kritik zeigte sich konservativ, das Publikum interesselos. Um neue Impulse für die Entfaltung eines polnischen Musiklebens zu schaffen, gründete Szymanowski 1905 mit weiteren jun gen Komponisten - Mieczys-faw Kar-fowicz, Ludomir Rözycki, Grzegorz Fiteiberg und Apolinary Szeluto - den »Vereinsver lag junger polnischer Komponisten«, auch »Junges Polen in der Musik« genannt. Die Gruppe agierte von Berlin aus und ver trat kein ästhetisches Programm, sondern verfolgte pragmati sche Ziele: bis 1912 sorgte sie mit Publikationen und Konzert veranstaltungen für die Verbreitung neuer polnischer Musik.