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45 zurück. Gegen II Uhr Vormittags hörte man hier von Ellershausen her dos Donnern eines her anbrausenden Zugs. Pfeilschnell schoß bald die schwerbeladene Wagenreihe auf den Bahnhof und stürzte am Ende desselben, ganz nahe der Leine brücke, mit furchtbarem Krachen und Knirschen wild übereinander. Wie aus einem speienden Ve suv flogen Fässer, Kisten und Balken aus den sich überstürzenden Wagen hoch in die Luft und wur den weithin geschleudert. Zwei Bremser, welche sich auf den Wagen befanden, sind wie durch ein Wunder gerettet, dem Einen gelang es, im Mo ment der höchsten Gefahr vom Wagen zu sprin gen; der Andere hing anscheinend leblos zwischen den Trümmern; bei näherer Untersuchung sand es sich, daß der Mann äußerlich unverletzt war, und "wie man hört, sieht er im Hospital seiner baldi gen vollkommenen Herstellung entgegen. Die Lage dieser beiden Leute muß schrecklich gewesen sein; vergebens suchten sie mit dem sür das abschüssige Terrain unwirksamen Bremsen den rasenden Zug zu hemmen; sie wurden aller Wahrscheinlichkeit nach pfeilschnell (die Wagen sollen in vier Minu ten eine Meile zurückgclegt haben) dem sicheren Tode zugeführt und sollen mit vieler Ruhe und Ergebung bereits ihrem grausen Geschick cntgegen- gesehen haben. Sie haben auf der fürchterlichen Fahrt fortwährend mit einander gesprochen und es als selbstverständlich angesehen, daß dies ihre letzte Fahrt sein würde, zumal sie auf dem Göttinger Bahnhofe einen ihnen im Wege stehenden Wagen erblickten, durch welchen denn auch der erste Zu sammenstoß geschah; in demselben Augenblick war dann auch ein kleiner Schuppen und das erste Wärterhäuschen zertrümmert. In dem Schuppen und dem Wärterhäuschen sind glücklicherweise auch gerade keine Leute zugegen gewesen und Menschen leben überall nicht zu beklagen. New York, 24 Decbr. Das ungeheure Pro jekt, die alte Welt mit der neuen durch einen un terseeischen Telegraphen zu verbinden, nähert sich immer mehr seiner Ausführung. Das nölhige Capital von 350,000 L. ist, in Actien vertheilt, gezeichnet, und 20 pCt. sind bereits auch schon eingezahlt worden. Die englische Regierung hat dem Unternehmen jährliche Zinsen von 4 pCt. ge sichert, und es ist an die Fabrikanten telegraphi scher Drähte die Aufforderung ergangen, sich um die Verfertigung deS betreffenden Drahtes, der am 31. März 1857 zur Verschiffung bereit sein soll, zu melden. Zwei Dampfboote, von denen jedes eine Hälfte des Laues anBord haben wird, sol len sich in der Mitte des Oceans begegnen und, nachdem das elektrische Band geschloffen ist, sich entgegengesetzter Richtung zurückbewegen', Da- eine gegen Osten, das andere gegen Westen, während sie das Tau in die See sinken lassen und sich den Küsten von Irland und denen von Newfoundland nähern. Es wird angenommen, daß das ganze Werk am I. Juli 1857 vollendet sein wird. Die Legung des Taues wird zwischen den Parallelen des 84. und 52. nördlichen Breitegrades vor sich gehen, auf einem unterseeischen Steppenboden, welcher durch Sondirungen des Meeresgrundes entdeckt wurde und, bereits das „telegraphische Plateau" genannt, sich zwischen dem Cap Race in Newfoundland und dem Cap Clcar in Irland befindet. > Die Entfernung zwischen diesen beiden Punkten beträgt 1640 englische Meilen und die größte Tiefe, den letzten Sondirungen des ameri kanischen Lieutenants Berryman ztnolge, nicht mehr als 2070 Faden — etwa 12,420 Fuß. Diese Tiefe fällt gerade in die Mitte der ganzen Länge zwischen den beiden Ufern. Der Meeresboden, auf welchem der elektrische Telegraph liegen soll, be steht im Ganzen aus einer feinen Kalkende, frei von allen hinderlichen Materialien und von den starken Strömungen, welche den atlantischen Ocean oft bis 2000 Faden tief aufwühlen. Nichts er reicht diese Tiefe, als zuweilen ein schmelzender Eisberg oder das Wrack eines gescheiterten Schif fes. Einmal unten, wird bas elektrische Tau fest liegen bleiben und die ganze Schwierigkeit nur darin bestehen, es seiner ganzen Länge nach dahin zu bringen. Den Hamburger Nachrichten schreibt man auS München: „Als verbürgt wird folgende CorMer- sation zwischen dem Präsidenten des protestanksWm Obcrconsistoriums vr. Harleß und einem seiner katholischen Collegen in der Kammer der Reichs, rälhe erzählt: Letzterer begegnet Harleß kurz nach dem Beginn der Agitation gegen die berufenen Oberconsistorialerlasse und redet ihn mit der kau stischen Aeußerung-an: „Sie sind jetzt auch nicht zu beneiden, Herr Präsident.". Präsident: „Aber ich möchte Sie beneiden um Ihre kirchlichen Ein richtungen." College: „Wie so?" Präsident: „Wenn in Ihrer Kirche die oberste Autorität ge sprochen hat, so schweigt die Gemeinde und fügt sich." College: „Aberda wäre wohl zu helfen." Präsident: „Wie so?^ College: „Werden Sie katholisch."" . . . - ri ; ; , Man schreibt aus.Lyon vom L0 d.: Gestern bemerkte man auf dem Platz'.Bellecour mehrere Offiziere, welche in Gesellschaft einer Nonne spa zieren gingen, die ein. hölzernes Beig hatteund mid mehreren Orden decorirL war. Esc war Ori. v. Norval (Schwester Deroüica). Raum 30 Jahr