Volltext Seite (XML)
der Rotsichelspötter und die Zwergdrossel im Soloklavier, die Einsiedlerdrossel in der Piccoloflöte, die Weidendrossel im Glocken spiel.“ Mit dem zwölften Satz aber wird der „Zions Park“, gleichbedeutend mit der „himm lischen Stadt“, erreicht. „Die Menschen, die einst die farbigen Felswände in rosa, weiß, mauve, rot und schwarz, die grünen Bäu me und den kristallklaren Flußlauf des Zion Parks entdeckten, sahen darin ein Symbol des Paradieses.“ Der Berg Zion gilt als ein Synonym für das himmlische Jerusalem, Ort des endzeitlichen Heils. So kulminiert die Entwicklung des gesamten Werkes in diesem Satz. Auch dafür hat der Komponist spezielle Elemente verwendet, z.B. einen „strahlend majestätischen Blechbläserchoral“, dazu die Vogelgesänge, darunter „vier außergewöhn liche Vögel, die gewissermaßen in Parenthese erscheinen: das Beifußhuhn (Utah), dessen seltsame Schreie sowohl von Peitsche und Congatrommel als auch von Violoncelli und Kontrabaß (am Steg gestrichen) wiedergege ben werden, vier Salbeisichelspötter (Nevada) im Klavier, der Canyon-Zaunkönig (Idaho, Montana), der zum dritten und letzten Mal im Solohorn wiederkehrt, und der Schmalschna bel-Kardinal (Arizona), ein grauer, an Haube, Brust und Bauch rot gezeichneter Vogel, der eine Kadenz für Soloklavier beisteuert.“ Und schließlich stimmt das Glockenspiel in allen Jubel ein: eine Apotheose ä la Messiaen. Wie sagte doch Olivier Messiaen? Seine Vorlie be gelte einer Musik, „die das Ende der Zeiten ausdrückt, die Allgegenwart, die verklärten Leiber, die göttlichen und übernatürlichen Geheimnisse, ein theologischer Regenbogen.“ Und bei aller Konzentration, bei allem Einge hen auf viel Ungewohntes, bei völliger Bereit schaft, sich dieser - für die Hörgewohnheiten eines Publikums trotz aller Erfahrung aus dem vergangenen Jahrhundert mit vielen, eben auch musikalischen Umbrüchen - schwie rigen, ungewohnten und sehr anspruchsvollen Musik zu stellen, kann man den „Regenbogen“ erkennen. Klaus Burmeister