Die Anregung für die Komposition kam vom Gitarristen Regina Sainz de la Maza, dem es Rodrigo widmete und der auch den Solo part in der Uraufführung im November 1940 spielte. Das Konzert folgt mit drei Sätzen der klassischen Konzertform. Bei der Komposition stand Rodrigo vor dem Problem, die Gitarre, die als Soloinstrument gegenüber einem Sinfonieorchester viel zu leise ist, in einen ausgewogenen Zusammenklang mit dem Orchester zu integrieren. Rodrigo gelang dies, indem er die Gitarre nie mit dem vollen Orchester zugleich spielen liess, sondern weitgehend nur mit kleinen Gruppen leiserer Instrumente. Der erste Satz, der in der klas sischen Sonatenhauptsatzform steht, ist ein lebhafter Fandango im 6/8 Takt, der von mitreissenden Betonungswechseln bestimmt wird. Im zweiten langsamen Satz wird die Hauptmelodie in h-Moll zunächst vom Englischhorn vorgestellt. Der klagende, sehnsuchtsvolle Ton ist eine Reflexion der Saeta, des Klagegesangs bei den alljährlichen andalusischen Prozessionen während der Karwoche. Mit einem hei teren Rondosatz in H-Dur im Stil eines höfischen Tanzes, der wieder um von unregelmässigen Takt- und Rhythmuswechseln lebt, klingt das Werk aus. Rodrigo versteht es auf fantasievolle Weise, Elemente der spanischen Volksmusik in eine geradlinige lyrische Anlage zu bringen. Anknüpfend an Albeniz evoziert auch dieses Werk mit wun derschönen Melodien und grossem Farbenreichtum Bilder eines Spa nien aus längst vergangenen Tagen: die Gärten des Königlichen Pa lastes von Aranjuez südlich von Madrid, der Frühjahrsresidenz der spanischen Könige, werden hier beschrieben. Aranjuez verkörperte für Rodrigo eine von ihm geschätzte Epoche der Geschichte: die Re gierungszeit der letzten spanischen Herrscher vor Napoleon Bona parte. Der Komponist fühlte sich dem Palast auch aus persönlichen Gründen sehr verbunden: er war in den Gärten mit seiner zukünf tigen Ehefrau oft spazieren gegangen. 56 / Lucerne Concerts