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617 stellt, die Leute stopfen sich in ihre Zelte hinein und in wenigen Minuten ist das Lager wieder so ruhig, als ob gar kein Feind eristirte. Was ich eben ge sagt habe, kann Ihren Lesern einen Begriff geben von der Weise, in welcher hier fast jede Nacht zuze- bracht wird. Wer aber die Unbequemlichkeiten eines Bürger Wlassow, warf ihn zu Boden und zer fleischte ihm die linke Schulter. Einem Polizei wächter, der Jenem zu Hülfe eilte, biß der Wolf in beide Arme, worauf er die Flucht ergriff, auf seinem Streifzuge durch die Stadt aber (soweit lassen wolle, und gerade wenn man recht entrüstet über dieses Zaudern wird, dann hört man plötzlich in ei niger Entfernung die Trommeln wirbeln, welche die Franzosen unter die Waffen rufen. Zu gleicher Zeit fliegt das Wort: „Wache heraus!" unsere Linien entlang, alle Hörner blasen Las Sammlungssignal; einen Augenblick herrscht Verwirrung, in der man vor allem Flüche hört, unv dann kommt ein Gerassel und dumpfes Geräusch, und man weiß, daß 10,000 Mann unter Lie Waffen getreten sind und sich in Reibe und Glied stellen. Während dieser ganzen Zeit ist das Musketenfeucr stärker geworden unv näher gekommen. Unsere Piquets ziehen sich augenscheinlich zurück und jetzt glaubt man wirklich, der Feind mache Loch wohl einen Ausfall. In der Dunkelheit hört man das Wort: „Vorwärts!" den verschievenen Brigaven zu rufen und ein eigentyümliches Geklapper uns Klirren beweist, daß die reitenve Artillerie sattelt und zum Gefecht sich fertig macht. Jetzt Lenkt der Solvat, Laß er voch wohl weiter vorwärts muß in Lie rauhe feuchte Lust unL in Vas Lichte nasse Gras, das ihm die Füße durchfeuchtet, als watere er wirklich Lurch eine» Fluß. Das Krachen des Kleingewehrfeuers und das Aufbli tzen von Kanonenschüssen sagen sogleich, welcher Weg einzuschlagen ist. Ohne solche Führer würve man ge wiß seinen Weg verlieren. Sp marschiren unsere Bri gaden in Linie, mit offenen Unterstützungscolonnen zur Seite, rasch den Hügel hinan. Niemand ist eben höflich; Alle gähnen und frösteln gewaltig. Auf dem Hügel angelangt, übersieht man die Lage der Dinge mit Einem Blick. Die Russen haben blos gefeuert, um uns auf die Probe zu stellen, und ihre Schar- mützler sind blos ausgerückt, um zu sehen, ob wir auch hübsch wachsam wären. Wenn wir dies nicht gewesen wären, würden sie unsere Kanonen vernagelt haben; da sie nun aber finden, daß wir aus dem ^ur vivo sind, so ziehen sie sich wieder zurück, damit zu frieden, uns auf die Beine gebracht und uns um nichts geplagt zu haben. Während sie zurückgchen, nehmen ihre Batterien wieder das Feuer auf und. Jedermann duckt sich unwillkührlich, wenn die Kugeln durch die düstere Nacht über ihn hinpfeifen. Nach Verlauf ei ner halben Stunde Pflegt der Feind sein Feuern ein zustellen und dann kehren die Truppen, welche bis dahin vor Kälte ganz erstarrt und von dem Thau durchnäßt sind, in ihre Eantonncments zurück, nach dem sie etwa eine Stunde unter den Waffen gewesen find. Im Nu haben sie ihre Gewehre zusammenge- ' solchen nachtwandelnden Heroismus richtig würdigen will, der muß die Sache selbst einmal mitmachen." Vermischtes. Paris, 3. Dccbr. Der heutige Moniteur ent hält eine Depesche aus Wien vom 2. Decbr., lautend: „Heule wurde zwischen den Bevollmäch tigten Oesterreicks, Frankreichs und Englands ein AUianzverlrag unterzeichnet. Semlin, 3. Decbr. Nach in Constantinopel eingegangenen Nachrichten von vor Sebastopol dauert das Bombardement ununterbrochen fort. Der TyphuS, die Dysenterie und die Cholera sol len sowohl im Lager der Verbündeten wie in dem der Russen Kerrschem Von Varna aus sind türkische Lruppenverstärkunzen bereits eingesckifft worden. Am 14 Novbr. hat ein sürckterlicker Sturm auf dem schwarzen Meere gewüthet; die vereinig ten Geschwader wurden dabei weniger gefährdet und nur zwei französische Lckiffe erheblich beschä digt und an die Küste geworfen. Dagegen ist eine große Anzahl von Transportschiffen verun glückt, deren Ladung von der verbündeten Armee unter den gegenwärtigen Umständen schwer ver mißt werden dürfte; die „Triester Zeitung" be richtet, daß nickt weniger als 32 englische Trans portschiffe gescheitert seien; ein Sckraudendampfer mit Winterkleidern und Baarschafr für die Armee soll mir sammt der Mannsckast untergegangen sein. Ob sonst von den gescheiterten Schiffen noch et, was geborgen wurde und ob der Verlust wirklich so belangreich ist, wie jenes Blatt nach Privat» briescn aus Konstantinopel meldet, läßt sich noch nickt ermessen, da noch kein amtlicher englisch» Bericht voriiegt. Prinz Albert, der Gemahl der Königin von England, schickt jedem Offizier der in der Krim befindlichen Grenadiergardc, deren Oberst er ist, einen mit Pelz gefütterten Rock aus Seehunds» fellen als Geschenk. Petersburg, 23. Novbr. In der Nackt vom 18. zum 19. Novbr. verbreitete ein toller Wolf, von außerordentlicher Größe, der von der Jelagin» insel herübergekommcn war und bis gegen 7 Uhr Morgens fast durch die ganze Stadt umherstreifte, großes Entsetzen. Zuerst, gegen 4 Uhr Morgens, stürzte sich das wüthende Thier auf den hiesigen