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459 den wir etwas ganz AehnlickeS auS der Nähe un serer Stadl. Seil einiger Zeit folgten sich näm lich in unsrer Umgegend kecke und mit großer Lo- calkennlniß ausgeführte Einbrüche und Diebstähle. Besonders war ein Diebstahl in der Gärtnerwoh nung zu Lichrenwalde mit seltner Verwegenheit ausgesührt worden. Man mutbmaßte den Thäter, konnte desselben aber nicht habhaft werden. Wald gänger sahen den Verdächtigen öfter, machten aus ihn aufmerksam und veranlaßten so die Ergreifung desselben, eines im Monat August aus den Ge fängnissen des Justizamtes Augustusburg entsprun genen Diebes Er hatte sich unweit der vom s.g. Kreuz bei EberSdorf nach Oberwiesa führenden Straße im Walde eine gegen die Unbilden der Witterung geschützte Höhle gebaut, solche mit ge- stohlnem Brelwerk sehr geschickt ausgezimmert und getäfelt, dabei wohlverproviantirt und höchst be quem eingerichtet, und von hier aus wie ein Raub thier die Umgegend durchstreift. In diesem Ver stecke haben sich sehr viele Gegenstände vorgefun- den, welche in der neuesten Zeit in unsrer Gegend gestohlen worden sind. Der verhaftete Romanti ker ist ein der öffentlichen Sicherheit höchst gefähr liches, obwohl noch jugendliches Individuum, der Schuhmacher Grünert aus Euba. Er befindet sich nunmehr bei hiesigem Justizamte in Untersu chung. Dafür, daß er nicht wieder entspringe und dem Lande aufs Neue gefährlich werde, ist gebührenderweise gesorgt. Frankenberg, 13. Septbr. Dem Verneh men nach ist das Schadenfeuer!, welches am ge strigen Abend von hier aus sehr deutlich wahrge nommen wurde, in dem Dorse Zettlitz bei Ge ringswalde gewesen, woselbst zwei Bauergüter abgebrannt sein sollen. Erst vor wenigen Wochen sind bekanntlich ebendaselbst mehrere Güter und Wohnhäuser durch eine heftige Feuersbrunst in Asche gelegt worden. Frankenberg, 14. Septbr. Der vorgestern im hiesigen Orte abgchaltene Vichmarkt hatte sich leider keiner großen Frequenz zu erfreuen. Von den zum Verkauf ausgestellten 9 Pferden wurde I, von -50 größern Schweinen ebenfalls nur 1 und von 117 Ferkeln hingegen 44 Stück verkauft. Auch der Zuzug aus hiesiger Gegend zu dem beute in Chemnitz stattfindenden Viehmarkt »st ein höchst geringer, und mit dem in frühern Jahren gar nicht in Vergleich zu bringen. Wenn aus andern Richtungen dort ebenfalls nicht mehr Besucher sich eingesunden; so kann der Markt gleicherweise nur ein unbedeutender sein. Frankenberg 14. Septbr. Ein hiesiger Bür ger, der Allen bekannte alte brave Webermeister Johann Christian Schwarz, der trotz hohen Alters und zunehmender Altersschwäche sich's nicht nehmen läßt, tagtäglich im Schweiße seines An gesichts zu arbeiten, um der Stadtgemcinde, die ihn allerdings unterstützen muß, nickt gänzlich zur Last zu fallen, hatte heute vor 50 Jahren das Bürgerrecht in Frankenberg erworben. Der greise Mann, ein hoher Siebziger, lebt in jener unver schuldeten Armuth, der auch Fleiß und Rechtschaf fenheit nicht immer zu entrinnen vermögen, giebt aber durch seine Regsamkeit und Thätigkeil man chem Armen ein Beispiel, das Nachahmung ver dient. In Anerkennung dessen wurde der Jubilar heute Morgen an Rathsstelle beschieden, von dem versammelten Stadtrathe glückwünschend begrüßt, und mit einem Ehrengeschenk an baarem Gelde (wohl das passendste für den armen Greis!) bedacht. Des Ueberraschten tiefe Rührung gab der einfachen Feier eine um so größere Weihe, als der Beschenkte nicht das für seine Verhältnisse ansehnliche Geschenk, sondern immer und immer wieder nur das prieS und dankend hervorhob, „daß seine Obrigkeit an diesem Tage seiner gedacht habe." Vermischtes. Einem Berichte aus London vom 10. Septbr. entnehmen wir Folgendes: Die Cholera in London, welche in der vorigen Woche 1287 Opfer forderte, hat in den niedriqern und am dichtesten bevölkerten Theilen einen Charakter angenommen, den sich die Aerzte blos als „Pest" erklären kön nen. Heute vor acht Tagen war ick selbst Zeuge einiger sckrccklicken Scenen in der schlimmsten Straße des Westendes, Broadstreet, Golden Square. Ein Fleischer siel plötzlich in seinem Laden nieder; einige Minuten darauf sein Bruder. Die Frau halte eben nur noch Zeit, sich zu Bett bringen zu lassen, um ebenfalls nach einer Viertelstunde zu sterben. Während derselben Zeit fiel ein Mann, der eben in eine Droschke steigen wollte, todt vor derselben nieder. In dem Hause, aus welchem er kam, starben sechs, in dem Hause daneben eben falls sechs Personen. Der Schrecken, welcher sich verbreitete, hat inzwischen wieder nachgelassen, da in den letzten Tagen dieser Woche die unerklärli chen plötzlichen Todesfälle sich sehr vermindert Ha ven. Die Aerzte sprechen aber immer noch von vielen plötzlichen Sterbesällen, als einer Folge von Pest. Mehre Hospitalärzte macken heute auffal lend glücklicke Erfolge der Behandlung der Cho lera mit Bibergeil bekannt. — Die ungewöhnlich stille Zeit in den kleinen Geschäften, welche Tau-