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445 hat. Die Oder, bekanntlich in ihrem ganzen Lauf der Ebene angehörend und von keinen hohen und festen Ufern eingeschlossen, durchbrach sämmt« liche Dämme und bildete, in ihrem ganzen Laufe von circa 40 Meilen, einen ununterbrochenen Was, serspicgel von 1 — 2 Meilen. Alle Dörfer, alle Wohnungen, alle Scheunen innerhalb dieses Ter» rains standen, meist vis an die Dächer, im Wasser. Dazu kamen die Ueberflulhungen der Seikenflüffe, welche, meilenweit aufgestaul, ebenfalls ähnliche Verheerungen anrichtelen. Im Regierungsbezirk Breslau haben allein ungefähr 20 Quadrakmeilen und gegen 200 Ortschaften unter Wasser gestanden. Aehnlich ist die Roth in dem ohnehin so hart ge troffenen Oberschlesien und im Regierungsbezirke Liegnitz, wo die reißenden Gebirgsflüffe, durch wolkenbruchartige Unwetter angeschwollen,-noch un geheure Wassermasscn der Oder zusührten. Es wird kaum nötbig sein, die unausbleiblichen Folgen ei nes solchen verderblichen Naturereignisses näher zu schildern. Bis zur Milte August waren die Hoff nungen aus eine ergiebige Ernte die besten, der Roggen und größtenlyeils die Gerste war gut em- gebracbt, die Ernte des Weizens zur Hälfte be endet und die des Hafers hatte begonnen. Die Kartoffeln, das Brod der Armuth, standen, wenn auch nicht frei von der Krankheit, doch gegen frü here Jahre vorzugsweise gut und versprachen einen verhältnißmäßig lohnenden Ertrag. Jetzt ist in allen diesen Ortschaften die ganze Ernte vernichtet. Was noch auf dem Felde stand ist fortgeschwemmt oder verdorben; was in den Scheunen war, die größtentheils dis an die Dächer im Wasser gestan den und theilweise noch stehen, geht in Fäulniß über. Die Felder sind verwüstet, kheilweise ganz versandet, eine Unzahl von Gebäuden ist bereits eingestürzt, eine weit größere Masse wird noch einstürzen, sobald das Wasser ganz abgelaufen ist. Sämmtlicbe Oderdämme, auch die neuesten, nach allen Regeln der Kunst gebauten, sind durckbro- chen, eine Menge Brücken, Straßen und Wege weggerissen. Hierzu kommt, daß auch in den nicht der Überschwemmung ausgesetzten Gegenden der Provinz ein großer Theil der Ernte, namentlich die Kartoffeln, durch die anhaltende Nässe verdor ben ist. Es fehlt in den überschwemmten Orlen an Allem, an den allerdringendsten Bedürfnissen des Lebens, an Wohnungen, Kleidung und Nah rung. Wenn auch die hiesigen Hülfsvereine und die Behörden für die augenblickliche Noth, soviel als thunlich, Hülfe geschafft — wir gehen, nicht wie bei einer Frühjahrsüberschwemmung dem Som mer, sondern dem Winter entgegen, und Alles, worauf die Armuth, ja zum Theil der Mittelstand in dieser Beziehung gehofft hat, ist vernichtet! Ein ähnliches Unglück hat gewiß, Gott sei Dank! seit langen Jahren keinen Theil unsers schönen Vaterlandes getroffen, es ist, zum Glück für daS Allgemeine, sehr partiell, aber für Diejenigen, die cs getroffen, um so schrecklicher. Wird cs mehr bedürfen als dieser einfachen Anführung der That- sacden, um die Berschontgebliebencn zu bewegen, Hülfe und Rettung ihren unglücklichen Landsleuten zu bringen und zur Linderung eines Unglücks,^wel ches in seinem Umfange den Brand von Hamburg bei weitem übersteigt, beizulragen? Möchten doch einflußreiche Männer an allen Orten sich der Sache der Bedrängten durch Bildung von Comiles an nehmen und namentlich die Zeitungen im vollsten Maße dieser Angelegenheit ihren Einfluß zutheil werden lassen! Dies Hoffr Schlesien, das stets bereit gewesen ist, fremde Noth nach Kräften zu lindern." Das Augsburger Tageblatt erzählt eine eigene Choleracur: „Ein Schmiedcmcister verspürte unter heftigen Schmerzen das Hcranrücken dieses unheimlichen Gastes; da läßt er rasch seine Ge» sellen wecken, diese müssen in der Esse ein tüch, llges Feuer anmachen, und nun geht es an ein Schmieden, als sollte der Bavaria ein Gürtel zusammengeschweißl werden. Der Meister selbst dämmert darauf los wie der böse Feind, bis der Schweiß in Strömen an ihm heruntcrrinnt. Dann legt er sich schleunigst wieder ins Bett, und alS er am andern Morgen aufsteht, ist er frisch und wohl." Also weder Doctor noch Apotheker, son dern — Schmiedearbeit. ^rantenveruer Kirchennachrichren. Am IL. Lvnntage nach Trinitatis früh 6 Uhr hält die Beichtrcde Herr Sup. ÜI. Körner. Vormittags pre digt Derselbe; Nachmittags Herr Diak. Lange. Rach der Predigt findet Karechismuseramen mit den Jünglin gen, um 4 Uhr die Missionsbelstunde statt. Geborene: Karl Friedrich Anke's, Handarb, b., G. — Johann Gottlob Hartigs, Handarb, in Hausdorf, E. — Karl Friedrich Findeisens, Webers h., T. — Getraute: Karl Hermann Kräschnack, Einw., Weber u. Factor h., jur., mit Jgfr. Ernestine Theresie Grünert v. h. — Gestorbene: Johann Gottlob Schimpfky, B., Wbrmstr. u. Handels mann h., 78 I. 10 M. 2 W., an Alterschwäche. — Jgfr. Auguste Emilie, Friedrich August Zöllners, B. u. Han delmanns h., L., 17 I. 9 M., am Nervenfieber. — Chri stian Friedrich Albrechts, Fabrikarb. h , T., 12 W. I L., an Abzehrung. — Der Karoline Christiane Reinhardt b., außerehcl. T., 9 W., an Krämpfen. — Frau Christiane Rahel, weil Johann Gottlieb Müller«, ansässigen Hand, arbeite!« in Mühlbach, hinter!. Wittwe, SI 3. I M. LS T., am Schlagflu-, —