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benommen, an einer offenen Feldschlacht Theil zu nehmen, so wurde er doch, namentlich durch die sorgsältigcn Bemühungen des die österreichische Re serve commanvirenden Erzherzogs von Este, in des sen Hauptquartier zu Dijon sich unser Prinz mit seinem theuren Bruver befand, immermehr in das Praktische der Kriegskunst eingeführt. Nach Be endigung des Feldzuges besuchten die Prinzen Pa ris und die süddeutschen Residenzen und zogen den 24. October 1815 wieder in Dresden ein, wo sie sich von nun an, nachdem die schwersten Stürme für ihr Vaterland überstanden waren, mit erneu tem Eifer und im Verein mit ihrem Bruder, dem Prinzen Johann, der Vollendung ihrer Studien widmeten. Es war von nun an der General von Watzdorf, dem die oberste Leitung der Studien der königlichen Prinzen anvertraut wurde, während der damalige Major und nachherige commandirende Ge neral der sächsischen Armee von Cerrini, den Un terricht im praktischen Militärdienst leitete und der Hof- und Justizrath vr. Stübel den Prinzen Vor lesungen über Jurisprudenz und Staatswissenschast hielt. Außerdem wirkte noch als Lehrer für Staats- rccht der Hof- und Justizrath vi-. Günther und für Mathematik der Major Eppendorf. Von der Wichtigkeit seines hohen Berufes durchdrungen, er warb sich der junge Fürstensohn, auf welchen als den einstigen Thronerben die Augen des Volkes schon damals mit verdienter Liebe gerichtet waren, einen reichen Schatz von gründlichen juristischen, staatswifsenschafllichen und militärischen Kenntnissen, aber er versäumte neben diesen ernsteren Bestrebun gen auch nicht die Pflege jener Studien, in wel chem für sein ganzes Leben sein Gemüth die un versiegbare Quelle erquickender und erhebender Ge nüsse fand. ES waren besonders die Naturwissen schaften und die Kunst, welchen er seine Musezeit zuwendete und unter ersteren pflegte er besonders neben Mineralogie das Studium der Botanik, für welche er von seinem Oheim, dem König, der in Pillnitz einen kleinen sorgfältig gepflegten botani schen Garten unterhielt, eine besondere Vorliebe geerbt zu haben schien — ein Studium, in wel chem er als tüchtiger und gelehrter Forscher sich eine weitverbreitete Anerkennung erworben hat, und welchem seine damaligen kleinen Erholungs ausflüge, sowie seine späteren größeren Reisen vor zugsweise gewidmet waren. Auf diesen solchen wissenschaftlichen Zwecken geweihten Reisen und Wanderungen innerhalb der Grenzen seines Vater landes gewann sich der junge strebsame Prinz durch seine anspruchslose Liebenswürdigkeit die Herzen sei nes Volkes in so hohem Grade, daß er, schon da mals ebenso sebr der Liebling des Landes-wie sei ner eigenen hohen Familie und Verwandten war. — Sein königlicher Oheim weihete ihn schon in frühem Alter in die staatlichen Geschäfte ein; im Jahre 1818 sendete er ihn nach Leipzig, damit er dort den Festlichkeiten beiwohne, welche Bürger schaft und Universität zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Thronbesteigung des allverehrten Königs veranstaltet hatten und wo der zukünftige Thronfolger die freudigste, begesstertste Aufnahme fand. Sowie er in demselben Jahre zum Gene ralmajor ernannt wurde, so veranlaßte ihn auch der König, um den öffentlichen Wirkungskreis des geliebten Neffen immermehr zu erweitern und ihn selbst in das Praktische des Staatslebens einzu führen, im Jahre 1819 an den Sitzungen des Geheimenrathes und, der übrigen höchsten Staats behörden Theil zu nehmen. Dasselbe Jahre war auch das der Vermählung des Prinzen Friedrich Au gust mit der Erzherzogin Karolina, vierten Toch ter des Kaisers Franz I. von Oesterreich (7. Oc tober 1819). Bei den großen Feierlichkeiten die ses hocherfreulichen Ereignisses gab sich die Liebe des Volkes zu seinem zukünftigen Herrscher auf das Unverkennbarste kund. Leider war es aber der hohen Gemahlin deS Prinzen nicht beschicken, einer dauernden Gesundheit sich zu erfreuen. Fast ununterbrochen mußte sie Vie Bürde der Kränklich keit tragen, bis am 22. Mai 1832 der Tod ihre vieljährigen Leiden endete. (Beschluß folgt.) —— V e r m i s G l e s. Se. Königliche Majestät haben beschlossen, die getreuen Stände zu dem ihnen bereits in Aussicht gestellten außerordentlichen Landtage auf den 5. October dieses Jahres in die Residenzstadt Dres den einberufen zu lassen. Aus Breslau vom 2. Septbr. schreibt man der Kölnischen Zeitung: „Es ist nickt anzunchmen, daß das entsetzliche Unglück, welches Schle sien betroffen, in seinem ganzen Umfange voll ständig bekannt ist; denn sonst würde sich die Menschenliebe und Wohlthätigkeit, besonders der Rheinländer, mehr bethätigt haben, als dies biS- jetzt geschehen ist. Möge die nachstehende, aus ganz zuverlässigen Quellen geschöpfte kurze Darstellung dazu beitragen. Die unaufhörlichen heftigen Re gengüsse vom 18. bis 21. August, dann am 23. und vom 25. bis 28. August, haben sämmtliche Flüsse und Bäche Schlesiens über ihre Ufer getrie ben und sie einen Wasserstand erreichen lassen, welcher die höchsten bisjetzt bekannten überstiegen