Volltext Seite (XML)
Portefeuille angenommen, aber noch keine Collegen gefunden halte, übernahm es, den Abgeordneten der Junta den Willen der Königin bekannt zu ma chen. Die erste Gährung hatte fick inzwischen oll- mählig beschwichtigt. Die Masse des Volks hatte sich entfernt, und nur eine kleine Anzahl Banden war noch auf dem Platze Mayor beisammen, an scheinend entschlossen, dort Stand zu hallen, um Lags daraus mit frischem Nachdrucke und mehr Uebereinstimmung wieder anzusangen. Die Ge rüchte von dem Ausstande Barcelonas und angeb lich ganz Cataloniens hatten sie ermuthigt. Cor dova meinte, daß er diesen Widerstand besiegen und diesen Nest von Insurgenten zerstreuen müsse. Er sandte die Truppen, über die er verfügen konnte, auf den Platz Mayor mit dem Befehle, Feuer zu geben, der auch vollzogen wurde. Die Truppen hatten ihre Pflicht gethan, jedoch mit Schlaffheit. Um 6 Uhr früh gab Cordova der Königin die ihm anvertrauten Vollmachten zurück; obwohl Kriegs minister bleibend, lehnte er die Bildung eines Mi nisteriums ab. Da entschloß sich die Königin, die Dienste mehrerer Männer von Bedeutung anzu nehmen, aus denen sie ihr neues Cabinet — ein wahres Coalitionsministerium — bildete. Am 17. Abends sind leider beklagenswerthe Frevel verübt worden; 6 Hotels, nämlich die der Minister San LuiS, Domenech und Collantes, des Civilgouver- neurs Grafen Quinto, des Generals Grafen Vista- Hermosa und des Bankiers Salamanca wurden vom Pöbel überfallen, geplündert, ausgeraubt und verbrannt. Salamanca hat unter andern werth- vollen Sachen eine von ihm mit größter Sorgfalt zusammengebrackle herrliche Gemäldesammlung ein- gcbüßt. — Das Palais der Königin-Muttersoll ebenfalls eingeäschert sein. Noch neuere Nachrichten aus Madrid vom 22. Juli sagen: Die Hauptstadt ist ruhig. Die Mu- nicipalität von 1843 ist wiederhergestellt. Das di plomatische Corps wurde in den Palast zusammen- derufen. Dem General Blaser ist es gelungen, sich nach Portugal zu flüchten. Vermischtes. Vom Kriegsschauplätze nichts außerordentlich Neues! Matschin stand schon zu wiederholten Malen in Flammen. Die Dobrudscha ist geplün dert, durch Brand verwüstet und entvölkert, und bietet nun wegen ihrer Verödung ein Bollwerk gegen jeden Angriff. In Braila fürchtet man sich, das Schicksal Matschins theilen zu müssen. Der russische General Anrep, welcher sich selbst erschossen haben sollte, hat unterm 14. Juli von Bukarest an seine im Bad Kisfingcn zur Cur weilende Gattin geschrieben, worin er sein bestes Wohlsein mittheilt, und somit alle Gerüchte über seinen Tod am besten demenlirt. Mit welcher Erbitterung im jetzigen türkisch- russischen Kriege gekämpft wird, geht daraus her vor, daß viele Bißwunden vorkommen.. Der Ver lust an russischen Ofsicicren vom 4 bis zum 11. Juli wird auf 80 angegeben. Nach Bukarest wa ren während dieser Zeit etwa 1200 und nach Bu- zell etwa 400 Verwundete gebracht worden. Prag, 24. Juli. Der Schnitt ist hier in vol lem Gange und die Roggenernte bei ausgezeich neter Schüttung und äußerst günstiger Witterung schon so gut als in Sicherheit. Die herrschende Gluthhitze läßt auch den Wöizen und die Som mersaat schnell der Sickel cntgegenreisen. Oesterreick sckreitct in der Umgestaltung sei ner inneren Verhältnisse langsam aber sicher vor wärts, und die gegenwärtigen bedrohlichen poli tischen Aussichten haben die Arbeiten der Gesetz gebung nicht unterbrocken. In diesen Tagen ist in dieser Beziehung wieder ein wichtiger Schritt vorwärts gethan worden durch die Publikation des Statuts über die Erricktung der Provinzial» Vertretungen. Hiernach sollen von Zeit zu Zeit ProoinziaUVersammlungen, welche nach Art der früheren LandtagscorporaNonen zusammenge setzt sind, zusammentreten, um die Geschäfte zu besorgen , welche ihnen der Kaiser übertragen wird. Neben diesen Versammlungen sollen in jeder Pro vinz zwei Ausschüsse gebildet werden, welche sich von Zeit zu Zeil zu versammeln haben, um die Wünsche des Lankes in Petitionen darzulegen und sie in dieser Form direct an den Kaiser zu brin- gen. Diese Ausschüsse sollen ferner die Befugniß haben, alle materiellen und moralischen Interessen ihrer Provinzen zu überwachen und der eine von beiden, der kleinere oder engere Ausschuß, soll mit seinen Ralhscklägen dem Gouverneur der Provinz zur Seile stehen, indem er zugleich gewissermaßen das^ executive Organ des größeren Ausschusses bil det. Alle Anstalten der Gesundheitspflege und der Wohlthätigkeit, die Volksschulen, die Chausseen, die Geschäfte des Ackerbaues, die Zusammenlegung und Absonderung von Grundstücken rc. gehören, insofern diese Angelegenheiten nickt das Interesse des ganzen Kaiserreichs berühren, zum Ressort dieser Ausschüsse, welche ohne Zweifel im Stande sein werden, für die Wohlfahrt ihrer Provinzen eine eingreifende Lhatigkeit zu entwickeln. Die Erfindung, Stroh zu bleichen, welche kürzlich einem jungen Münchner Chemiker, Edugrd