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359 großen Theile mißlungen, kann allerdings nicht in Abrede gestellt werden, doch wird gehofft, daß der Grummeterlrag den Schaden einigermaßen er setzen soll. Leider scheint es jedoch, alS wenn das Gedeihen der Kartoffeln wieder in Zweifel gezo gen werden müsse, indem schon jetzt sich häufige Spuren der Krankheit gezeigt haben. —— Aus Spanien. Der Ausstand in Spanien hat sich weit bedroh licher entwickelt, als die ersten Berichte der fram zösischen Blätter erwarten ließen. Die aufständi schen Truppen hatten sich gleich in den ersten Ta gen des Aufstandes den Namen „Constitutioncll- monarchische Division" beigelegt und in dem Ge- neral Serrano einen neuen einflußreichen Bundes genossen gewonnen. Die Anführer haben nun zwar ein Schreiben an die Königin gerichtet, in welchem sie die Versicherung gaben, daß sie Nichts gegen den Thron derseloen unternehmen würden; gleich zeitig verlangten sie aber die Proklamation der Verfassung von ltz37, immerwährende Verbannung der Königin-Mutter und Entlassung des despo tischen Ministeriums. Die Königin soll einer Ver ständigung nickt abgeneigt gewesen sein; ihre Mut ter und die Minister riethen aber entschieden von jeder Nachgiebigkeit ab. Die Verfolgung der In surgenten verzögerte sich, da 'man den lrcugeblie- bcnen Truppen nickt reckt traute, vielmehr eben falls ihren Abfall fürchtete; es wurden deshalb mehre Regimenter aus den nächsten Garnisonen nach Madrid gezogen, und endlich stellte sieh der Kriegsminister Blaser selbst an die Spitze dersel ben, da man ebenfalls aus Mißtrauen keinem General das Commando übergeben wollte. Das erste Zusammentreffen der königlichen Truppen mit den Insurgenten, welches in den Ebenen von Va lencia staitfand, führte zu keinem blutigen Kampfe, sondern nur zu einem unbedeutenden Gefechte, bei dem es einige Verwundete gab; allein dessenunge achtet wurde dieser Tag ein entscheidender. Denn kaum standen sich die Truppen gegenüber, so ging das aus Valladolid herbeigezogne Cavalerieregiment del Rey zu den Insurgenten über, und der Kriegs minister schien nun die Ueberzcugung zu gewinnen, daß ein weiteres Vorgehen auch den Abfall der bisher noch treugeblicbenen Truppen herbciführen würde; außerdem ging mittlerweile die Kunde ein, daß das Truppencorps, welches den letzten nach Andalusien führenden Paß vertheidigen sollte, eben falls mit den Aufständischen gemeinsame Sache gemacht habe. Gleichzeitig erhoben sich mehr« Städte für die Sache O'Donnell's, und mitten in der allgemeinen Verwirrung wurde sogar eine republikanische Schilderhebung versucht, deren Un terdrückung jedoch bald erfolgte. Die letzten Nach richten melden, daß der Kriegsminister Blaser erit» muthigt nach Madrid zurückgekehrt ist und daß von dem Rücktritt des Ministeriums die Red« war. Der Aufstand gewinnt unterdessen immer mehr an Ausdehnung; in Barcelona bat sich so wohl die Garnison wie die Bevölkerung der Stadt gegen die Regierung ausgesprochen. Zwei Regimen, ter machten den Anfang, und die Einwohnerschaft schloß sich mit lautem Beifall an. Der dortige Militärgouverneur hat sich an die Spitze der Be wegung gestellt, und auch der Generalcapilän hat sich derselben angeschlossen. Ganz Catalonien scheint für den Aufstand gewonnen; auch Guipozcoa, eine der baskiscken Provinzen, hat sich gegen die Re gierung erklärt, und Flügeladjutant Espartero wurde nun dort zum Gouverneur ernannt. Man hörte allgemein den Ruf: ,,ES lebe die Consti, lution! Nieder mit den Ministern! Fort mit Christinen!" — Auch in St. Sebastian und an deren Orten hat das Militär sich für O'Donnell erklärt, und wenn diese Erfolge fortdaucrn, so wird der geächtete General bald als Sieger an der Spitze seiner Truppen in die Hauptstadt zu rückkehren können. N.-S. Seit Obiges niedergeschrieben wurde, haben sich die Ereignisse noch gedrängt. Als die Erhebung Valladolids in Madrid am 17. Juli be- kannt wurde, verbreitete sich große Aufregung im Publikum, und die Regierung wurde sehr unruhig. Die Minister glaubten ihre Entlassung einreichen zu müssen; die Königin nahm sie auf und beauf. lragte Cordova mit der Bildung eines neuen Mi nisteriums. ^Plötzlich begab sich jedoch eine euer- gische Kundgebung, das Volk erhob sich. Man hörte die Rufe: „Es lebe die Freiheit! Es lebe O'Donnell! Es lebe die Königin! Nieder mit den Ministern!" Die mit wüthender Begeisterung wiederholten Rufe verbreiteten den Aufstand in al len Stadtthcilcn. Bis dahin fehlte demselben noch Plan und Leitung; bald aber verfuhr er mit mehr Ordnung und Regelmäßigkeit. Man wählte eine Regierungsjunta für die Provinz. Der alte Ge neral Evariste San Miguel ward zum Präsidenten ernannt; er nahm Anfangs an, legte aber kurz darauf den für ihn zu schwierigen Posten nieder. Dies störte die Thätigkeit der Junta, die endlich Commissare an die Königin abzusenden beschloß, um ihr die Wünsckc des Volkes mitzutheilen. Sie wurden empfangen, die Königin machte aber kein Zugeständniß. General Cordova, der daS Kriegs.