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Vermischtes. (Tel. Dcp.) Aus Bukarest vom 15. Juni wird . gemeldet, daß am 13. Juni ein heftiger Ausfall aus Silistria gemacht wurde. Der Kampf dau erte noch fort; der russische General Schilder ist schwer verwundet worden; es haben bei diesem Ausfall Entsatzlruppen mitgcwirkt. Der von einigen Seiten in Zweifel gezogene Tod Mussa Pascha's bestätigt sich. Derselbe er folgte durch eine Bombenkugcl. Der Pesther Lloyd vom 17. Juni schreibt: „Wir erhalten soeben von einem unserer Korrespondenten in Wien die wichtige Nachricht, daß, nach einer bei der dortigen russischen Gesandtschaft eingelau- senen Depesche, der Fürst Paskewitsch seiner Krankheit, an der er längere Zeit gelitten, unter legen ist. Directe Berichte aus Wien erwähnen des Toves nicht. Man meldet aus Petersburg die Zahlungs einstellung des großen Hauses M.... Das Passiv beträgt Is M>U. Rubel. Wie man vernimmt, war die Einladung zu der Monarchenconfercnz in Telschen von dem Kaiser von Oesterreich ausgegangen, und wie allseitig versickert wird, darf man in jener Zusammenkunst einen beruhigenden Beweis des innigen Einver ständnisses zwischen Preußen und Oesterreich er blicken. Als Gegenstand der staltgehabten Bespre chung wird die Währung europäischer, besonders deutscher Interessen, und die Durchführung der preußisch-österreickiscken Eonvcntion unter allen Eventualitäten, ferner die Negulirung des Ver hältnisses der beiden deutschen Großmächte zu den anderen deutschen Mächten bezeichnet. Gleich nach der Rückkehr des Königs von Preußen verbreitete sich von Neuem das Gerücht, daß sofort die Mo- bilisirung der Armee erfolgen und auch die neue Anleihe von 50 Mill. Thalern zur Ausführung gelangen solle. Was die letztere Angabe betrifft, so hat jedenfalls die Anwesenheit dreier Mitglieder des Bankhauses Rothschild, welche wiederholt mit dem Ministerpräsidenten von Manteuffel conferir- ten, zu vorstehendem Gerüchte Anlaß gegeben. Was aber die Mobilisirung anlangt, so ist bis- jetzt kein Befehl dazu gegeben, wenn auch die Vorkehrungen zu einer derartigen Maßregel längst getroffen sind. Bevor nicht eine entschieden ab lehnende Rückantwort des russischen Kabinets auf die Aufforderung Oesterreichs, die Räumung der Donaufürstenthümer betreffend, eingegangcn ist und überhaupt die Eventualitäten des Bündnisses vom 20. April näher treten, dürfen überhaupt von Preußen wohl keine entscheidenden Schritte erwar tet werden. Am 13. Juni Abends ist der Flügel adjutant des Königs, Oberstlieutcnant von Man teuffel, in einer vertraulichen Mission nach Peters burg abgegangen; wie verlautet, wird derselbe dem Kaiser Nikolaus eine Note des preußischen Kabinets überreichen, worin die obengedachte Auf forderung Oesterreichs unterstützt wird. — Die N. Pr. Zeitung, welche sonst-auf die deutschen Mittelstaaten eben nicht freundlich zu sprechen war, findet gegenwärtig das Verhalten der Bamberger Coalition ganz, nach ihrem Wunsche. Das ge nannte Blatt, welches einen deutschen Namen an der Stirn trägt, schwärmt bekanntlich für Ruß land, und allem Anscheine nach glaubt dasselbe in der Politik der Mittelstaaten* eine seinen Ten denzen willkommene Förderung der russischen In teressen erblicken zu dürfen. Die durch die politischen Verhältnisse wenig be günstigten Anstrengungen der österreichischen Re gierung, die Valutaverhältnisse zu verbessern, sol len durch eine neue und umfängliche Finanzmaß regel unterstützt werden. Man hat nämlich von der Anfangs beabsichtigten Erhöhung der Grund- und Erwerbsteuer abgesehen, und es liegt jetzt der Plan vor, eine große umfassende Creditoperation zur Ausführung zu bringen, groß germg, um die Schuld des österreichischen Staates an die Bank damit zu tilgen, umfassend genug, um mit einem bedeutenden Ueberreste einen Silbervorrath anzu schaffen und somit den Geldcurs zu regeln und das Agio verschwinden zu machen. Das zu die sem Zwecke aufzubringende Anlehn soll eine bedeu tende Summe umfassen und mindestens 300 bis 500 M>ll. Fl. betragen. Diese Summe soll im Jnlande mit einer Zwangsclausel, wonach Jeder nach Verhältniß seiner Steuern einen Beitrag zu zeichnen hat, erhoben werden und die in Raten erfolgende Einzahlung auf mehrere Jahre vcrtheilt werden. Nur durch ein solches Radikalmittel hofft man die Valuta auf einen besseren Fuß zu brin gen, da die zeilher zu diesem Zwecke gemachten kleineren Anleihen sick hierbei als unzureichend er wiesen haben. Kiel. Die Blattern auf dem französischen Sckiff „Breslau", welches nebst einer Fregatte noch in unserm Hafen liegt, sind zwar sehr im Gange, aber doch nicht sehr bösartig. Es sterben vcrhältnißmäßig wenige; indeß dürfte doch noch geraume Zeit hingehen, bis die „Breslau" wie der die Flotte aufsucken kann. Die Fregatten werden sich hier mit Proviant versorgen. Unsere schönen Rinder, die zum Theil lebendig an Bord gebracht werden, machten übrigens durchaus kein sehr vergnügtes Gesicht zu dem Feldzug, der für sie damit beginnt, daß sie an einem guten Tau, blos um die Hörner geschlungen, an Bord gehißt wer den— ein eigcnthümlicker Anblick, wenn die schwe ren Lhiere 20 bis 30 Fuß hoch in der Luft schwe-