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zu niedrigern Preisen, als die vorjährigen waren, verkauft worden; der Preisabschlag gegen voriges Jahr darf mit bis 2^ Lhlr. pro Stein ange setzt werden. L e r m i s ch l e s. Man hat Omer Pascha, weil er es vermieden, . sied mit der in taktischer und numerischer Hinsicht überlegenen russischen Armee in eine Hauptschlacht tinzulassen, den türkischen Fabius Cunctalor, den türkischen Zauderer, genannt. Wir sind aber der Ansicht, daß damit das von dem türkischen Feld- Herrn an der Donau in Anwendung gebrachte System eigentlich nicht genau bezeichnet wird. Omer Pascha bat nicht dadurch die Uebermacht der Russen 8 Monate an der Donau aufgehalten, daß er ihr stets mit ängstlicher Scheu aus dem Wege ging, sondern vielmehr dadurch, daß er es verstand, sich den Russen gegenüber stets in einer unangreifbaren Stellung zu befinden. Omer Pa scha hat bis j.tzt die Russen durch seine Schanz werke und detachiere Forts, seine klugberechneten Ausstellungen und durch das System fortwähren der kleiner Gefechte und Uevenälle wenn nicht ge schlagen, so doch in die Lage gebracht, daß das Ungesunde Klima der Donauniederungen, Mangel, Krankheiten und Strapazen, sowie die nicht weg zuleugnenden strategischen Fehler der russischen Feldherren vaS Uebrige lhun konnten. — Dasselbe Verfahren, welches Omer Pascha bei dem Land kriege in Anwendung gebracht hat, ahmen die Russen bei dem Seekriege nach. Die russischen Flotten gehen aus ihren mit granitenen Bollwer ken umsäumten Berstecken nicht heraus, wodurch die grüßte und mächtigste Flotte, welche die Well jemals gesehen, bis jetzt in die Lage gesetzt wor den ist, gewissermaßen resultat- und anscheinend zweckios in den Gewässern des Pontus und des baltischen Meeres hin- und herzudampfen. Die ses System des Zauberns und Zuwartens kann indeß bei der Kriegsführung nur eine kürzere Zeit fortgesetzt werden, und es ist wohl möglich, baß wir in der nächsten Zeit entweder zu Wasser oder zu Lande größern und entscheidenden Waffentha- ten entgegenzusehen haben. Sind aber die krie gerischen Operationen einmal im Zuge und ist der Damm b>r Zögerung nur erst an einem Punkte des Kriegsschauplatzes durchbrochen, so werden sich sicherlich auch die entscheidender» Kriegscreig- nisse in rascher Folge einstellen. Ein türkisches Bulletin, datirt Barna vom 26. Mai, enthält Folgendes über die Ereignisse von Eilistria vom 19. viS 2!. Mai: „Seit gestern sprach man hier von einer Schlacht, welche unter den Mauern von Silistria geschlagen und durch Mussa-Pascha gewonnen worden sei; heute wird diese wichtige Nachricht vollkommen bestätigt. Mus sa-Pascha, Commandant von Silistria, hatte eine Mine legen lassen, und es gelang ihm, den Feind bis zur Stelle zu locken, wo dicseloe verborgen war, indem er bas Feuer von der Batterie Mah- mudiv einstellen ließ. Dies geschah Freitag ben 19. Mai. Die feindlichen Truppen eilten in Masse herbei, allein der Boden wankte unter ihren Fü ßen, eine furchtbare Erplosion erfolgte, und 3000 Russen flogen in die Lust. In demselben Augen blicke erfolgte ein allgemeiner Ausfall der gelamm ten, 14—14,000 Mann zählenden Besatzung. In der äußersten Berwirrung suchten die russischen Soldaten ihr Heil in der Flucht. Die Türken verfolgten sie hitzig und brachten ihnen große Ver- luste bei. Nachmittag um 3 Uhr war Silistria befreit. Mussa-Pascha beeilte sich, hiervon den Generalissimus und den (Kommandanten eines in der Nähe befindlichen Truppencorps in Kennlniß zu setz n, welcher sich sogleich m Marsch setzte und dem Platze näherte. Am folgenden Tage zeigten die Russen ihre Absicht, bas rechte User des Flus ses zu behaupten; allein der tapfere (Kommandant von Silistria beschloß, ben glänzenden Sieg zu verfolgen und sie gänzlich zu vertreiben. Die unter seinen Truppen herrschende Begeisterung machte ihm dies zur Pflicht. Sonntag den 21. Mai zog er mit allen Truppen, die ihm zur Ver- fügung waren, aus und begann ben Kampf, wel cher einige Slunben bauerte. Der Feind mußte auf allen Seilen zum Rückzüge blasen, über die kleinen Inseln davonjagen und auf dem Wahl platze viele Waffen und Bagage zurücklaffen. Man schätzt den Verlust der Russen an diesen bciben Schlachltagen auf mehr als 12.400 Mann an Lodten und Verwundeten. Silistria, über dessen Schicksal man wegen der gegen dasselbe gerichteten Streitkräfte in der größten Besorgniß schwebte, ist nun gänzlich befreit. Es erhielt beträchtliche Ver stärkung an Mannschaft, Munition und Mund vorrath. Durch biesin Sieg hat der Enthusias mus der osmanischen Soldaten den höchsten Grad erreicht. In Schumla herrscht große Freude." Preußisch-polnische Grenze, 2. Juni. Der Dienst der russischen Grenzwachen ist seit ge. stern wieder durch neue Befehle ungemein ver schärft worden. So ist cs z B. Niemandem von jenseits gestattet, ohne Legitimation einen Fuß auf preußischen Boden zu setzen und, wie es bisher stets geschehen, bas unmittelbar an der Rogatke gelegene Etablissement zu betuchen. Die Revisio nen werden streng gehandhabt und selbst bei vor nehmen Damen wurden dieselben auf dem Grenz- amt sogar bis auf die Strümpfe erstreckt. Land-