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267 vr. Heymann, mit Tode abgegangen. Seine hohen Verdienste als Seelsorger sichern ihm ein ehrenvolles Andenken. Prinz Georg ist am 27. Mai von der nach Italien unternommenen Reise über Wien zurück gekehrt und auf Schloß Wcsenstein eingetroffen. Der Prinz, seither Major der reitenden Artillerie, ist als zweiter Stabsoffizier zum 3. Jägerbatail lon versetzt worden. Plauen, 15 Mai. Der hiesige Schneider meister Johann Friedrich Seifert, ein 83jähriger Greis, beging heute mit seiner 84jährigen Ehesrau das 60jährige Ehejubiläum. Vermischtes. Von der untern Donau vom 14. Mai wird von einem in der türkischen Armee dienenden Arzt ge schrieben: „Die Einflüsse des heißen Tags und der kalten Nachte, des trockenen und frischen Ostwin des, des warmen Wests, denen feuchte Süd- und Nordströmungen ost rasch umschlagend folgen, blei ben nickt aus: heftige Diarrhöen und Wechselsie- ber suchen alle in den Donauihälern campircnden Truppen täglich häufiger auf, und nickt genug, daß unsere eigene Mannschaft daran erkrankt, so wird deren Anzahl durch Gefangene und Flücht lingenamhaft vermehrt, indem solche meist erschöpft, halb verhungert und schon krank bei uns anlangen. Die höckst traurigen Erfahrungen, welche wir nach dem Rückzüge von Malsckin, nack den Gefechten bei Jeiuköi, Karassu, Karamurad, Kustendsche, Bazardschik und zuletzt wieder bei Moltschada ge macht haben, bestimmen uns, die Nähe der Schlacht felder sorglichen meiden. Bei der Unmöglichkeit, die vielen Menschen- und Thicrlcichname scknell und tief genug zu beerdigen, wird hier die Luft bald mit gräulichen Verwcsungsdünsten erfüllt, und die Hälfte aller jener Posten, welche auf den Kampfplätzen oder nahe daran einige Tage cam- piren mußten, erkrankte an gastrischen und typhö sen,Fiebern, ja bei Einzelnen sehen wir wieder Zellgewebsbrand. Die Russen lassen gewöhnlich alle ihre Lodten zurück und vermehren dadurch unsere Gefahr um so drückender, als bei diesen mörderischen Kämpfen immer sehr Viele fallen; ja wenn wir nur die notorisch von uns Eingesckarr- ten zählen, so beläuft sich ihr Verlust am Tra- janswall und auf der Linie Turtukai - Silistria- Rassowa allein über 5000! Man hat, wie ich aus- allen Berichten deutscher, französischer und englischer Zeitungen wahrnchme, keinen Begriff von der verheerenden Art der russischen Kriegfüh rung; die Bataillone und Escadrons werden in das Feuer getrieben, als ob sie hieb- und schuß- - fest wären. Dies gilt besonders von den Schänd zen vor Rassowa und Silistria; denn Rustschnk hat verbältnißmäßig noch gar keine Beschießung erfahren; nebenbei gehen die Manöver mit einer Unvorsichtigkeit vor sich, welche gänzliche Unkennt- niß des Terrains, großen Mangel an selddienst- lickem Tact und unfähige Spione voraussetzen lassen muß. Von vielen Beispielen nur zwei, deren Augenzeugen wir kürzlich waren. Bei Mur- lan, einem elenden Weiler oberhalb Rassowa, wur den in der Abenddämmerung zwölf kleine Scha luppen angelegt und in der Nacht gegen 100 Mann mit zwei Kanonen ausgeladcn; zu gleicher Zeil wurden von Czernawoda zwei Bataillone Infan terie und eine Escadron Uhlanen gegen Rassowa geführt, während die bekannten .acht Kanonier- schaluppen von Galacz von der Donauseite im Schutze des Dunkels vor Rassowa sich aufstellten. Am frühen Morgen sollte eine combinirte Beschie ßung des schon vielfach bedrängten und oft ange zündeten Städtchens erfolgen. Unsere hinter den Schanzen wohlgerüstet aufgestellten Artilleristen begrüßten aber die Cernirungstruppen mit einem so wohlbcreckneten und so mörderischen Feuer, daß keine einzige volle Ladung von den Russen abge- feuert werden konnte. . Mittlerweile waren auch die in Kusgun, Demitra und Beliken stationirten Acgypter und die Irregulären herbeigeeilt, schnit ten der bei Murlan gelandeten Mannschaft den Rückweg zur Donau ab, und kein einziger Mann dieser Landung kehrte wieder zurück, denn ein Theil wurde niedergemacht und der Rest in den mit Röhricht bedeckten Teichmorast von Murlan ge trieben. So wurden auch vorgestern bei Tatariza, oberhalb Silistria, gegen 500 Mann ausgesetzt, welche gegen die ganz nahe in Lschitalie liegenden Albanesen und Irregulären bis eine halbe Meile landeinwärts sich aufstcllen, Schanzen auffahren, Lafetten aufsakren, ja sogar abkocken ließen; ein Ausfall von der in der südwestlichen Ncdoute dis- ponirten Artillerie und der Ueberfall von Tschita- lie und Kadikoi aus combinirt, rieb mehr als die Hälfte der Russen auf, ohne daß diese zu ihrer Verlheidigung viel leisten konnten; selbst von de nen, welcke die Boote erreichten, sanden Viele zwischen Wadu - Silistria den Lod in der Donau. Die Festung Silistria, sollte sie wirklich in die Hände der Russen fallen, was man bei uns be zweifelt, wird kaum die Zahl von Menschenleben werth sein, die dabei zu Grunde gehen, um so weniger, da man dem daselbst commandirenden Pascha zutraut, daß er sie nur als Schutthaufen