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116 bei sich führte — unv dies konnte nicht schwer fallen, da die Verpflegung io natura ausgegeben worden war. Dock kennt man ja die Passionen der Menschen! — Wer Schwarzbrot hat, der sehnt sich nach Weißbrot, wenn er Jemand welches essen sicht; wer Buller hat, wünscht sich Fleisch,.— wer Schnaps hat — Wein .... und ist das Geld gerade da, so wird auch sicher daS Gelüste be friedigt. Nach dem Frühstück versäumte man nicht, eine Cigarre oder eine Pfeife in Brand zu setzen. Die Cigarren waren fabelhaft theuer, denn 2 Stück zu 1 Schilling rauchte sie jeder Schütze und war noch nicht zufrieden mit der Qualität. Ueberhaupt ist es wohl besser, wenn darauf gehalten wird, daß, wer rauchen will, eine Pfeife führt. Die Cigarre ist im Allgemeinen, und hier im Besondern, sehr theuer; dabei ist sie aber auch gefährlich, denn ein Funken von der Cigarre ist leicht verloren...." Seitwärts der verschiedenen Frühstücksgruppen halten sich die Adjutanten der Bataillone um den Brigade-Adjutanten gesammelt, der die nölhigen Befehle, Dislokationen und andere Bestimmungen ausgab. — Jeglicher Adjutant gab dies wiederum durch die Feldwebel an die Compagnien, — und so erfuhr man denn bald, daß Quaars das Ziel des heutigen Marsches sei. Die Karte ward aus dem Täschchen, welches fast ein jeder Offizier trug, hervorgenommen, — das Dorf aufgesucht — hin und wieder gesprochen, wie ein Jeder eben seine Gedanken enger oder weiter an das gegebene The ma gebunden fühlte Auf der Straße hielten die Batterien. Die Trainsoldaten waren abgesessen. Bedächtig gingen sie am Zuge hin und her, um zu entdecken, ob nicht eine Schnalle sich gelöst, ein Riemen sich verschoben, «in Strang fick verwirrt hab«. — Der lange Säbel schleppte hin und her — ebensowenig zum Gehen geeignet wie sein Träger in den blauen, mit schwarzem Leder besetzten Reithosen. — Der Stangenreiter musterte seiner Rosse Geschirr mit besonderer Aufmerksamkeit, ehe er daran dachte für sich zu sorgen. — „Ganz wie cs einem rech ten Trainsoldaten geziemt!" murmelte der Wacht meister und strich sich gemüthlich den Bart, — mit einem „Donnerwetter" die Säumigen unter den Rosselenkern anfeuernd. — Dort streichelte Einer seinen Braunen, als ob er ihn für die Ruhe, mit welcher die Strapatzen des Marsches ertragen hatte, beloben wollte; da murmelte ein Anderer etwas von Kantschuh, den das Bräunchen beim nächsten Anlaß schmecken würde.... Und Bräunchen dehnte und streckte sich, als ob ihm dieses Drohwort micht im Entferntesten ängehe. (Beschluß folgt.) Vermischtes. Ein jüngst in Cincinnati beendeter Monsterpro- ceß liefert einen schreienden Beweis von der wahr haft verbrecherischen Frechheit und Scbamlosigkeit amerikanischer Gcsckworncngerichte. Der Thatbe- stand der Anklage war kurz dieser: Eine Anzahl Kaufleute, meistens Leute, deren Vergangenheit schon in sehr zweideutiger Weise mit der Scandal- geschichte der Lieferungen für den mericanischen Krieg verbunden war, verband sich zu einem Haupt coup mit einander, der bei kleinem Einsatz ihnen mehrere Hunderltausende verschaffen sollte. Sie trafen ein Abkommen mit dem Eigenlhümcr eines alten baufälligen Dampfschiffes „Martha Washing- ron", und versandten'an Bord eine Ladung von Fässern, die mit Sand und Sägcspänen gefüllt waren, welche sie aber auf Grund gefälschter Fracht briefe sehr hoch versichert halten. Auf dem Wege steckten der Capitän und der Steuermann das Boot in Brand und cs ward vollständig zerstört. Einige 20 Passagiere, die, um Verdacht zu ver meiden, mitgenommen waren, fanden in den Flam men einen entsetzlichen Lod. Noch ehe indessen die Formalien in Bezug auf Erlangung der Ver sicherungssumme abgemacht waren, kam einer der Verschworenen, Finlay mit Namen, zum Ster ben, und enthüllte auf seinem Todtenbette die ganze grauenhafte Geschickte. Die Verbrecher wur den eingezogen, unter Criminaluntersuchung wegen Fälschung, Brandstiftung und Mord gestellt und nach langen Verhandlungen, bei welchen sich ihre Schuld für die öffentliche Meinung bis zur Evi denz hcrausstellle, — freigesprochen. Was küm mern sie sich darum, daß alle Welt mit Fingern auf sie weist? Sie schieben nunmehr die Hun- dcrttausende, welche sie von den Assekuranzgesell schaften erhalten, in die Tasche, und sind so ehr lich wie zuvor. Und warum auch nicht? fragt die „Atlantis", welche den Fall erzählt, haben sie doch kaum zwei Dutzend Menschenleben auf ihrem Gewissen. Ein bedauerlicher Vorfall hat sich am 23. Febr. in Magdeburg ereignet. Ein Einwohner, wel cher neben seinem Geschäfte einen Handel mit leben den und ausgestopsten ausländischen und seltenen Thieren betreibt, hatte vor kurzem einen großen Affen mit zwei Jungen gekauft. Die letztern starben bald, der alte blieb am Leben. Als am 23. Abends die Familie beim Abendessen sitzt, wird plötzlich der aus seinem Käsig gelassene Affe wild, fällt über seinen Herrn her und zerfleischt ihn derma ßen mit den Zähnen und Krallen, daß er jetzt an den erhaltenen Verletzungen schwer darnieder liegt.