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115 hängig erklären wollen; ein französisches Schiff ist dahin abgegangen. Ein Theil der Sewastopoler Flotte befand sich in Sukkum-Kole. Paris, 7. März. Der Gesetzgebende Körper hat unverzüglich und mit Einstimmigkeit die von der Regierung verlangte Zustimmung zur Contra- hirung einer Anleihe von 250 Millionen ertheilt. Die Kammer wird in corpore dem Kaiser von diesem Beschluß Kenntniß geben. Die neue An leihe ist schon beinahe abgeschlossen. Triest, 8. März. Der Triester Zeitung wird nach Berichten aus Athen vom I. März gemeldet, daß auch in Thessalien der Aufstand im Fort- schrciten begriffen und die griechische Sympathie im Wachsen ist. Der Phalanrgeneral Rangos soll übergetreten, Ehurch zum General ernannt wor den sein. Wien, 7. Marz. Die Oesterrcichische Corre- spondenz sagt, der Krieg sei kaum vermeidlich; die letzte Aufforderung sei sehr peremtorisch, stehe jedoch auf dem Rechtsbodcn, was Oesterreich je derzeit kundgezeben. Oesterreich habe bisher im Allgemeinen einerseits die europäischen Interessen, andererseits die Bundesfreundschafr zu Rußland gewahrt. Bei Ausbruch des Krieges wird Oe sterreich nur sein eigenes Interesse wahren. Es sind deshalb Anstalten getroffen worden, jetzt schon drohenden Kncgsaufstandsgefahrcn zu begegnen. Paris, 6. März. Der Moniteur veröffent licht ein neues Circular des Hrn. Drouin de Lhuys, in welchem derselbe im Namen der französischen Regierung die Verantwortlichkeit für die kommen den Ereignisse zurückweist, welche vielmehr gänz lich auf derjenigen Macht laste, die den Krieg er regt habe und deshalb vor Gott und der Geschichte Rechenschaft abzulegen habe. Weder England noch Frankreich hätten einen Kampf gegen das Christenthum beabsichtigt, ihre Anwesenheit im Orient werde die Lage der Christen viel mehr verbessern, als dies durch Rußland geschehe, das die katholischen Unterthanen seines Landes bedrücke. Marseille, 7. März. Nach den neuesten Berichten aus Konstantinopel sind die Kriegs- opcrationen noch fortwährend durch die Kälte ge hemmt. 60 Feldstücke sind bei Batum ausgeschifft worden. — Persien bleibt neutral und befestigt die Grenze. Die Afghanen greifen Kandahar an. Der Khan von Khiwa ist nach Bokhara geflüch tet und ruft die benachbarten Khane gegen Ruß land auf. . . An der russischen Küste längs der Ostsee wer den umfassende Befestigungen vorgenommen und vornehmlich in Riga, wo die bereits vorhandenen- Fortisicationrn verstärkt und renovirt werden sollen. Ein militairischeS Frühstück im Felds. (Fortsetzung.) Die Mannschaften lagerten sich in die Gräben der Chaussee, auf das Feld hinter die Gewehre — standen und gingen umher, wie es einem Jeden beliebte, — oder wie es die größere oder geringere Müdigkeit veranlaßte. „Der Affe, der auf dem Rücken hängt" — wie die Soldaten den Tornister so gern nennen, blieb auf dem Rücken hängen.— Man war gar nicht so pressirt, die Tornister ab zulegen, wie es gewöhnlich bei Friedensübungen der Fall ist. — Man dachte hier weniger daran, daß man ihn ablegen könne, — vielleicht schön deshalb, weil man nicht wußte, wie lange man ungestört ruhen dürfe. — Dann halte man wohl auch die mitunter übergroße Bequemlichkeitsliebe des Friedens sich aus dem Sinne geschlagen. Kurz hinter den Bataillonen waren die Marke tender aufgefahren. — Ein Paar elende Gäule zo gen einen eben so elenden Wagen, auf dem die verschiedenartigsten Genüsse mitgeführt wurden.— Für Schillinge war beim Marketender Alles zu haben, und da ein Schilling (74 «Z) das kleinste Geldstück war, das in Cours sich befand, so wurde Alles sehr theuer bezahlt. — Eine Cigarre — 1 Schilling; ein SchnapS — 1 Schilling; ein Stück Brot — 1 Schilling; eine Semmel — I Schilling — kurz Alles einen Schilling — selbst, wenn man eigentlich ein Dutzend für selbigen hätte bekommen sollen, statt ein Stück. — Im Verhält- niß der Waare stiegen die Preise, und cs gehörte wirklich kein Kunststück dazu, sein Schäfchen alS Marketender in's Trockne zu bringen. Wein, Schnaps, Brot, Weißbrot, Butter, Schinken, Wurst, geräucherte Ochsenzunge, Ci garren, Labäck — das Alles war zu haben, und ward auch Alles mit ziemlicher Heftigkeit aus dem bunten Durcheinander verlangt, das sich um-die Marketenderwagen zusammendrängle. — Man stieg auf die Räder und langte zuletzt selbst zu, da der Marketender die Wünsche des Einzelnen nicht schnell genug verstehen, nicht schnell genug befriedigen konnte. — Man warf ein Stück Geld hin — und Meister Marketender kam bei diesem eigenmächti gen Verfahren der Mannschaft nicht zu schlecht weg, da Keiner einen Bissen an sich nahm, ohne ihn zu bezahlen. Wer den ersten Anlauf ruhig abgewartet hatte, der konnte freilich nicht so ganz sicher darauf rech nen, daß er gerade das bekam, wonach sein Herz (oder sein Magen) sich sehnte — aber so viel war richtig: mehr bekam er für's Geld. Am Klügsten handelte, wer Lein Frühstück selbst