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184 mir, etwaige Briefe, die ich von Kuka schicken würde, sicher zu befördern. Ich veschenkre ihn darauf zu seiner großen Freude mit einem rothen Burnus und Kaftan, einem Stück Muffelin, ei ner rothen Mütze, zwei Rasirmessern und einigen Stücken grauem Calico. Sowie ich zu meinen Zelten zurückgekehrt war, schickte er mir dagegen zwölf große Schüsseln mit gekochtem Reis und ein fettes Schaf, welche Vorräthe von meinen Leuten in weniger als einer Stunde verschlungen wurden. Ich wurde soeben im Schreiben durch etwa ein Dutzend vom schönen Geschlecht unter brochen, die, eine augenblickliche Abwesenheit mei ner Bedienten benutzend, sich in mein Zelt ge drängt hatten, wo ich viele Noth halte, sie mir vom Leibe zu halten. Ich beschenkte jede mit vier Nähnadeln, über welche sie höchlichst entzückt wa ren. Die Damen hier zu Lande tragen im linken Nasenflügel einen großen Knopf von rother Ko ralle, ihre Kleidung aber besteht in einem Stück Kattun von etwa einer Elle Breite und 3 Ellen Länge, welches sie um den Leib wickeln. Uebri- gens sind sie mit einem glänzend schwarzen Fell angethan, welches sie durch übermäßiges Einölen zu verschönern suchen. Ihr Haar ist m unzählige kleine Zöpfchen geflochten, die gleichfalls von Fett triefen. . . . Höchst unangenehm und drückend fühle ich hier den gänzlichen Mangel an Geld. Alles wird mit Stückchen Calico bezahlt, und das giebt natürlich ein ewiges AuSmessen und Abschnei der,, was höchst lästig ist. Der Ort hier liegt an einem großen steilen Felsen, der fast wie der Kö nigstein aussieht, der aber in jeder Richtung durch wühlt ist. Dieser Felsen bildet nämlich den Zu fluchtsort der Eingeborenen, wenn sie von den TuarikS, einem räuberischen Araberstamme, west lich von hier wohnend, angegriffen werden. Ein solcher Angriff erfolgt fast alle zwei Jahre, und wird dann Alles mitgenommen, was transportabel ist; die Männer werden niedergemacht, die Wei ber und Kinder aber in die Sklaverei geführt. Dieselben Herren wollten auch unserer Karavane einen Besuch abstatten, und während dreier Nächte schlief ich nicht anders als mit dem Revolver zur rechten und einer Doppelflinte zur linken Hand; allein sie fanden uns stets zu sehr auf unserer Hut und zu stark, und so sind wir denn bisjetzt ungestört und unbelästigt geblieben. Doch ich muß schließen, da eben einige Vornehmste des Orts anzsmeldet werden, Lie gern meinen Kaffee kosten wollen. Mach dir keine Sorge, wenn du nun längere Zeit nichts von mir hörst; tröste dich mit dem Gedanken, daß Gott keinen guten Deut schen verläßt und darum Keep « still' upperlip! wie der Engländer sagt und behalte mich fort und fort lieb rc. Nachschrift. Das Wetter ist hier reckt un ausstehlich, fortwährend Nordostwind und Staub, der die Sonne verdunkelt; am Morgen eine Tem peratur von 8o und Mittags von 30" Reaum. Apropos! Was denkst du wohl, was ick dem Boten gebe, der mit diesen Zeilen über 500 eng lische Meilen weit durch eine Wüste ohne alle Spur von Vegetation geht und dann denselben Weg wieder zurückkomml, dabei scin Kameel und sich erhallen muß und keinen Augenblick des Le bens sicher ist? Alles in Allem drei preußische Thaler!" Vermischtes. E. M. Arndt erzählt in seiner kürzlich erschie nenen Schrift „pro populo ^erwunico": ,,Es begab sich im Sommer des Jahres 1813, daß ich zu Reichenbach in Schlesien vor dem Schwcid- nitzer Thore spazieren ging und folgendes Stück Russen lhum mit ansah: Der Ooerst eines Re giments ließ mir nichts dir nichts einem besöffe-, nen Popen, der durch die Soldaten hintaumelte, fassen, ihm sein Priestergewand ausziehen und etwa 20 Hiebe auf den schallenden Rücken auf zählen. Als dies vollbracht war, that man ihm mit einer gewissen Feierlichkeit, bei welcher sich die umstehenden Soldaten verneigten, seinen Nock wieder an, und derselbe Oberst und einige Offi ziere küßten ihrem durchgeprügcltcn Priester de- mülhig die Hand." In der gesegneten Rheinpfalz, einem der schön sten Flecken deutscher Erbe, herrscht eine Noth, welche den Hungertyphus erzeugt. Man wird die Erscheinungen, die 1847 in dem dürftigen Ober schlesien hervortratcn, letzt weniger auffallend fin den. Die Regierung hat Mittel zur Abhülfe an geordnet, aber der Weg der Auswanderung ist durch die erschwerende Verfügung vom 22. Ja nuar d. I. Vielen abgeschnitlen, die solchen trost losen Zuständen entfliehen möchten. Ein Ansiedler in Texas wurde nebst seiner Frau eines Nachts, durch ein eigenthümlicheS pol terndes Geräusch, welches von einem Lopsbrete herkam, aus dem Schlafe geweckt; gleich darauf folgte ein heftiges Krachen ; ein Theil des Küchen geschirres stürzte herab und zerschellte. Der Mann war mit einem Satze aus dem Bette, um die Ursache dieser Zerstörung zu erfahren, und was ent, deckle er? Eine große Schlange in einer sehr miß lichen und unbequemen Situation; das Thier war