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SS Todtbleich auf dem Verdecke stand, Glfsch einer geistischen Gestalt, Ein RitlerSmann aus Sachsenland, Der Junker Wolf von Lichtenwald'. Er kehrte vom heiligen Lanve zurück, Durch Narben gewürdigt für's schönste Glück. - Er hatte ein Lieb im Vaterland, Ein Fräulein, wunderhold und schön; Doch könnt' er Kunigundens Hand Bon ihrem Vater nicht erfleh'n; Er solle, sprach dieser, zuvor noch zwei Jahr Sich rühmlich erproben in Kampf und Gefahr. Der Junker, seinem Liebchen treu, Zog flugs in's heil'ge Land hinaus, Und als das zweite Jahr vorbei, Und er bestanden manch' harten Strauß, Da schifft' er zur Rückkehr in Joppe sich ein, Vch Jammer! ein Opfer der Wogen zu sein. Er stand todtbleich auf dem Verdeck. Wie flog im Sturm so wild sein Haar! Wie furchte seine Stirn der Schreck! Wie schlug sein Herz in der Gefahr! Er schaute voll Angst in den Kampf der Natur, Dem Ritter nicht bangte, dem Liebende» nur. Und wilder wird des Sturmes Wuth, Er wirft das Schiff hinauf, hinab, Und wühlet Schlünde in die Fluth, Als grub' er rastlos Grab an Grab; Ihm leuchten die Blitze mit blendendem Schein, LerzweiflungSvoll blicken die Schiffer darein. Der Ritter rang die Hand' und rief: „So soll ich sie nicht wiederseh'n? Nicht wiederseh'n! — und muß ich tief Hier in den Wellen untergeh'n?! Gott, Herrscher im Himmel, das Meer ist ja dein! Gebiete den Fluthen! Erbarme dich mein!" Und schonungsloser tobt die Fluth, Das Schiff fliegt, wie ein Federball, Geworfen von des Sturmes Wuth, Hinauf, hinab im Wogenschwall. Der Sturm macht die Mühe der Schiffer zum Spott, Sie befehlen müssig die Seele zu Gott. Der Ritter stürzt auf seine Knie. „O heilige Jungsrau, deren Bild In Ebersdorf oft mich und sie Mit sreud'ger Zuversicht erfüllt! Mr lagen andächtig vor deinem Altar! Ächz M mir! Ach rette mich aus der Gefahr^ „Six harrt — sie harrt daheim auf qhch Und wird in Hoffnung glücklich sein: Und ach! indeß bricht fürchterlich Des Schicksals Zorn auf mich herein. O, heil'ge Maria, erbarme dich mein! Was ich Köstliches habe, ich will dir es weih'»!" „Ein Schiffchen, voll mit Gvlv gefüllt, Gelob' ich vir daheim zu weih'»; Und wüßk' ich, Was dir theu'rer gilt, Es sollte dir zu eigen sein. Nur gönn' mir, du Hehre, mein einziges Glück Und führ' mich zu meiner Verlobten zurück!" Der Ritter ruft's so inniglich, Sein Auge glänzet thräncnfeucht — — Und steh! die Wolken klären steh, Die Fluth wird still, der Sturmwind schweigt; Und in den gelüfteten Wolken erglänzt Die Scheibe des Mondes, mit.Sternen umkränzt. Wie weht so sanft der Morgenwind! Wie freuen sich die Schiffer sehr! Wie fliegt das Schiff so pfeilgeschwind Und sicher durch das glatte Meer! Was innige Liebe verzweifelt begehrt, — " Die heilige Jungfrau hal s gnädig erhört. Nach sieben Tagen lief das Schiff Im Hafen von Venedig ein, Und immer mächtiger ergriff Den Ritter Wolf der Liebe Pein; Er kaufte ein wackres, arabisches Roß, Das eilends^ihn trüge zum heimischen Schloß. Und als er glücklich heimgekehrt, Da grüßt ihn treuer Liebe Gruß; Sein hocherfreuter Schwäber wehrt Ihm nicht niehr Kunigundens Kuß; Gfm giebt er den Bitten der Liebenden nach Und beraumet zur Hochzeit den zwanzigsten TaG. l Wolf aber, dem Gelübde treu, Das er der heiligen Jungfrau that, Schafft freudig alles Gold herbei, Das er in seinen Seckeln hat, Läßt bauen vom Bildner für reichlichen Sold Ein saub'res Schifflein und füllt es mit Goltz Drauf, als die zwanzig Tage voll. Und freudighell das Traugeläut' Don Ebersdorf herüberscholl, Da eilte Wolf im Feierkleid' Zur Trau, an der Rechten sein Liebchen Holtz. I» der Linken das kostbare Schiffchen vost Und eh' die Weihe noch beginnt, Da kniet er betend am Altar, Dom Äug' ihm eine Thräne rinnt. Stillschaudernd denkt er der Gefahr;