maligen Musikwelt ohne Belang, und es spricht nichts dagegen, auch ein »unzeitgemäßes« Werk zu genießen. Das Oktett ist eines von mehreren Kammer musikstücken, die Bruch in seinen letzten Lebens jahren schrieb. Offenbar ist es die Bearbeitung ei nes inzwischen verlorenen Quintetts - das geht aus einer Notiz im Autograf hervor. Das Oktett hat drei Sätze: Der erste, in Sonatenhauptsatzform, stellt ein ruhiges Hauptthema (zuerst in der ersten Bratsche) einem kraftvolleren Seitenthema gegenüber. Ein schwermütiges Adagio in es-Moll steht im Zentrum des Werks. Das Stück ist - glaubt man dem Bruch- Biografen Christopher Fifield - beredter Ausdruck der Einsamkeit des Menschen Bruch nach dem Ers ten Weltkrieg, nach dem Verlust seines Lieblings sohnes und seiner Frau. Einen starken Kontrast zum Vorangegangenen bildet das lebhafte Finale, das in seinen »Perpetuum mobile«-Passagen an Mendels sohn erinnert. Jürgen Ostmann